Dialog

Landratskandidatinnen im Austausch mit der Jugend – Respekt trotz klarer Unterschiede

Podiumsdiskussion Realschule Rain Bild: Stephan Geist
Die Staatliche Realschule Rain lud zwei Landratskandidatinnen ein, um mit den Zehntklässlern über Frauen in der Politik und kommunalpolitische Themen zu diskutieren.

Die Staatliche Realschule Rain begrüßte zwei besondere Gäste. Die zwei Landratskandidatinnen Claudia Müller (SPD) und Claudia Marb (CSU) stellten sich den zahlreichen Fragen der 10. Klässler. Organisiert wurde die Podiumsdiskussion „Die Zukunft im Landkreis Donau-Ries – Frauen in der Politik“ von der Lehrkraft Verena Obel im Rahmen des Faches Politik und Gesellschaft. Vier Schülerinnen und Schüler aus den 10. Klassen übernahmen zusammen mit Frau Obel die Moderation.

Zunächst schilderten beide Kandidatinnen ihren politischen Weg als von Rückschlägen geprägt und nicht geradlinig. Frau Müller berichtete von ihrer zunächst erfolglosen Kandidatur für den Harburger Stadtrat, Frau Marb von den besonderen Hürden für Frauen in einer oft männlich dominierten Politik. Persönlich beschrieb sich Müller als „durchsetzungsstark“, Marb als „mutig, schlau und hartnäckig“. 

Einig waren sich beide: Diese Eigenschaften brauche es, um als Frau gehört zu werden – denn Qualifikationen, Familienstand oder Aussehen würden bei ihnen stärker bewertet als bei Männern. Auch Erfahrungen mit Drohungen thematisierten beide Frauen offen.

Nach ihrem potenziellen Superheldinnen-Namen gefragt, antwortete die CSU-Politikerin „Super Magic Mum“, die Kandidatin der SPD verortete sich auf Nachfrage mit einem Lächeln im Bild des Kreistags-Klassenzimmers: „Früher Rebellin, heute Streberin“.

Per Handzeichen entschieden die Schülerinnen und Schüler über die Themen der Kommunalpolitik: Freizeit- und Jugendangebote und auch bezahlbarer Wohnraum waren die Favoriten – Bereiche, die beiden Kandidatinnen am Herzen liegen. 

Marb betonte ihre Erfahrungen als stellvertretende Landrätin und Mutter von vier Kindern. So möchte sie das 50/50-Taxi-Ticket ausbauen, bei dem der Landkreis die Hälfte der Taxikosten für junge Menschen übernähme, um sichere Heimwege zu fördern. 

Müller verwies auf ihr Engagement für Jugendprojekte im Harburger Raum, sprach sich für ein Comeback der U16-Discos und für eine stärkere Rolle des Kreisjugendrings aus. Auf Nachfrage hieß es von beiden: Oft scheitere die Umsetzung an der Finanzierung.

Beim Wohnraum könne nach Angaben der Teilnehmerinnen das Landratsamt nur Anreize geben – gebaut werde in den Kommunen. Gefragt nach ihren wichtigsten politischen Themen bei einer erfolgreichen Kandidatur, versprach Claudia Müller sich für einen Bürokratieabbau und eine Stärkung des ÖPNVs einzusetzen. Claudia Marbs Fokus läge auf der Förderung des Ehrenamts und einer Verbesserung der ärztlichen Versorgung im ländlichen Raum.

Bei Fragen zu bundespolitischen Themen traten deutliche Unterschiede zutage – aber in ruhigem und wertschätzendem Ton: die Wehrpflicht hält Marb angesichts der Bedrohungslage für nötig, ergänzt um ein verpflichtendes Gesellschaftsjahr für alle. Die SPD-Politikerin lehnt die Wehrpflicht ab und würde auf eine Stärkung der Attraktivität der Bundeswehr setzen. Ein Wahlrecht ab 16 bejahte Müller auch mit Blick auf das Interesse an dieser politischen Debatte, Marb sprach sich dagegen aus. 

Zur Begründung erklärte sie, Jugendliche hätten in dieser Lebensphase andere Prioritäten als politische Themen, wie Schule, Ausbildung oder Freunde. Viele Fragen konnten aus Zeitmangel nicht mehr gestellt werden. Besonders deutlich war am Ende jedoch eines - wie essenziell gegenseitiger Respekt im Dialog für einen konstruktiven Austausch ist. (dra)