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Hinsichtlich des neuen Nördlinger Hallenbads hat der Stadtrat am Donnerstag entschieden, sich noch nicht festlegen zu wollen, ob das Grundmodul ein Becken mit fünf oder sechs Bahnen enthalten soll.

In der letzten Sitzung vor der Sommerpause ging es nochmals vordergründig um das Prestigeprojekt Hallenbad, das der Stadtrat in jedem Fall auf den Weg bringen will, Corona hin oder her. Grundsätzlich ist man sich fraktionsübergreifend über die Inhalte des Raumprogramms einig: Schwimmerbecken, Lehrschwimmbecken, kleine Rutschenlösung, Baby- und Kleinkinderbecken, vier Sammelumkleiden, acht Familienumkleiden, 18 Regelumkleiden, 20 Duschen, sowie die Sauna als wichtigstes Extra-Modul. Aber der Teufel liegt bekanntlich im Detail. Der Streitpunkt ist die Zahl der Bahnen im Schwimmerbecken: Während die Stadtverwaltung auf Anraten von Experten auf fünf Bahnen drängt, wollen Teile des Stadtrats in jedem Fall sechs Bahnen.

Was gegen die sechste Bahn spricht

„Der Vorschlag der Verwaltung ist am Bedarf ausgerichtet“, so Oberbürgermeister David Wittner. Der Sachgebietsleiter Hochbau bei der Stadt Nördlingen, Jürgen Eichelmann, sowie der Sachgebietsleiter der Liegenschafts- und Sportabteilung Karl Stempfle erläuterten in ihren Sachvorträgen nochmals eindringlich, warum die Verwaltung auf fünf Bahnen drängt. Unterstützung bekamen Sie von zwei Experten: Bei der Sitzung dabei waren Thomas Meier, Geschäftsführer der GMF GmbH & Co. KG, die u.a. die Potentialanalyse für das neue Bad erstellt hat, sowie per Videoschalte Jens-Wilhelm Brand, Geschäftsführender Gesellschafter der Constrata Ingenieur-Gesellschaft mbH, die den noch auszulobenden Architektenwettbewerb begleiten wird.

Für das von GMF errechnete Potential von 40.000 öffentlichen Besuchern pro Jahr reichen laut Meier fünf Bahnen vollkommen aus. Da Bäder bis auf kleinste Ausnahmen immer defizitär seien, sei man gut beraten, sich an den Grundsatz „so groß wie nötig, so klein wie möglich“ zu halten.

Die Mehrkosten einer sechsten Bahn hatte Eichelmann anhand eines Beispiels errechnet. Ihm zufolge ist der Bau eines Bades mit Sechs-Bahn-Becken circa 1,9 Millionen Euro teurer als eines mit Fünf-Bahn-Becken. Die Betriebskosten würden allein durch die sechste Bahn um 150.000 Euro pro Jahr steigen – aus Sicht der Stadtverwaltung unfinanzierbar. Karl Stempfle merkte an, dass alle Nutzergruppen (Sportverein, Freizeitschwimmer, Schulschwimmen, Senioren) auf fünf Bahnen zurechtkommen können. Besonders das geplante Lehrschwimmbecken mit variablem Hubboden und circa 100 m² Wasserfläche werde das Hauptschwimmbecken entlasten.

Hinsichtlich des Wunsches des 1. Schwimmvereins Nördlingen, auf sechs Bahnen zu gehen, meinte Stempfle, dass die Leistungen des Vereins ohne Umschweife anerkannt würden. Allerdings müsse man sich damit abfinden, mit einer etwas verkleinerten Wasserfläche im Trainingsbetrieb (vier statt fünf Meter) zurechtkommen zu müssen. „Es ist nicht gerechtfertigt, einem Verein absolut ideale Bedingungen zu bieten und dafür Millionen öffentlicher Gelder herzunehmen“, so Stempfle. Im Übrigen hätten nur acht Prozent der circa 2500 Hallenbäder in Deutschland eine sechste Bahn.

Stadtrat bleibt gespalten

Im Folgenden richteten die Mitglieder des Stadtrats zahlreiche Fragen an Eichelmann, Stempfle und die Experten, z.B. über die Belastbarkeit der Potentialanalyse (Helmut Beyschlag, PWG), das Gefahrenpotential des Hubbodens im Lehrschwimmbecken (Dr. Cathrin Schnell, Frauenliste) und zur separaten Betreibbarkeit von Schwimmbad und einer eventuellen nachträglich angebauten Sauna (Thomas Mittring, PWG). Nachdem OB Wittner sich mit den Fraktionssprechern gesondert ausgetauscht hatte, wurden die Stellungnahmen abgegeben.

Steffen Höhn (CSU) sagte, seine Fraktion sei weiterhin für sechs Bahnen. Das Hallenbad sei immer ein Zuschussgeschäft, egal wie viele Bahnen man macht. Dass nur acht Prozent der deutschen Hallenbäder eine sechste Bahn hätten, sei für ihn ein Argument, sie zu bauen. Thomas Mittring (Stadtteilliste) gab zu Protokoll, dass die heute gehörten Argumente nur den Schluss zuliessen, dass fünf Bahnen reichen werden. „Die Kostenunterschiede stimmen uns nachdenklich“, so der Fraktionssprecher. Dass man die Sauna nicht sofort mit umsetzen könne sei schade.

Helmut Beyschlag (PWG) meinte, es sei ein Grund zur Freude, dass man jetzt den Mut aufbringe, dieses Projekt endlich umzusetzen. Dennoch müsse man finanziell verantwortlich handeln. Man könne nicht einfach sagen, „was die Fachleute sagen interessiert uns nicht“. Seine Fraktion sei dafür, im Architektenwettbewerb mit fünf Bahnen planen zu lassen, sich aber die Option auf eine sechste Bahn offen zu halten.

Wolfgang Goschenhofer (Grüne-Frauenliste) sah bei fünf Bahnen „erhebliche Nachteile“ bei der Wasserfläche, hinsichtlich der Priorisierung der Sauna sei seine Fraktion sich uneins. Gabriele Fograscher (SPD) schließlich bezeichnete den Verwaltungsvorschlag als „eindeutig und überzeugend“, man müsse die Kosten im Blick behalten – auch sie favorisiere den Kompromissvorschlag.

Die Abstimmung brachte dann auch das Ergebnis, dass im Wettbewerb ein Bad mit Fünf-Bahn-Becken ausgeschrieben wird, mit der Option auf eine sechste Bahn – die Abstimmung ging 27 zu 4 aus. Festgehalten wurde außerdem mit großer Mehrheit, dass eine Sauna als erstes Zusatzmodul oberste Priorität bekommen und so schnell wie möglich umgesetzt werden soll.