5. März 2022, 11:59
Demonstration

Marsch für Frieden, Solidarität und Wissenschaft

Ein friedlicher Marsch bewegte sich am Freitagabend durch Nördlingens Innenstadt. Bild: Maximilian Bosch
Circa 60 Personen folgten am Freitagabend dem Aufruf der Grünen Jugend und der Jusos Donau-Ries, mit einem weiteren Protestzug durch Nördlingen ein Zeichen für die Wissenschaft und für gesellschaftlichen Zusammenhalt zu setzen. Im Hinblick auf den Ukraine-Krieg sprachen sich die Teilnehmer*innen auch für Frieden und Demokratie aus.

Unter den Augen eines beachtlichen Polizeiaufgebots startete die Demonstration um 18:30 Uhr am Nördlinger Marktplatz. MdB Christoph Schmid (SPD) konnte nicht wie angekündigt teilnehmen und wurde von der Stadträtin und früheren Bundestagsabgeordneten Gabriele Fograscher vertreten, die Schmids vorbereitete Rede vortrug. Schmids Gedanken seien im Moment bei den Menschen in der Ukraine, „deren Heimat gerade durch einen gnadenlosen Angriffskrieg Putins zerstört wird.“ Die Zahl der Menschen, die sich in Europa und der ganzen Welt mit der Ukraine solidarisch zeigen, sei überwältigend. Vermutlich könne Putin mit seiner Armee den Krieg kurzfristig gewinnen, langfristig habe er aber die Länder Europas und die NATO geeint und den Beweis geliefert, dass die Demokratie das überlegene Gesellschaftsmodell sei.

Kritik an Querdenker-Bewegung

In diesem Zusammenhang seien so manche Kommentare bezüglich der Maßnahmen gegen die Corona-Pandemie anmaßend, hieß es in Schmids Manuskript mit Blick auf die sogenannten „Spaziergänge“. Es gebe Menschen, die sich dabei auf das Grundgesetz berufen, ohne es jemals gelesen zu haben, Politikerinnen und Politiker aufs Übelste beleidigen und für sich selbst das Recht auf freie Meinungsäußerung reklamieren, das gleiche Recht aber anderen nicht zubilligen.

Das weltweite Ziel, Corona zu besiegen, kann laut Schmid nur durch Zusammenhalt erreicht werden. Nicht alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Querdenker-Märsche seien aus der rechten Ecke, aber der Ton vieler E-Mails, die von diesen an Schmid gesendet werden, sei von den gleichen Formulierungen und Narrativen wie in der rechten Szene geprägt. „Lassen Sie uns entschieden denjenigen entgegentreten, die Verunsicherung nutzen, um menschenverachtende Verschwörungserzählungen in die Welt zu setzen“, las Fograscher vor. Entgegentreten wolle Schmid außerdem denen, die Fachwissen und Forschung als Pharmalobbyismus bezeichnen, Journalistinnen und Journalisten einschüchtern und rechte Parolen und Zeichen verbreiten. Stattdessen gelte für diejenigen einzutreten, die kranke Menschen gepflegt und geheilt haben, Impfstoffe entwickelt haben, für Mitglieder der Polizei, Rettungskräfte und Verwaltungen und alle, die den Zusammenhalt in der Gesellschaft fördern.

Ungeimpft bleiben ist wie Autofahren ohne Gurt

Leopold Fürst, politischer Sprecher der Grünen Jugend Donau-Ries, sprach sich für die Impfung bzw. die Impfpflicht aus. Er erinnerte an die Einführung der Anschnallpflicht im Straßenverkehr in den Siebzigern – eine zweifellos sinnvolle Pflicht, die aber ebenfalls auf große Skepsis und Widerstand stieß. „Bitte schnallt euch endlich an – lasst euch impfen“, war sein Appell an alle Impfskeptiker*innen. Bezüglich des Kriegs in der Ukraine rief Fürst dazu auf, sich als demokratische Gemeinschaft hinter die Menschen in der Ukraine zu stellen.

Der Vorsitzende der Jusos Donau-Ries Robert Baumann sprach über die Desinformation, die vom Kreml ausgeht. „Putin versucht, unser demokratisches System zu destabilisieren“, sagte Baumann. Russia Today verbreite in Deutschland Verschwörungstheorien und Impfskepsis, in Russland sei der Sender aber stark pro Impfung. 

Zwischen den Redebeiträgen fand der eigentliche Marsch statt, der sich begleitet von der Polizei vom Marktplatz durch die Eisengasse, Löpsinger Straße, Bei den Kornschrannen, Drehergasse, Brettermarkt, Hallgasse, Weinmarkt und Polizeigasse zurück zum Marktplatz bewegt. Dabei blieb es aus Rücksicht auf die Anwohnerschaft still.

Die Redebeiträge wurden am Marktplatz vor und nach dem Marsch vorgetragen. Bild: Maximilian Bosch