Für Sabrina Lawatschka war es erst der dritte Marathon und der erste Ultramarathon. Immer am Wochenende nach dem 13. August, an dem Tag an dem 1961 mit dem Bau der Berliner Mauer begonnen wurde. Der Anmeldebeginn zu diesem geschichtsträchtigen Lauf war der Zeitpunkt an dem die Mauer "gefallen" war, nämlich am 9. November, 18:57 Uhr. Schirmherr der 100MeilenBerlin war der frühere DDR-Bürgerrechtler Rainer Eppelmann. Zu diesem Wettbewerb waren lediglich 555 Einzelläufer und insgesamt 190 verschieden starke Staffeln zugelassen. Deshalb war der Wettbewerb auch bereits nach wenigen Stunden ausgebucht.
Der Lauf wird jedes Jahr in Erinnerung an einen an der Grenze ermordeten oder zu Tode gekommenden Menschen durchgeführt, dieses Jahr an Günter Wiedenhöft, der bei seinem zweiten Fluchtversuch nach dem Durchtrennen des Grenzzaunes im Griebnitzsee ertrank. 2025 stand bereits die 13. Auflage des Laufs an. Der Start wurde kurzfristig von der Werner-Kluge-Sportanlage in den Friedrich-Ludwig-Jahnsportpark im Stadtteil Prenzlauer Berg verlegt.
Im Uhrzeigersinn entlang dem Mauerweg in Berlin
Für die 578 angemeldeten Einzelläufer war der Start bereits um 6:00 Uhr - sie wurden pünktlich mit Shuttle Bussen zum Startort gebracht. Für die Staffelläufer war der Start je nach Größe der Staffel zwischen 7:00 und 8:00 Uhr. Vor dem Start konnten von den Läufer*innen an bis zu drei Stationen Drop-Bags mit evtl. benötigten Dingen abgegeben werden, insbesonders die Ausrüstung für die Nacht, was auch Pflicht war.
Vom Friedrich-Ludwig-Jahnsportpark ging es dieses Jahr im Uhrzeigersinn dem Mauerweg entlang, zuerst durch viel befahrene Straßen mit Ampelkreuzungen, die Verkehrsregeln mussten zwingend beachtet werden, Richtung Brandenburger Tor, Regierungsviertel, der "Eastside Gallerie" entlang zum "Check Point Charly". Der kompletten ursprünglichen Grenze Westberlins entlang, an dem auch die Grenzsoldaten ihre Streife gingen. Viel durch kleinere Stadtteile von Berlin, bzw. Ortschafften die nicht mehr zu Berlin gehören und Potsdam. Ein Großteil der Strecke führte durch Wald und Felder, verschiedenen Seen und Flüssen entlang. Von Großstadtflair war an den meisten Stellen nichts zu ahnen, ebenso an den Wegen, die aus Asphalt, Kopfsteinplaster, Plattenbelag, Kies- und Graswege, Waldwege und Trampelpfaden bestanden. Nachts wurde es besonders gefählich weil der Untergrund erst spät erkennbar wurde. Am Ende der Strecke ging es wieder zurück in den Friedrich-Ludwig-Jahnsportpark zum Ziel.
Nördlinger Duo erreicht Ziel nach fast 24 Stunden
Alle 6 bis 9 Kilometer waren gutsortierte Verpflegungsstationen vorhanden, an denen es alles gab was das Läuferherz begehrt. An der vorletzten Drop-Bag-Station bei Km 92 am Schloss Sacrow musste für die meisten der Läufer die Ausrüstung für die Nacht, Stirnlampe und Warnweste angelegt, bzw. mitgeführt werden, die ab 21:00 Uhr Pflicht war. Bei einbrechender Dunkelheit ging es gleich wieder durch mehrere Wälder, in denen es alleine oft unheimlich wirkte. Bei den Einzelläufern erreichten lediglich 348 das Ziel im Zeitlimit von 30 Stunden.
Den Lauf als Einzelläufer gewann der Schweizer Pascal Rüeger in 12:37:14 Stunden mit neuem Streckenrekord trotz der um einen Kilometer längeren Strecke. Vierte und erste Frau war die Vorjahressiegerin Maria Carmen Serrano Pérez in 13:59:38 Stunden. In einer 2er Staffel beteiligten sich vom Lauftreff des TSV Nördlingen Sabrina Lawatschka und Hans Niederhuber. Von den 39 angemeldeten 2er Staffeln erreichten 34 das Ziel im Zeitlimit von 27 Stunden. Das Nördlinger Duo ereichten nach 23:27:15 als 30. Staffel das Ziel. Sabrina Lawatschka startete um 7:00 Uhr im Friedrich-Ludwig-Jahnsportpark und legte ihre rund 92 Kilometer in 14:11:19 Stunden zurück. Die letzten 12 Kilometer wurde sie bereits von Hans Niederhuber begleitet. Nach 92 Kilometer lief dann Hans Niederhuber alleine bei einbrechender Dunkelheit weiter bis ins Ziel, das er um 6:27 Uhr am Sonntag früh erreichte. Der "Wettergott" meinte es gut mit den Läufern, denn am Freitag herrschten noch Temperaturen von 35 Grad und am Laufsamstag lediglich noch maximal 20 Grad. In der Nacht schon fast kühl.
Weitere Ergebnisse unter https://www.100meilen.de/ergebnisse/ Die Siegerehrung der Staffeln fand bereits am Sonntag Vormittag im Friedrich-Ludwig-Jahnsportpark statt. (dra)