Nach den Impulsvorträgen tauschten sich die Teilnehmenden angeregt in den Räumlichkeiten des TTZ Data Analytics in Donauwörth zum Stand der Digitalisierung in der Lebensmittelbranche aus. Bild: Alexander Lehner/THA
Bei der Veranstaltung „Lebensmittelbranche vernetzt“ am 17. Oktober fanden sich Vertreter*innen der Branche am TTZ Data Analytics der Technischen Hochschule Augsburg (THA) in Donauwörth ein.

Dabei stand der Austausch zu Herausforderungen und Chancen der Lebensmittelindustrie hinsichtlich neuester Technologien im Vordergrund. In den Vorträgen ging es um die Digitalisierung in der Milchindustrie und der Kartoffelproduktion.

Am Technologietransferzentrum (TTZ) Data Analytics in Donauwörth finden regelmäßig Veranstaltungen für die überregionale Wirtschaft statt. Bei der Reihe „Data Analytics im Donau-Ries“ behandelt jede Veranstaltung ausgewählte, aber branchenübergreifende Anwendungsbereiche der Digitalisierung. Am 17. Oktober stand zum ersten Mal eine Veranstaltung für eine bestimmte Branche auf dem Programm.

Bei „Lebensmittelbranche vernetzt: Künstliche Intelligenz, Digitalisierung, Data Analytics“ trafen sich Vertreter:innen aus dem Ernährungssektor zum Austausch über den Stand der Digitalisierung und die Potenziale, die durch die gezielte Zusammenarbeit von angewandten Forschungseinrichtungen wie dem TTZ und Unternehmen gehoben werden können. Die Teilnehmenden stammten aus verschiedensten Organisationen des bayerischen Ernährungssektors, unter anderem der Destilla GmbH, der HiPP Gmbh & Co. und Persönlichkeiten aus Landwirtschaft, Behörden und spezialisierten Digitalisierungsanbietern.

Prof. Dr. Björn Häckel, Leiter TTZ Data Analytics der THA, sagt: „Die Lebensmittelbranche steht vor vielschichtigen Herausforderungen. Nicht nur müssen die einzelnen Unternehmen an einem dynamischen Markt bestehen, den wandelbare Ernährungstrends und große Player bestimmen. Sie müssen sich gleichzeitig in Richtung Nachhaltigkeit weiterentwickeln und zudem ihrem Versorgungsauftrag auch angesichts der zahlreichen Krisen unserer Zeit nachkommen. Der Einsatz neuester Technologien ist hier ein Baustein, um diesen zentralen Sektor in Bayern auch in Zukunft wettbewerbsfähig zu halten. Mit unserem Angebot am TTZ in Donauwörth wollen wir diese Innovationen in die Betriebe und Unternehmen aller Größen bringen – ob Bio-Hof, Einzelhändler oder große Molkerei.“

Die wissenschaftlichen Mitarbeitenden am TTZ Data Analytics sprachen über aktuelle Projekte zur Digitalisierung in der Milchindustrie und der Kartoffelproduktion, die gemeinsam mit dem Institutsteil Wirtschaftsinformatik des Fraunhofer Instituts für angewandte Informationstechnik (Fraunhofer FIT) durchgeführt wurden.

Digitalisierung in der Milchindustrie: Zwischen Wettbewerb und Kollaboration

In einem Leuchtturmprojekt arbeiten die wissenschaftlichen Mitarbeiter Thomas Kreuzer und Sebastian Duda gemeinsam mit Milchverbänden und Molkereien an einer Verbesserung der Bedarfsplanung mittels Künstlicher Intelligenz (KI). So soll der Milchausschuss minimiert und damit Ressourcen eingespart werden. Hierbei sollen zukünftig insbesondere Daten aus mehreren Molkereien für ein kollaboratives Training eines Bedarfsprognosemodells eingesetzt werden.

Das Besondere: Trotz des gemeinsamen Trainingsansatzes behält jede Molkerei die volle Kontrolle über ihre Daten und kann die der anderen nicht zurückverfolgen. Hierfür werden sogenannte Privacy Enhancing Technologies (PETs) eingesetzt. Sie ermöglichen es auf sensitiven Informationen zu arbeiten, ohne diese offenzulegen. Damit sind neue Ansätze der Zusammenarbeit möglich, welche bisher aus Gründen der Vertraulichkeit nicht möglich waren. So bleibt der Wettbewerb gewahrt und eine gemeinsame Arbeit von verschiedenen Molkereien ist trotzdem möglich.

Digitalisierung in der Kartoffelproduktion: H2pOmmes

Im Projekt H2pOmmes stellte der wissenschaftliche Mitarbeiter Tim Werner die datenbasierte Analyse und visuelle Aufbereitung des Wasserverbrauchs in der Produktion von Kartoffelprodukten vor. Ziel war ein bewussterer und sparsamerer Umgang mit Wasser. Hierzu wurde der Wasserverbrauch mittels Zählern entlang der Produktion erfasst, historische Daten mit Expert:innen aus dem Partnerunternehmen diskutiert sowie KI- und datenbasiert einer Ursache-Wirkungsanalyse und Pattern- Identifikation durchgeführt.

Die hieraus abgeleiteten Maßnahmen bewirkten insgesamt eine Einsparung von etwa 14 Prozent des Wasserverbrauchs – innerhalb einer Projektlaufzeit von wenigen Wochen. Im Folgeprojekt soll das konzipierte Dashboard – eine einfach nutzbare Übersicht der gesammelten Daten – unternehmensweit ausgerollt und um Strom- und Dampfdaten erweitert werden. (pm)