„Zeig mir wie du baust, und ich sage dir, wer du bist.“ Der 1871 in München geborene Dichter Christian Morgenstern könnte diesen weisen Spruch problemlos auch heute wiederholen. Man müsste aktuell nur noch ergänzen: „… und was du beruflich machst oder auf dem Konto hast.“ Seit jeher ist der Hausbau eine teure Angelegenheit und die mit Abstand größte finanzielle Entscheidung im Leben vieler Bürger. Sie will wohlüberlegt sein – und finanziell gut geplant. Denn trotz des mancherorts leichten Rückgangs in den vergangenen Jahren rangieren die Immobilienpreise in Deutschland auf historisch hohem Niveau – auch in unserer Region. Hinzu kommen gestiegene Zinskosten – und durch die Decke schießende Preise für Energie und auch Strom. Früher galt einzig „Lage, Lage, Lage“ als wichtiger Faktor für die Wahl der richtigen Immobilie. Heute kommt definitiv der energetische Zustand eines Hauses oder einer Eigentumswohnung hinzu.
KfW und BAFA sind die neuen Lieblinge deutscher Bauherren
Zum Glück und zur eigenen finanziellen Entlastung können Käufer von Häusern oder Eigentumswohnungen aus einer Vielzahl von Programmen schöpfen: Neben vielen kommunalen Angeboten tun sich dabei vor allem die staatliche Förderbank KfW und das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle, kurz: BAFA, hervor. Beide bieten eine Vielzahl unterschiedlicher Programme, die sich auch kombinieren lassen – und mit denen sich auch Bestandsbauten auf das klima- und energieseitig erforderliche Niveau von Normen wie DIN 18599 oder des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) bringen lassen.
Die KfW fördert die Sanierung und den Kauf eines frisch sanierten „Effizienzhauses“. Das Effizienzhaus ist nach der Definition der Förderbank in Frankfurt am Main „ein technischer Standard, den wir in unseren Förderprodukten nutzen. Unterschiedliche Zahlenwerte geben an, wie energieeffizient ein Gebäude im Vergleich zu einem Referenzgebäude ist. Dabei gilt: Je niedriger die Zahl, desto höher ist die Energieeffizienz.“ Die KfW unterstützt alle energetischen Maßnahmen, die zu einer „Effizienzhaus-Stufe 85“ oder besser beziehungsweise zur „Effizienzhaus-Stufe Denkmal“ führen. Dazu gehören auch Baunebenkosten und Wiederherstellungskosten.
Beim „Effizienzhaus 85“ handelt es sich um ein Gebäude, das im Vergleich zu einem Referenzgebäude nur 85 Prozent des Primärenergiebedarfs benötigt – und damit 15 Prozent weniger Energie verbraucht als ein Gebäude, das den Mindeststandards des deutschen Gebäudeenergiegesetzes entspricht. Voraussetzung, damit das Geld von der KfW fließt: Der Bauantrag oder die Bauanzeige des Wohngebäudes liegt zum Zeitpunkt des Antrags mindestens fünf Jahre zurück. Die KfW beteiligt sich auch an den – überschaubaren und höchst lohnenden – Kosten für eine Fachplanung und Baubegleitung durch eine Energieeffizienz-Expertin oder einen Energieeffizienz-Experten.
Ohne fachkundige Beratung ist das Vorhaben Energieeffizienz zum Scheitern verurteilt
„Die Angebote der Energieberater reichen dabei von der überschaubaren Berechnung einzelner Wärmebrücken – etwa im Bereich von Fenstern und Türen – über die Heizlastberechnung bis hin zum kompletten individuellen Sanierungsfahrplan für ein Einfamilienhaus. Auf Wunsch begleiten die Experten auch die energetischen Umbauarbeiten. Denn anders als etwa beim Anlegen des Vorgartens oder dem Anstrich des Wohnzimmers können alle, die nicht vom Energiefach sind, kaum beurteilen, ob die Arbeiten an der neuen Wärmepumpe beispielsweise routiniert ablaufen oder es ein Problem gibt“, sagt André Heid. Er ist Geschäftsführer von Heid Immobilien, Ingenieur und Energieberater.
Effizienzhausstandard 85? Darüber kann mancher Hausherr und manche Hausdame in der Region Donau-Ries vermutlich nur noch milde lächeln. Der Trend geht eindeutig in Richtung „KfW-40-Haus“. Ein solches Gebäude benötigt nur noch 40 Prozent der Primärenergie eines vergleichbaren Neubaus gemäß Gebäudeenergiegesetz. Die KfW bietet zinsgünstige Kredite für den Neubau oder Erstkauf eines „EH 40“ an. Wer eine ältere Immobilie energieeffizient zum EH 40 modernisiert, kann zusätzlich ein Darlehen mit bis zu 45 Prozent Tilgungszuschuss erhalten. Die Programme der KfW werden regelmäßig angepasst – vor einem Bauvorhaben sollten Interessierte daher den aktuellen Stand der Programme auf der Website der Förderbank überprüfen.
Doch ganz so einfach wird aus einem normalen Haus kein „EH 40“: Um die Champions League der Energieeffizienz zu erreichen, sind eine hervorragende Wärmedämmung, erneuerbare Energien und smarte Haustechnik notwendig. Die Vorplanungen, um ein solches Niveau an Energieeffizienz zu erreichen, sind hoch. Daher sollten sich Interessierte frühzeitig mit Energie- und Bausachverständigen zusammentun und vor allem die Anträge auf Förderung einreichen und freigegeben bekommen, bevor die ersten Fachhandwerker anrücken. Neben der KfW-Förderung spielen auch die Angebote der BAFA eine wichtige Rolle im Bereich der Immobilienförderung. Beim Neubau können sich Interessierte zwar nicht aus die Programme der BAFA stützen, sehr wohl aber bei Sanierung oder Modernisierung bestehender Gebäude. Das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle fördert verschiedene Maßnahmen, vor allem im Bereich der Energieeffizienz. Bezuschusst werden etwa der Einbau effizienter Heizungsanlagen, der Austausch alter Heizungen und die Installation von Anlagen zur Nutzung erneuerbarer Energien. Die Zuschüsse werden direkt über das BAFA-Portal beantragt. Die Anträge auf Fördergeld der KfW laufen dabei über die jeweilige Hausbank oder Sparkasse. André Heid: „Es ist ratsam, sich vorab umfassend beraten zu lassen und die individuellen Fördermöglichkeiten zu prüfen.“