Familienwurzeln

Ein Besuch in der Heimat der Vorfahren

Besuchten bei ihrer Deutschlandreise auch das Stadtmuseum in Nördlingen (v.l.): Dorit Mire, Yoram Mire, Noa Mire und Roni Pappenheimer gemeinsam mit Museumsleiterin Andrea Kugler. Bild: Andrea Kugler, Stadtmuseum
In der Ausstellung „Matzen täglich frisch“ im Nördlinger Stadtmuseum kommt auch die Familie Pappenheimer vor. Der Nachfahren waren nun zu einem Besuch in der alten Heimat.

Drei Anläufe benötigten Roni Pappenheimer aus Haifa und sein Cousin Yoram Mire aus Moshav Sarona in Israel, um endlich Nördlingen, die Stadt ihrer Vorfahren und die Ausstellung „Matzen täglich frisch“ im Stadtmuseum besuchen zu können. Ihr Urgroßvater Moritz Pappenheimer kam 1892 aus Oberdorf bei Bopfingen nach Nördlingen. Er errichtete eine Schnittwarenhandlung in der Drehersgasse 5, später das „Manufakturwaren- und Damenkonfektionsgeschäft“ in der Schrannenstraße 2, das heutige Kaufhaus „Steingass“.

Moritz‘ jüngerer Sohn Heinrich, der sich später Heinz nannte, führte eine Filiale des Familiengeschäfts in Aalen und gründete dort eine Familie. 1938 zwang ihn der nationalsozialistische Rassenwahn des „Dritten Reichs“ in das Konzentrationslager Dachau. Nach der Freilassung floh Heinz mit Frau und den zwei Kindern Siegfried und Ruth ins damalige Mandatsgebiet Palästina.

Eine Anreise mit Hindernissen

Siegfrieds Sohn, Roni Pappenheimer und Yoram Mire, der Sohn von Siegfrieds Schwester Ruth, wollten sich schon 2023 auf den Weg machen, um die Ausstellung im Stadtmuseum und die frühere Heimat ihrer Familie zu besuchen. Doch der Überfall der Hamas auf Israel machte ihre Pläne zunichte. Auch ein zweiter Reiseversuch 2024 scheiterte. Selbst beim dritten Anlauf, nach Deutschland zu kommen, waren die Bedingungen schwierig.

Glücklich, dass es nun endlich gelang, besuchten Yoram Mire zusammen mit Ehefrau Dorit und Tochter Noa und Yorams Cousin Roni Pappenheimer nicht nur Nördlingen, sondern auch Augsburg, Aalen, Oberdorf und Rothenburg. Beeindruckt waren die Besucherinnen und Besucher von den Fachwerkhäusern und der Sauberkeit auf den Straßen und öffentlichen Plätzen.

Museumsleiterin Andrea Kugler freute sich darüber, dass der Besuch in der verlängerten Ausstellung nun doch noch zustande kam. Schließlich wird auch die Geschichte der Familie Pappenheimer darin berührt. Nach der Museumsbesichtigung waren sich alle einig: Ausgrenzung, Gewalt und Krieg lösen keine Probleme, sondern werfen einen langen, bedrückenden Schatten auf zukünftige Generationen.

Die Pappenheimer-Nachfahren haben viel Neues erfahren und waren dankbar, dass sie Plätze und Orte sehen konnten, an denen ihre Familie einstmals gelebt hat. So manch tradierte Familienerzählung bekommt nun Gestalt und wird dadurch viel besser verständlich. Vieles wird aber auch noch nach der Rückkehr in Israel nachklingen. (dra)