von links: Georg Wiedemann (2. Vorsitzender AWO), Simone Strohmayer (MdL), Gabriele Fograscher (1. Vorsitzende AWO), Manuela Hofmann-Scherrers, Oberbürgermeister David Wittner und Horst Winter (2. Vorsitzender Präsidium AWO Schwaben) Bild: Rita Ortler
Zu einem sehr interessanten Vortrag hatte die Arbeiterwohlfahrt (AWO), Ortsverein Nördlingen geladen.

Unter dem Titel „Die Unsichtbaren – Frauen in Nördlingen“ stellte Frau Manuela Hofmann-Scherrers ihre gut recherchierte Forschungsergebnisse zur Stellung der Frau in früheren Jahren in Leben, Alltag und Politik im Hinblick auf Nördlingen vor. Sie begann in der Mitte des 19. Jahrhunderts und belegte mit Fakten, dass es ganz normal war Frauen nur als Frau und Mutter wahrzunehmen. Ohne Beruf oder Ausbildung war es dann für sie besonders schwer für sich oder auch die Kinder zu sorgen, wenn der Mann sich aus der Ehe „verabschiedete“, ob durch Tod, Krankheit oder auch Trennung. Kinder wurden oft in den Waisenhäusern zur Pflege untergebracht, obwohl sie gar keine Waisen waren.

Dieses Schicksal drohte auch Frauen aus der besseren Schicht; nach dem Aufbrauchen der Mittel mussten oft Bettelbriefe an den Rat der Stadt geschrieben werden, um ein Überleben zu sichern. In den politischen Gremien wurden die Interessen der Frauen auch nicht vertreten, denn da waren sie nicht vorhanden. Auch in den Akten der Stadt tauchten Frauen nicht auf, fast wie wenn es sie nicht gegeben hätte. Erst als Dora Schlicht – deren ebenso bemerkenswerten wie leidvollen Lebensweg die Referentin besonders darstellte – von der Nördlinger SPD aufgestellt und als erste Frau in den Nördlinger Stadtrat einzog, gab es ein, je nach Partei kürzeres oder längeres, Umdenken und mehr wurden Frauen aufgestellt und letztendlich auch gewählt. Mit der Präsenz der Frauen im Rat wurden auch die Bedürfnisse von Frauen und Familien in der Stadt mehr wahrgenommen. „Es lohnt sich für seine Rechte einzustehen“, schloss Manuela Hofmann-Scherrers ihren Vortrag, für den sie reichlichen Befall erhielt.

Positiv äußerten sich auch die geladenen Ehrengäste. Horst Winter als stellvertretender Vorsitzender des Präsidiums betonte, dass man den Blick nicht oft genug auf die Frauen lenken kann, die wertvolle Arbeit leisten und doch nicht wirklich gesehen werden. Auch Simone Strohmayer (MdL) in ihrer Funktion als Gleichstellungsbeauftragte sieht auch in unserer Zeit noch immer Bedarf den Frauen mehr zuzutrauen und ihnen auch die verdiente Aufmerksamkeit – in welcher Form auch immer – zukommen zu lassen. Oberbürgermeister Wittner fasste zusammen „Ein Blick in die Geschichte zeigt oft, dass wir doch eigentlich heute zufriedener und dankbarer sein könnten“ und bedankte sich bei der AWO Nördlingen und den beiden Vorsitzenden Gabi Fograscher und Georg Wiedemann für ihr Engagement. (pm)