Am vergangenen Sonntag wurde das neue Löschfahrzeug der Freiwilligen Feuerwehr Nördlingen geweiht. Bild: Doris Dollmann
Musikalisch stilvoll umrahmt von der Nördlinger Knabenkapelle wurde am Sonntag das neue mittlere Löschfahrzeug der Nördlinger Freiwilligen Feuerwehr gesegnet.

Die durchaus andere Weihe fand im Rahmen eines ökumenischen Gottesdienstes in der St. Georgskirche statt. Anders deswegen, weil es weder, wie sonst üblich, eine Besichtigung des Fahrzeuges gab, noch einen Tag der offenen Tür oder einen Festakt, erklärte Stadtbrandmeister Marco Kurz. Den kirchlichen Segen erhielt das MLF anschließend auf dem Marktplatz.

Coronapandemie verzögert Auslieferung

Bereits im Dezember 2018 wurde der Auftrag vergeben. Bei dem Fahrgestell handelt es sich um einen MAN TGL 8.220 mit 220 PS, der Aufbau stammt von EMPL, die Ausrüstung von der Firma Ziegler. Zur Ausrüstung gehören unter anderem ein 1.000 Liter Wassertank, ein Lichtmast, Material zur Verkehrsabsicherung, eine Wärmebildkamera, ein Mehrgasmessgerät, ein Akku-Überdrucklüfter, ein Notfallrucksack, eine Schleifkorbtrage und ein Rettungsbrett.

Aufgrund seiner Abmessungen sei das Fahrzeug besonders gut für die engen Gassen der Nördlinger Altstadt geeignet, erläuterte Kurz die Fahrzeugdetails. In der Mannschaftskabine befinden sich vier Sitzplätze mit integrierten Atemschutzgeräten. Die im Heck eingebaute Feuerlöschpumpe leistet 2.000 Liter pro Minute. Künftig wird das MLF als erstes Fahrzeug im Löschzug bei Bränden in der Kernstadt ausrücken und kommt auch bei kleinen technischen Hilfeleistungen oder Kleineinsätzen wie Türöffnungen und First-Responder-Einsätzen zum Einsatz. Der First Responder (qualifizierter Ersthelfer) ist ein zusätzliches Glied in der Rettungskette zwischen der Laienhilfe und dem qualifizierten Rettungsdienst.

Eigentlich hätte das Fahrzeug im Mai 2020 noch Ausstellungsstück der Interschutz-Messe, die abgesagt wurde, sein sollen. Erst im November konnte es schließlich in Sachsen-Anhalt abgeholt werden sollen. Trotzdem wurden bis Februar 2021 über 90 Prozent der Feuerwehrdienstleistenden eingewiesen.

Das neue mittlere Löschfahrzeug. Bild: Doris Dollmann

Immer in Bereitschaft

171 Einsätze insgesamt, davon 72 Brandfälle, verzeichnet die Nördlinger Wehr im Jahr 2020. Wie Oberbürgermeister David Wittner weiter ausführte, seien so wie in Nördlingen, 95 Prozent aller Feuerwehren in Deutschland mit Ehrenamtlichen besetzt. Diese seien per Funk immer ein Einsatz. „Die schnelle Einsatzfähigkeit zu erhalten, ist Aufgabe der Kommune“, so Wittner. Das Höchstmaß an qualifizierter Hilfe sei natürlich kostspielig. Das neue MLF kostet 290.000 Euro, an denen sich der Freistaat Bayern mit 49.000 Euro beteiligt.

„Einer trage des anderen Last“

Mit diesem Zitat des Apostel Paulus in seinem Brief an die Galater brachte Dekan Gerhard Wolfermann die Arbeit der Feuerwehr auf den Punkt. „Es gibt immer Situationen, in denen man Gottes Segen braucht.“ Deshalb sei es wichtig, das Feuerwehrfahrzeug unter Gottes Segen zu stellen. Stadtpfarrer Benjamin Beck, der selbst zwei Jahre lang als Notfallseelsorger tätig gewesen ist, ging in seiner Predigt auf die Extremsituationen ein, denen die Feuerwehrfrauen und -männer ausgesetzt sind.

Statt Festakt Kuchen „to go“

Obwohl auf einen Festakt verzichtet werden musste, ließ es sich die Freiwillige Feuerwehr dennoch nicht nehmen, für ein wenig Feierstimmung zu sorgen. Nach der Segnung gab es für alle „Kuchen to go".