20. November 2018, 16:55
Tierquälerei

"Krank, abgemagert und verwildert"

Die zehn Hunde kommen im Tierheim an und werden direkt vom Tierarzt untersucht. Bild: Matthias Stark
Am Wochenende hat die Polizei und das Veterinäramt ein Privatanwesen in Königsmoos bei Neuburg aufgesucht. Dort fanden die Einsatzkräfte rund einhundert Tiere, welche sich teilweise in desolatem Zustand befanden. Im Nördlinger Tierheim kamen heute zehn Hunde an. 
Nördlingen - Die Zustände, welche die Leiterin des Nördlinger Tierheims beschreibt, sind kaum vorstellbar. "Das ganze Grundstück ist vermüllt, die Tiere sind krank, abgemagert und verwildert," erklärt Tierheimsleiterin Manu Kaußen. Seit dem Wochenende steht sie mit dem Neuburger Tierheim in Kontakt und hat ihre Hilfe angeboten. "Niemand in einem Tierschutzverein wird zusehen, wie Tiere unnötig leiden," erklärt sie die Hilfsbereitschaft. Deshalb wurden bereits am Wochenende entsprechende Kapazitäten geschaffen und heute zehn Hunde direkt aus dem Anwesen in Königsmoos abgeholt. Bei den Hunden handelt es sich um Labradore, Golden Retriever und Mischlinge jeweils zwischen zwei und acht Jahren.
Bei der Ankunft der Tiere waren nicht nur alle Angestellten des Tierheims gefordert, sondern auch der Tierarzt. Da die Tiere sich in einem desolaten Zustand befinden, wurden sie als erstes vom Tierarzt untersucht, ehe sie in einen geschlossenen Bereich des Tierheims kamen. "Wir gehen natürlich von entsprechenden Erkrankungen aus, wenn die Tiere in einem solchen Zustand zu uns kommen. Um die anderen Tiere nicht zu gefährden, werden wir die Tiere nun abschotten", erklärt die Leiterin des Tierheims. Um mögliche Krankheitserreger einzudämmen, betreten die Mitarbeiter die Räume ausschließlich in Schutzkleidung. Benutzte Decken und Matten werden zusätzlich entsorgt.
Hohe Kosten für das Tierheim
Der Rüde wartet auf seine Untersuchung im Nördlinger Tierheim, ehe er aufgenommen wird. Bild: Matthias Stark
Für das Tierheim bedeutet dieses Engagement hohe Kosten. "Ein kranker Hund verursacht rund 50,00 Euro Kosten am Tag. Das umfasst Futter, Medikamente, Räumlichkeiten und Personal. Besonders diese Hunde brauchen eine intensive Pflege und viel Zeit, da sie teilweise völlig verwildert sind und Menschen mit Scheu gegenüber treten," erklärt Manu Kaußen. Die Gesamtkosten von 500,00 Euro am Tag werden zwar zu einem kleinen Teil vom Landkreis Neuburg-Schrobenhausen übernommen, vieles bleibt aber an den Nördlingern hängen. "Da wir Personell auch knapp aufgestellt sind, heißt das für die Mitarbeiter nun auch Überstunden machen," so Manu Kaußen.
Trotzdem bereut Kaußen den Entschluss nicht. "In einem solchen Extremfall müssen die Tierheime einfach zusammen helfen. Die Hunde kann man nicht weiter sich selbst überlassen. Wir reden hier von Inzucht, Krankheiten und vielem mehr. Das geben die Hunde auch weiter," so die Leiterin. Kaußen forderte erneut die Politik zum Handeln auf: "Wenn ein solcher Problemfall bekannt ist, muss man als Tierschützer handeln können und nicht erst eingreifen dürfen, wenn es bereits zu spät ist." Sie rechnet damit, dass die Hunde in näherer Zukunft auch nicht vermittelt werden können und so ein hoher Kostenfaktor im Tierheim entsteht.
Das Tierheim braucht Spenden und Zeit
Neben den hohen Kosten verursachen die Hunde vor allem ein zeitliches Problem. "Wir müssen alle Räume täglich reinigen. Das geht nur mit sehr viel Engagement der Mitarbeiter. Dafür möchte ich mich herzlich bedanken, dass der Entschluss von ihnen auch mitgetragen wurde," so Kaußen. Dennoch ist das Tierheim nun auf der Suche nach Freiwilligen, die Zeit haben und bei der Pflege der Räumlichkeiten helfen. Auskunft hierzu erteilt das Team des Nördlinger Tierheims.
Wer keine Zeit hat, kann gerne auch mit einer Spende dem Tierheim in Nördlingen helfen. Neben Geldspenden braucht das Tierheim nun auch verstärkt hochwertiges Trockenfutter für ausgewachsene Hunde.

Info

Sparkasse Nördlingen
IBAN: DE85722500000000191015

Raiffeisen- Volksbank Ries
IBAN: DE72720693290000070076