16. Mai 2022, 16:15
Kitzrettung

Wiesenmahd wird zur Todesfalle

Ein Rehkitz. Bild: pixabay
Jedes Jahr wird die erste Mahd zur Todesfalle für Abertausende von Jungtieren. Die immer schnelleren und größeren Mähwerke forderten in den letzten Jahre ihren Tribut bei den Wildtieren, denn der erste Schnitt fällt mit der Brut- und Setzzeit von Rehkitzen, Junghasen und Wiesenbrütern zusammen, die insbesondere in Wiesen ihren Nachwuchs sicher wähnen. Ihre Überlebensstrategie, das „Drücken“ schützt Kitze und Junghasen vor Fuchs, Raben-  und Greifvögeln, aber nicht vor dem Kreiselmähwerk. Diese werden „vermäht“ - grausam verstümmelt oder getötet.

 „Landwirte und Jäger stehen gemeinsam in der Verantwortung, etwas gegen den Mähtod zu tun“, so Robert Oberfrank, Vorsitzender vom Jagdverband Donauwörth. „Die Jäger aus jagdethischer Verpflichtung heraus, die Landwirte von Gesetzes, da sie in der tierschutzrechtlichen Verpflichtung stehen.“ – „Wenn Bauern und Jäger partnerschaftlich zusammenarbeiten und die Landwirte ihre Jägerinnen und Jäger rechtzeitig vor dem Mähtermin informieren, haben diese die Möglichkeit, Wiesen und Felder nach Jungwild abzusuchen. So lässt sich der grausame Mähtod zu einem großen Teil verhindern“, ergänzt Jägervorstand Albert Reiner.

Tierleid verhindern!

Grundsätzlich bemühen sich die allermeisten Landwirte unnötiges Tierleid zu vermeiden. Und – Sie haben ein juristisches Problem: Denn Sie verstoßen gegen das Tierschutzgesetz, wenn sie Jungtiere bei der Mahd verstümmeln oder töten, ohne im Vorfeld versucht zu haben, dies zu verhindern! Ihnen drohen hohe Strafen. Diese können bis zu 180 Tagessätzen betragen.

Wiesenmahd als Todesfalle - Verantwortung für Wildtiere übernehmen

Jägervorstand Oberfrank appelliert an das Verantwortungsgefühl der Landwirte: „Effektive Wildtierrettung beginnt bereits vor der Mahd“, so der Vorsitzende. „Nur wenn die Landwirte die Mähtermine rechtzeitig mitteilen und abstimmen, hat der Jagdpächter die Möglichkeit, Wildscheuchen aufzustellen und die Wiesen und Felder nach Jungwild abzusuchen“ – obwohl dies eigentlich die Aufgabe und Verpflichtung der Landwirte ist!

Besonders gefährdet sind Wiesen und Futterflächen, die am Waldrand liegen. Dort sind die kleinen Rehe besser vor ihren Fressfeinden geschützt und Geiß und Kitz finden einen besonders üppig gedeckten Tisch. Das frische eiweißreiche Gras fördert die Milchbildung beim Muttertier und liefert erste saftige Nahrung für die Kitze.

Konventionelle Methoden nur begrenzt erfolgreich

Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten, den Rehen den Aufenthalt in der Wiese zu verleiden und sie dazu zu bringen, ihre Kitze herauszuholen. So stellen viele Jäger Scheuchen auf, die die Rehe dann verunsichern sollen. Noch besser funktionieren sogenannte elektronische Wildscheuchen, die Blinklichter und unterschiedliche Töne, wie Menschenstimmen, Musik oder Geräusche in unterschiedlicher Lautstärke aussenden.

Bedauerlicher Weise sind diese konventionelle Methoden, wie das Ablaufen der Wiesen, das Absuchen der Flächen mit einem geeigneten Hund oder auch die geschilderten Vergrämungsmaßnahmen, nur begrenzt erfolgreich. Es werden immer noch viele Kitze und Jungtiere auf den teils riesigen Feld- und Wiesenschlägen übersehen.

Kitzrettung aus der Luft

Immer mehr kommt es zum Einsatz von Drohnen. Diese bieten die Möglichkeit, zumindest die Suche nach Kitzen, effizienter und zuverlässiger durchzuführen.

Auch im Landkreis wird dies immer öfter praktiziert. Überfliegt doch beispielsweise der Förderverein Kitzrettung Wemding-Gosheim mit Hilfe einer Drohne, die mit einer Wärmebildkamera und einem Bildübertragungssystem ausgestattet ist, betroffenene Wiesen. Über die Wärmebildkamera können in den frühen Morgenstunden, bevor die Sonneneinstrahlung zu intensiv wird und den Boden erwärmt, die Kitze deutlich und zuverlässig erkannt werden. Hier können jeweils Streifen von bis zu ca. 60 m Breite zügig abgesucht werden. An einem Morgen bis zu ca. 30-40 ha. Die Jungtiere auf den Wiesen werden so schnell gefunden und geborgen. Das Ganze hat aber auch einen stolzen Preis und somit seine Grenzen: Der Systempreis pro Drohne beträgt je nach Ausführung inklusive Zusatzakkus und Zubehör zwischen 5.000 und 10.000 Euro.

So können Landwirte den Mähtod verhindern

Auch die richtige Mähstrategie hilft. Beim Grünlandschnitt muss – so verlangt es das neue Artenschutzgesetz – die Wiese grundsätzlich von innen nach außen gemäht werden, damit Rehe, Hasen und Fasane, während der Mahd noch die Möglichkeit zur Flucht haben. Auch die Schnitthöhe und eine angebrachte elektronische Wildscheuche am Mähwerk sind sehr erfolgsversprechend.

Nachzulesen ist dies alles im Mäh-Knigge, den das Bayerische Landwirtschaftsministerium erstellt hat.  (pm)