6. Mai 2020, 11:07
Stadtmuseum Nördlingen

Einblick in Nördlingens „Dunkle Jahre“

Aufnahme aus dem Jahr 1937 Bild: Stadtarchiv Nördlingen
Schon seit 17. März wäre sie zu sehen gewesen, die neue Sonderausstellung über Nördlingens Zeit im „Dritten Reich“. Eine große Eröffnung mit Gedenkfeier zum Ende des 2. Weltkriegs hätte es geben sollen, viele Schüler könnten die Ausstellung mit ihrer Klasse besichtigen. Wäre, hätte, könnte... Corona hat auch das Ausstellungsjahr im Stadtmuseum Nördlingen verändert. Seit Wochen hatte die fertige Sonderausstellung „13 Jahre – 13 Dinge. Einsichten in die Zeit des „Dritten Reichs in Nördlingen“ darauf gewartet, angeschaut zu werden. Nun ist es soweit: Am Dienstag, den 12. Mai soll die Saison 2020 vorsichtig beginnen – selbstverständlich mit Hygienekonzept.

Anlässlich des Weltkriegsendes vor 75 Jahren richtete Museumsleiterin Andrea Kugler den Blick auf die Zeit zwischen 1933 und 1945, als das sogenannte „Dritte Reich“ auch Nördlingen fest im Griff hatte. Bedauerlicherweise ist die Sammlung des Stadtmuseums arm an Ausstellungsstücken, die diese Zeit dokumentieren. Während für die Zeit des 1. Weltkriegs von den Museumsverantwortlichen zeitnah eine offizielle Sammlung angelegt wurde, gibt es aus dem Zweiten Weltkrieg und der Zeit davor kaum Erinnerungsstücke. Den Objektmangel machte Andrea Kugler zur Basis für ihr Ausstellungskonzept: „13 Jahre Nationalsozialismus in Nördlingen sollten exemplarisch mit 13 Dingen dargestellt werden“. Dass dabei große Lücken entstehen, ist ihr bewusst. Dennoch will sie versuchen, mit 13 Stationen Einsicht in das städtische Leben zu geben. Jedem Jahr ist ein Thema zugeordnet, das das Leben der Menschen in dieser Zeit bestimmte: zum Beispiel. das Feiern diverser Jubiläen und Festen, das Winterhilfswerk, der Reichsarbeitsdienst mit seinen Lagern, aber auch die Unterdrückung von Juden und Zwangsarbeitern, der Krieg, der Luftschutz oder das Bombardement der Stadt 1945.

Zeitgenössische Fotos und Dokumente, meist aus dem Stadtarchiv Nördlingen, illustrieren die einzelnen Themen. Einige Objekte und Fotografien stammen dankenswerterweise aus Privatbesitz und bereichern die Darstellung. Noch immer ist auch heute nicht selbstverständlich, dass sich Familien ihrer Geschichte stellen und ihre Fotoalben öffnen. Dabei läuft die Zeit für die Aufarbeitung des Themas mit Zeitzeugen ab. War jemand bei Kriegsende 20 Jahre alt, so ist er heute 95.

Das Stadtmuseum bemüht sich, die derzeitige Sammlungslücke „Drittes Reich“ zu schließen und diese für die deutsche Geschichte so wichtige Zeit zu dokumentieren. Es würde sich daher freuen, Gegenstände, Fotos und Dokumente aus privaten Archiven in die Sammlung aufnehmen zu dürfen. Auch wenn die derzeitige Ausstellung schon fertig ist, so ist noch Freifläche für kommende Stücke vorgesehen.

Öffnungszeiten:

Dienstag bis Sonntag, 13.30 bis 16.30 Uhr
Besucher mit Mund-Nasen-Schutz werden einzeln oder als Familie, jeweils mit zeitlichem Abstand zum vorherigen Besucher eingelassen. Ein Rundgang leitet durch die Ausstellung.