Musikveranstaltung

Konzertbesucher von Virtuosität „geflasht“

Das Barockensemble Concerto Ispirato Bild: Peter Lang
Am vergangenen Wochenende wurde die Klosterkirche Auhausen zur Bühne eines Barockkonzerts. Den Besuchern wurde ein musikalisches Erlebnis geboten.

In ihrer Begrüßung zum Konzert „Bellum et Artes“ des Barockensembles Concerto Ispirato gab Ute Vieting, 1. Vorsitzende des Vereins Musica Ahuse bekannt, dass die Leiterin und Violinistin des Ensembles Iris Marion krankheitsbedingt nicht auftreten könne. Sie wird als Leitung von Professor Bernward Lohr, Orgel und an der Violine von Marina Kakuno, einer renommierten Musikerin  der Barockvioline vertreten.

Eingangs nun die erste der Mysteriensonaten von Heinrich Ignaz Franz von Biber (1644 – 1704), welche die „Verkündigung“ der Geburt Jesu des Engels an Maria zum Titel hat. Passend zum glockenreinen, virtuos gestrichenen Spiel von Marina Kakuno begann Bernward Lohr als Moderator mit der Aussage: „Haben Sie den Flügelschlag des Engels vernommen?“ – um im Weiteren gedanklich in die Musik des Abends einzuführen.

Es gehe hier um die Musik aus der Zeit nach dem Dreißigjährigen Krieg. Aus der Erfahrung der Kriege sei eine Steigerung des Frömmigkeitsempfindens erfolgt. Daher die Zuschreibung der Sonaten Bibers zu einzelnen Artikeln des Rosenkranzes. In den Kompositionen dieser Zeit, insbesondere derer von Biber steche die Freude am Experiment, die musikalische Phantasie und das improvisatorische Element hervor. In hoher Virtuosität und Variation würden religiöse Texte – ohne Worte – in Instrumentalmusik  umgesetzt. Von dieser Virtuosität, bezogen auf jeden einzelnen der vier Musiker, wurde das Publikum regelrecht „geflasht“.

Abwechslungsreiche Musik und ein einzigartiges Instrument aus Italien

Zunächst die Violine: In den Rosenkranzsonaten, von denen drei zu hören waren, trat M. Kakuno als Solistin durch ihr eindringliches, immer wieder zu dramatischen Wechseln führendes Spiel hervor, einmal glockenrein, lieblich süß, dann mit rhythmischer Power und drastischem Ausdruck. Violoncello, Laute und Orgel steigerten diesen dramatischen Aufbau, etwa in der Sonata 10, Die Kreuzigung, zu einem Höhepunkt des Konzerts.

Innig und höchst abwechslungsreich wurden auch die beiden Sonaten von Johann Heinrich Schmelzer durch das Quartett vorgetragen. Ein wunderbar melodiöses Ineinanderspiel der Geige mit dem Cello von Jakob Kuchenbuch. Daniel Seminara, Spezialist auf dem Arciliuto, der Erzlaute, die nur in Italien gespielt wurde, zeigte sein Können als Sololautist in zwei Toccaten von Johannes Hieronymus Kapsberger.

Jakob Kuchenbuch wiederum, ein Meister auf seinem Instrument, dem Violoncello bewies in der Canzona „La Superba“ von Girolamo Frescobaldi, dass auch ein Bassinstrument - als dieses wurde das Cello zu dieser Zeit eingesetzt - sehr virtuos gespielt werden kann. Eine Toccata desselben Komponisten bot Bernward Lohr versiert als Solist auf der Orgel. Mit viel Ausdruck und Emphase strich Jakob Kuchenbuch sein Instrument in der Sonate a-Moll von Antonio Vandini und zeigte damit alle Raffinessen des Cellos  als Soloinstrument.

Die Verkündigung des Engels

Nun schloss sich der Kreis von der „Verkündigung des Engels“ zum „Schutzengel“, dem die letzte, die 16. Sonate Bibers gewidmet ist. Die berührende Solosonate für Violine stelle in ihrer sich wiederholenden absteigenden g-Moll-Tonleiter den Lebensweg eines Menschen dar. Darüber in unterschiedlichen Melodien die verschiedenen Phasen des Lebens. Biber habe dafür das Bild des Schutzengels, der ein Kind leitet gewählt. So die Ansage der überragenden Violinistin Marina Kakuno, die damit einen guten Nachhauseweg wünschte.

Vollends getroffen von soviel Brillanz und Vielfalt des erlebten Konzerts bedankte sich Ute Vieting für das „ wunderbare Klangbild in der Stimmung des Engels“.

Die Musikreihe "Spuren und Wege" zur Einfühlung in die Zeit der Bauernaufstände wird fortgeführt mit dem Ensemble Feuervogel am Samstag, 20. September 2025 um 19:30 Uhr in Auhausen. (dra)