Das Kapitell im Garten Bild: Rupert Rott: Gedenkbuch der Synagogen in Deutschland
Die Sonderausstellung im Stadtmuseum „Matzen täglich frisch – Jüdisches Leben in Nördlingen 1860-1942“ wirft ein Licht auf die Geschichte vieler jüdischer Haushalte in Nördlingen, die darin lebenden Menschen und deren Alltag in der Stadt.

Die Ausstellung versucht, Fragen zu beantworten. Während der Vorbereitung der Schau traten aber auch schmerzliche Lücken zutage. Eine davon ist der Abbruch der eigentlich intakten Synagoge nach dem Krieg und deren moderne Überbauung. Von der Synagoge blieb in Nördlingen nur ein einziges Bauteil erhalten, aber das scheint heute verschwunden.

An der Stelle der ehemals stadtbildprägenden Synagoge steht heute ein sachliches Gebäude mit barrierefreien Wohnungen. Es gehört dem Evangelischen Siedlungswerk Nürnberg. Wenngleich die Synagoge auch überbaut ist, wissen Stadtarchivar Dr. Johannes Moosdiele Hitzler und Museumleiterin Andrea Kugler aus einem Buch, dass es letzte Relikte des besonderen Gebäudes gibt: die Abschlusssteine zweier Säulen, sogenannte Kapitelle. Sie befanden sich ursprünglich an den seitlichen Portalen und seien vom damaligen Architekten Rupert Rott aus dem Abrissschutt gerettet worden. 1955 wurden nämlich erst die Türme der Synagoge abgetragen und dann Teile der Mauern abgerissen, um dort für die evangelische Kirchen ein modernes Gemeindehaus einzurichten.

Eines dieser Kapitelle befindet sich heute unter der Inventarnummer JKM 2004-245-DL im Jüdischen Museum Augsburg. Ein zweites Kapitell sollte der Literatur zufolge in Nördlingen, im Garten des ehemaligen Architektenanwesens sein. Weil es dort nicht mehr auffindbar ist, wenden sich die Fachleute an die Bevölkerung: Gesucht wird ein steinernes Kapitell! Sein Aussehen ist aus einer Fotografie bekannt, die 2007 im „Gedenkbuch der Synagogen in Deutschland“ abgedruckt wurde.

Dr. Johannes Moosdiele-Hitzler und Andrea Kugler würden sich wünschen, das letzte Relikt der Nördlinger Synagoge der Öffentlichkeit wieder zurück geben zu können und damit die Erinnerung an das jüdische Leben in Nördlingen sichtbar zu machen. Denkbar ist beispielsweise seine Ausstellung im Lapidarium im Reihl-Haus oder sogar eine Aufstellung in der Kreuzgasse. Dafür müsste man das Stück aber erst einmal ausfindig machen. Stadtarchivar und Museumsleiterin hoffen nun auf die Mithilfe der Bevölkerung. Jeglicher Hinweis wird dankbar entgegengenommen (Tel. 09081/84-611 oder 09081/84-810). (pm)