Der Weg zum Mars beginnt nicht nur in Houston, Texas oder im Kennedy Space Center in Florida – sondern auch auf dem staubigen Boden im stillgelegten Steinbruch Seelbronn der Firma Schwenk Zement zwischen Aufhausen und Amerdingen. Im Rieskrater, einem der am besten erhaltenen Einschlagskrater der Erde, treffen (erneut) modernste Raumfahrttechnologie und uralte Erdgeschichte aufeinander. Inmitten von Felsen, die einst durch einen gewaltigen Asteroideneinschlag entstanden, erproben amerikanische und kanadische Forscher*innen Technik für eine zukünftige Marsmission und nehmen Gesteinsproben. Schon seit mehreren Tagen sind die beiden Forscherteams in verschiedenen Geotopen und Steinbrüchen im Rieskrater unterwegs, um dort ihre Forschungsarbeiten durchzuführen.
Kamera-Prototyp für den Mars
Dr. Livio Leonardo Tornabene von der Universitiy of Western Ontario, Canada (Departement of Earth Science) ist mit einer kanadisch-britischen Forschergruppe sowie Studierenden angereist. Im Mittelpunkt seiner Arbeit steht ein neu entwickelter Kameraprototyp, der 2028 an Bord eines Rovers zum Roten Planeten geschickt werden soll. Dort soll die Kamera hochauflösende 360-Grad-Aufnahmen vom Mars erstellen. Bevor das Gerät seine Reise ins All antritt, wird es unter realitätsnahen Bedingungen getestet. Die Kraterstruktur und die Geologie im Ries sei ähnlich komplex strukturiert wie die auf dem Mars, erklärt Tornabene. Deswegen sei das Ries auf der ganzen Welt in Forscherkreisen bekannt, so der Wissenschaftler
Wissenschaftsteam der NASA forscht im Geopark
Währenddessen klettern Sarah Simpson und Silke Asche am Rand des Steinbruchs umher. Sie suchen nach Gesteinsbrocken, an denen sich Wassereinschlüsse erkennen lassen. Wasser gibt es auch auf dem Mars, allerdings vorwiegend in Form von Eis. Doch es gibt auch Anzeichen dafür, dass es in der Vergangenheit flüssiges Wasser auf dem Planeten gab, etwa durch ausgetrocknete Flussbetten und alte Seen. Solche Funde sind entscheidend, um zu verstehen, wie Wasser und möglicherweise sogar Leben auf dem Mars existiert haben könnte.
Die beiden Wissenschaftlerinnen gehören zur Forschungsgruppe von Dr. Naoma McCall vom NASA Goddard Space Flight Center, Maryland. Sie erklärt, dass das Ries besonders interessant sei, weil hier Leben vor dem Einschlag existiert hat - und sich auch nach dem Impakt-Ereignes wieder Leben bildete.
Dokumentationsfilm wird auf Arte und im Japanischen Staatsfernsehen gezeigt
Die Arbeiten der Wisschenschaftler*innen wird von der australischen Regiseurin Ruth Berry und ihrem Filmteam begleitet. Berry koordiniert die Dreharbeiten für ARTE France und dem japanischen Staatsfernsehen NHK. Unter anderem mit den Aufnahmen im Rieskrater wird der wissenschaftliche Dokumentarfilm „The origin of life“ (der Ursprung des Lebens) entstehen. Im Film möchte die Regiseurin der Frage nachgehen, welche Rolle Asteroideneinschläge in der Frühgeschichte des Lebens auf der Erde gespielt haben könnte. Der Film wird voraussichtlich nächstes Jahr ausgestrahlt.
Filmteam und Wissenschaftler*innen bleiben nur noch wenige Tage im Ries – abgeschlossen ist ihre Arbeit jedoch noch lange nicht. McCall plant bereits die Rückkehr im nächsten Jahr – dann mit einem noch größeren Team von NASA-Forschenden.