Überraschenderweise erklang zu Beginn des Konzerts höfische Musik in französischer und okzitanischer Sprache, keineswegs die Musik von Bauern! Plötzlich aber in einem musikdramatischen Aufbau schlichen sich "Mißtöne" ein, zunächst durch die Gambe, dann durch die Traversflöte, die rhythmisch akzentuiert die heranrückenden Bauern verdeutlichte.
Musik der Bauern selber, wie Johanna Bartz, Leiterin des jungen Ensembles "astrophil und stella" klarmachte, sei aus naheliegenden Gründen nicht erhalten: sie sei als zu "primitiv" betrachtet worden, teure Instrumente konnten sich die Bauern nicht leisten. Insofern handelt es sich hier um Klanglandschaften und Zuschreibungen von Komponisten.
In deutscher Sprache besang der virtuose Tenor Cyril Escoffier aus Lyon das Leid und die Not der Bauern, welche schließlich zu deren Aufstand führten. Visuell sichtbar während des Konzerts in der Kulisse des Chorraums durch die von den Bauern zerstörten und ramponierten Holzfiguren des Chorgestühls. Die unerträglichen Abgaben des Zehnten an Obrigkeit und Kloster, sowie die vorausgegangenen Dürrejahre hatten sich in die Zerstörungswut der Bauern gesteigert.
Nun änderte sich die Musik vom Thema her, z. Bsp. zu einem Spottlied auf die Geistlichkeit von Stefan Zirler, "Ich will fürthhin gut bepstisch sein", eindrucksvoll von der Tenorstimme interpretiert.
Höhepunkt des Konzerts war die musikalische Interpretation einer unter die Haut gehenden Anklage der Bauern mit dem Text aus einem fliegenden Blatt über die Schlacht bei Ostheim :.... " manch Bauer großen Schaden empfing Angst war ihm zumute..... Flieht! Flieht!..... Das Dorf auch großen Schaden empfing,...... Ich hab's ihnen gesungen zur Ehr."
Zeitgenössische Kompositionen von Ludwig Senfl, Balthasar Resinarius, E. N. Amerbach wurden in wechselnden Instrumentierungen geboten: Mal stach das Solovirginal von Mira Lange hervor, dann die melancholische Viola da Gamba von Filipa Moto de Meneses. Johanna Bartz glänzte an ihren verschiedenen Traversflöten, so etwa in einem getragenen Passamezzo von E. N. Ammerbach auf ihrer Bass-Traversflöte.
Trotz der katastrophalen Bilanz der geschichtlichen Bauernaufstände kamen im Konzert auch einige fröhliche Tanzstücke - ein Bauerntantz und ein Hupff auf - und zum Schluß das berühmte "Verleih' uns Frieden gnädiglich" zu Gehör.
Bei den sympathischen jungen Interpreten handelt es sich um versierte Musiker der "Alten Musik". Allesamt sind auf ihrem jeweiligen Fachgebiet als Dozenten tätig, an der berühmten Schola Basilensis in Basel bzw. in Berlin.
Bei der interessierten Zuhörerschaft hinterließ das Konzert des Ensembles "astrophil und stella" betroffenes Nachdenken.
Die Musikreihe "Spuren und Wege" zur Einfühlung in die Zeit der Bauernaufstände wird fortgeführt mit Capella de la Torre am Sa, 28.Juni 2025 in Auhausen.(dra)