Katharina Bäuml, Leiterin dieses Ensembles fungiert ja auch als künstlerische Leitung des Vereins Musica Ahuse. Insofern berichtete Katharina Bäuml ganz beseelt von ihrem Gefühl des „Nachhausekommens“, wenn sie in der Klosterkirche Auhausen auftrete. Aus dieser innigen Verbindung zum Standort hat sie auch – übrigens zum zwanzigjährigen Bestehen von Capella de la Torre – für Auhausen ein eigenes Konzertprogramm zusammengestellt, ausgerichtet auf die besondere Rolle der Bauernaufstände 1525. Welche Reflexe davon sich in der zeitgenössischen Musik erhalten haben, wollte Capella de la Torre in diesem Konzert darstellen. Die Musik der Bauern, am ehesten spürbar im „Volkslied“ wird gegenübergestellt der durchkomponierten Musik des Adels.
Um die katastrophalen Zustände durch die enorme Ungleichheit sozialer Verhältnisse und die grausame Last der Abgaben und Frondienste deutlich zu machen, wurden in diesem Konzert auch einige Originaldokumente verlesen, in denen die Gegensätze der beiden Parteien mehr als deutlich hervortraten: Hier die Petition der Nürnberger Bauern von1525 in einem bittenden, ja devoten Ton gehalten, und andererseits die Schlachtbeschreibung aus Sicht der Fürsten in einer gehässigen, zynischen Ausdrucksweise. Besagte Schlacht führte im Übrigen zur Abschlachtung von 5000 Bauern und zur Hinrichtung des Theologen Thomas Münze am 27. Mai 2025. Einfühlend vorgetragen vom Tenor Hermann Oswald und mit schauspielerischem Talent von Katharina Bäuml.
Im Gegensatz zum ernsten Thema des Abends kam der Genuss der dargebotenen Musik nicht zu kurz. Insgesamt vorgetragen in Perfektion von Musikern, sowohl was das harmonische Zusammenspiel in spürbarer Spielfreude als auch das solistische Können jedes einzelnen der Künstler betrifft. So bestach Katharina Bäuml als souveräne Leiterin und mit dem schmeichelnden Klang ihrer Schalmei, Hille Wippermann blies die Altpommer mit ihrem Doppelrohrblatt, wie auch die Blockflöte in Vollendung. In einem „Passamezzo“, das Raum bot für die Improvisation über einem Generalbass, traten alle Instrumentalisten einzeln hervor, so Falko Munkwitz an seiner Zugposaune und Annette Hils am Bassdulzian, Martina Fiedler schuf den musikalischen Untergrund an der Orgel.
Ein Clou des an Höhepunkten nicht armen Konzerts bildete Mike Turnbull, der Percussionist der Gruppe:
Neben der rhythmischen Begleitung an der Landsknechtstrommel baute er überraschend das afrikanische „Berimbao“ ein, dadurch bekam das altbekannte „Tourdion“ von Arbeau eine ungewohnte, interessante Note. Eine tragende Rolle kam diesmal auch der menschlichen Stimme zu. Ein Glücksgriff der Tenor Hermann Oswald! Er bestach durch seinen schmelzenden, reinen Tenor, makellos gesungen und wunderbar auch in seinen sprachlichen Rezitationen. Insgesamt ein sehr kunstvolles und klug zusammengestelltes Programm, das mit der eindringlichen Klage eines Bauern von Ludwig Senfl, dem Choral „Erhöre die Gerechtigkeit“ von Jacob Meiland begann und im - musikalisch kunstvollen - hoffnungsfrohen Ausblick „In te domine speravi“ von Josquin Desprez endete.
Ute Vieting, der rührigen ersten Vorsitzenden des kleinen ausrichtenden Vereins Musica Ahuse blieb die dankbare Aufgabe, sich abschließend bei allen Beteiligten zu bedanken. Zuerst bei den Musizierenden, die dem dankbaren Publikum wiederum einen unvergesslichen Abend beschert haben, dann bei den treuen Konzertbesuchern, den Sponsoren der Konzertreihe und nicht zuletzt bei den Mitgliedern des Vereins, die sich allesamt in die Vorbereitungen einbringen. Hervorzuheben das kreative „Genussteam“ unter Marianne Siegfried, das die Gäste stets mit regionalen Leckereien verwöhnt. Auch dies eine hoch zu schätzende Besonderheit der Auhausener Klosterkonzerte! Die Musikreihe "Spuren und Wege" zur Einfühlung in die Zeit der Bauernaufstände wird fortgeführt mit Concerto Ispirato am Samstag, 26. Juli 2025 um 19:30 Uhr in Auhausen. (dra)