Neun Dirigenten gaben als Zeitzeugen mit ihren gewählten Stücken Einblicke in die Highlights vergangenen Jahre, während Altbürgermeister Dr. Johannes Straßer die Entstehung der Kapellenvereinigung in Erinnerung rief. Der aktuelle Dirigent Simon Keller verband in seiner Moderation geschickt Tradition und Nostalgie mit mitreißender Blasmusik und so erlebten die zahlreichen Zuhörer einen Konzertabend der Superlative.
Vorstand Stephan Keller begrüßte zahlreiche Ehrengäste in der festlich geschmückten Tapfheimer Sporthalle und zeigte, wie aus einer mutigen Idee durch Kameradschaft und den Glauben an die verbindende Kraft der Musik ein beeindruckender Verein entstehen konnte. Eine Bilderausstellung und Beamer-Einblendungen gaben Einblicke in die 50 Jahre Vereinsgeschichte.
Mit dem mehr als passenden Traditionsmarsch „Jubelklänge“ von Ernst Uebel eröffneten knapp 50 Musikantinnen und Musikanten unter Leitung von Simon Keller den Abend und brachten mitreißenden Schwung in die Halle.
Dem „VMT-Urgestein“ Walter Fischbach, einer der wenigen Musiker der Kapelle Kunz aus Donaumünster/Erlingshofen, die seinerzeit den Zusammenschluss mit der Tapfheimer Kapelle einging, gratulierte das Orchester zu dessen 95. Geburtstag mit der von ihm gestifteten Neuauflage der Mosch-Komposition „Egerländer Musikantenmarsch“. Eine rührende Hommage an die Gründungszeit und den verstorbenen Dirigenten Hans Kieweg.
Altbürgermeister Straßer erinnerte in seinem Grußwort an die Anfänge: Die Einweihung der neu gebauten Volksschule lies in ihm 1975 die Idee reifen, dass der Festakt von den beiden örtlichen Musikkapellen gemeinsam musikalisch gestaltet werden könnte. Dies führte zur Gründung der VMT - und bereits 1978 gelang es, mit der Nachwuchsgewinnung die Instrumentenausbildung auch für Mädchen zu öffnen. „Mit nur einer Stimme Mehrheit im Bauausschuss“, so Straßer, konnten 1985 eigene Räume für die Kapelle im Obergeschoss des neuen Feuerwehrhauses geschaffen werden. Simon Keller bilanzierte ergänzend, dass mit dem Startkapital der neuen Kapelle von 60 DM und geringer Notenliteratur vieles nicht finanzierbar war und richtete so den Dank an den unermüdlichen „Notenschreiber“ Gustav Kreisel. Heute könne auf ein Repertoire von mehr als 1.600 unterschiedlichster Titel zurückgegriffen werden.
Ein Novum in der Vereinsgeschichte schufen die bisherigen neun Dirigentinnen und Dirigenten der VMT mit ihren spontanen Zusagen zum Auftritt am Dirigentenpult.
Das Dirigat von Maria Keller lies erahnen, mit welcher Exaktheit sie von 2010 bis 2015 Jugendkapelle und Vororchester ausbildete. Die prägnanten und kompakten Rhythmen beim Klassiker aus der Blasmusikliteratur „Summernight Rock“ von Steve McMillan luden zum rocken ein.
Marcus Helber entführte mit der Komposition „Song and Dance“ von Ray Woodfield in die Welt von Träumen und Rock. Er dirigierte 1992 bis 2000 die Jugendkapelle und bildete Simon Keller als „Mentor“ am Flügelhorn aus, eine Lehrzeit die heute die Kapelle glänzen lässt.
Mit hoher Qualität und Sympathie zog Andreas Löffler von 2013 bis 2017 die Anfänger in Vororchester und Jugendkapelle in seinen Bann. Die Stammkapelle, unter ihr einige seiner Schülerinnen und Schüler, thematisierte auf musikalische Weise verbindendes aus Natur und Heimat im Satz „Sympatria“ von Thomas Asanger.
Über eine ganze Generation hinweg prägte Theo Keller von 1982 bis 2017 die VMT als Vorstand und Dirigent. Dem Vorstand der ersten Stunde und heutigem ASM-Vizepräsidenten gelang es, mit guten Ideen und Weitsicht „seine“ Kapelle in Großereignisse wie Bezirksmusikfest, Auftritte in Stadien und öffentliche Veranstaltungen einzubringen. Grundlage für die Verleihung der Pro-Musica-Plakette durch Bundespräsident von Weizsäcker war die von Hermann Helber und Theo Keller erstellte Vereinschronik. Der Ehrendirigent wählte aus Jack Offenbachs „Orpheus in der Unterwelt“ einen Klassiker der Orchesterliteratur, verkörperte Frohsinn, gute Laune und Heiterkeit, um so mit dieser farbigen Ouvertüre vor der Konzertpause die Zuhörer zu begeistern.
Seit 2015 leitet Angela Pflüger Vor- und Jugendorchester und legt damit die fundamentale Grundlage für den Fortbestand der Kapelle mit derzeit rund 110 aktiven Musikantinnen und Musikanten. Aktive Musiker aus den eigenen Reihen ergänzen und fördern dies durch Einzelunterricht für den Nachwuchs. Der festliche Beitrag ihrer Musikantenjugend mit „Te Deum Prelude“ von Marc-Antoine Charpertier erlangte als Europahymne große Berühmtheit und unterstrich klanggewaltig den Zusammenhalt der Jugend. Orientalische Klänge zauberte der Musikantennachwuchs mit „Arabian Nights“ und den Filmmelodien aus dem Muscial Aladdin.
50 Jahre, so alt wie die VMT ist der Polka-Klassiker „Südböhmische Polka“ von Ladislav Kubes. Roland Stadlmayr, ein begnadeter Trompeter, der von 1986 bis 1992 den Nachwuchs in der Jugendkapelle ausbildete, wählte dieses lebendige und harmonische Werk und verkörperte beim Dirigieren seine Leidenschaft zur Blasmusik, ein wenig in Ernst Mosch-Manier.
Von 2000 bis 2015 leiteten Jochen Ruf und Christian Keller die Jugendkapelle und belebten die Ausbildung mit neuen Stilrichtungen. Das Faible von Jochen Ruf (2000-2009) für Musicals übertrug er auf den Nachwuchs und sein Beitrag „Abba Gold“, im Arrangement von Rob Sebregts lies diese Zeit mit den Ohrwürmern (Dancing Queen, Mama Mia u.a.) der Kultband lebendig werden. Eine ganz neue Richtung schlug Christian Keller (2009-2015) ein. Seine Experimentierlust bereicherte mit moderner Klassik und einzigartigem Sound die Konzerte und er öffnete mit „Coldplay on Stage“ durch symphonische und poppige Instrumentierung emotionale Songs, die unter die Haut gingen.
Simon Keller steht seit 2002 am Dirigentenpult und leitet seit 2009 die Stammkapelle. Die Operettenmelodien „Im weißen Rößl am Wolfgangsee“ im neuen, schwungvollen und jazzigen Gewand von Stefan Schwalgin, bereicherten mit modernen Stilelementen die altbekannten Evergreens, noch dazu mit Backgroundgesang von Josef Schmid.
Bürgermeister Marcus Späth blieb es vorbehalten, den Dank des begeisterten Publikums an das musikalische Aushängeschild der Gemeinde und die Verantwortlichen von Vorstandschaft und Organisation zu richten. Den Abschluss bildete der „Alte-Kameraden-Swing“ – nicht nur Zugabe, sondern gleichzeitig Einladung, dass es mit der Vereinigten Musikkapelle Tapfheim modern in die Zukunft geht. Ein rundum gelungener und klassischer Abschluss eines außergewöhnlichen Jubiläumskonzertes. (dra)