Bild: Michael Bosse
Die Stadt habe die Architektin nicht so beauftragt, wie es der Stadtrat festgelegt hätte. Das kritisiert Freie Wähler-OB-Kandidat Michael Bosse. Deshalb hat er die Planung für einen Neubau des Tanzhauses nun selbst in die Hand genommen. Am Montag ist das umstrittene Gebäude erneut Thema im Gremium.

Eigentlich sollte noch im Dezember entschieden werden, ob das Tanzhaus abgerissen und neugebaut oder saniert wird. Doch der Stadtrat beschloss, die Entscheidung auf Januar zu verschieben. Wie berichtet haben PWG/FW, EBD und SPD/BfD im Dezember beantragt erst festzulegen, wie das Tanzhaus künftig genutzt wird und erst dann über Abriss oder Neubau zu entscheiden. 

Zwar gibt es verschiedene Varianten, die jeweils einen Stadtsaal mit bis zu 400 Plätzen vorsehen. Ob in dem Gebäude außerdem die Touristinfo, die Stadtbibliothek, Tagungsräume oder ein Hotel untergebracht werden, wurde noch nicht entschieden. Am Samstag treffen sich nun die Stadträte zu einem internen Workshop, um Klarheit zur Frage der künftigen Nutzung zu gewinnen. Entschieden werden soll dann am kommenden Montag. 

Bosse: Auftrag des Stadtrates nicht umgesetzt

Unterdessen hat OB-Kandidat Michael Bosse (Freie Wähler) selbst einen Planer beauftragt, einen möglichen Neubau des Gebäudes zu skizzieren. Denn Architektin Bettina Kandler habe zwar in ihrer Machbarkeitsstudie, die sie dem Stadtrat im November vorgestellt hatte, ihre Aufgabe "bestens erfüllt". In der Auftragsbeschreibung für die Architektin hätte die Stadt allerdings einen wichtigen Punkt nicht aufgeführt. Der Stadtrat habe nämlich festgelegt möglichst viele Parkplätze in der Tiefgarage unterzubringen. Die vorgestellten Pläne sehen aber nur 38 (Sanierung) beziehungsweise 42 Stellplätze (Neubau) vor. 

Die Pläne die Bosse nun selbst in Auftrag gegeben hat, sehen nun bis zu 150 Parkplätze vor. Anstatt zwei Tiefgaragengeschossen wären sogar vier Parkdecks möglich. 

Tanzhaus soll "Haus der Kultur" werden 

Neben dem großen Parkhaus hat Bosses Architekt Cafeteria, Gastronomie, Seminarräume, Garderobenräume und eine Empfangshalle im Erdgeschoss geplant. Im Souterrain, dort wo heute die Zufahrt zur Tiefgarage ist, könnte das Touristikbüro entstehen. Der Planer hat eine moderne Glasfront vorgesehen. Von der Sonnenstraße und dem Merkurplatz wäre die Tourist-Info erreichbar. Das würde auch die Sonnenstraße attraktiver gestalten. Denn bei der Belebung der Innenstadt gehe es nicht nur um die Stärkung der Reichsstraße, betont Bosse. Im Stockwerk darüber sollen ein Konzertsaal mit Galerie und gut 400 Sitzplätzen entstehen, außerdem ein Foyer mit Theke für Bewirtung. Im 1. und 2. Dachgeschoss könnte - wenn es nach Bosse geht - die Stadtbibliothek einziehen. Das 3. Dachgeschoss ist für die Haustechnik vorgesehen. Michael Bosse sieht das neue Tanzhaus als "Haus der Kultur", in dem Veranstaltungen, Bibliothek, Gastronomie und Tourismus unter einem Dach vereint sind. Das Stadtkommandantenhaus, in dem bislang die Bücherei zu finden ist, sieht Bosse als Ärztehaus. Denn ansässige Praxen würden sich gerne in der Innenstadt vergrößern und seien zudem gute Frequenzbringer, so Bosse.

Kosten liegen bei 29 Millionen  

Die Kosten die Architektin Bettina Kandler berechnet hat, liegen bei einer Sanierung bei etwa 17 Millionen Euro, ein Neubau würde circa 20 Millionen Euro kosten. Die Planungen die Michael Bosse nun auf den Tisch legt übersteigen diese Kosten allerdings weit. Nach Schätzungen des von Bosse beauftragten Architekten lägen die Kosten für das Gebäude mit viergeschossiger Tiefgarage bei circa 29 Millionen Euro. Doch der OB-Kandidat macht deutlich, dass man sich durch diesen Bau ein viel diskutiertes weiteres Parkhaus wie etwa im Spindeltal sparen könnte - zudem hier bislang kein Grundstück erworben ist. 

Bürgerentscheid wäre möglich

Seine Planungen hat Michael Bosse bereits OB Armin Neudert vorgestellt und wird sie am Samstag im Workshop seinen Stadtratskollegen vorstellen. Denn er möchte eine "Grundlage für eine Entscheidung schaffen". Sollten sich die Ratsmitglieder in der Sitzung am Montag nicht auf eine künftige Nutzung und die Zukunft des Gebäudes einigen können oder es zu einer Kampfabstimmung kommen, will Bosse einen Antrag für einen Bürgerentscheid stellen und die Entscheidung über das Tanzhaus in die Hand der Bürger geben. 

 

Bild: Michael Bosse