Am 1. Mai beginnt in der Kommunalpolitik die neue Legislaturperiode. Dr. Martin Drexler startete zu diesem Stichtag in seine dritte Amtszeit als Bürgermeister der Stadt Wemding. Bild: privat
Am 1. Mai beginnt in der Kommunalpolitik die neue Legislaturperiode. Dr. Martin Drexler startete zu diesem Stichtag in seine dritte Amtszeit als Bürgermeister der Stadt Wemding. Im Gespräch blickt er auf die vergangenen Jahre zurück, prognostiziert, welche Projekte Wemding in Zukunft beschäftigen werden, beurteilt die aktuelle Corona-Lage und gibt auch private Einblicke.

Sie sind nun seit zwölf Jahren Bürgermeister der Stadt Wemding. Wie fällt Ihre Bilanz dieser Zeitspanne und die der vergangenen sechs Jahre aus?

In den letzten Jahren hat sich unheimlich viel bewegt. Wemding und Amerbach sind moderner und noch lebenswerter geworden. Lassen Sie mich einige Beispiele nennen: Die neue kommunale Jugendarbeit, neue Krippen- und Hortplätze, neue Baugebiete, neue Sozialeinrichtungen usw. Schon aufgrund meiner vorherigen Tätigkeit bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) liegt mir die wirtschaftliche Entwicklung besonders am Herzen. Wichtige neue Gewerbebetriebe haben sich angesiedelt, beinahe 800 neue sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze entstanden. In der aktuellen wirtschaftlichen Krise wird deutlich, wie wichtig heimatnahe Arbeitsplätze sind. Für die Zukunft sehe ich in der Förderung von Existenzgründerinnen und -gründern in Wemding eine wichtige Aufgabe.

Gab es auch ein „unvergessliches“ Erlebnis?

Unser historisches Stadtfest „Löwen, Gunst und Gulden“ war etwas ganz besonderes. Dieser Zusammenhalt, diese Stimmung – einfach toll. Gerade in Zeiten der Corona-Pandemie zeigt sich, wie notwendig es ist, dass Menschen sich begegnen und gemeinsam feiern können.

Bei der Kommunalwahl am 15. März erhielten Sie 92,4 Prozent der Stimmen. Das klingt nach einem starken Vertrauensbeweis der Bevölkerung.

Ich bin in der Tat tief bewegt und sehr dankbar über dieses große Vertrauen, zumal im Vergleich zu den vorangegangenen Wahlen die Zustimmung nochmal deutlich gestiegen ist. Selbstverständlich ist das für mich eine große Motivation.

Zum 1. Mai begann Ihre dritte Amtsperiode als Bürgermeister. Was steht in den kommenden Monaten und Jahren an? Welche Herausforderungen kommen auf Wemding zu – und welche Chancen ergeben sich für die Kommune?

Ich möchte drei wesentliche Begriffe für die Zukunft Wemdings nennen: Modernität, Mobilität und Medizin. Alle drei „M’s“ sind Chancen und Herausforderungen zugleich. Eine moderne Gesellschaft muss nachhaltiger und sozialer leben. Selbstverständlich brauchen wir beispielsweise für junge Familien neue Bauplätze, allerdings wird unser „Einheimischenmodell“ den Flächenverbrauch zugunsten von Wildpflanzen und Tieren senken. Zu deren Schutz tragen ebenfalls zahlreiche neue Blühflächen und Maßnahmen im Wemdinger Ried und im städtischen Wald, zum Beispiel eine naturnahe Aufforstung, bei. Auch gehört der Bau weiterer Sozialwohnungen und - einrichtungen ganz klar auf die Agenda. Unter Mobilität verstehe ich zweierlei. Zunächst die digitale Mobilität, die heute unverzichtbar geworden ist und die wir mit dem neuen „Breitbandförderprogramm“ der Bayerischen Staatsregierung angehen. Im Bereich der „klassischen“ Mobilität bestehen bei den Radwegen und dem Fahrradtourismus in und um Wemding große Aufgaben. Schließlich das dritte „M“ - die Medizin. Die ärztliche Versorgung ist das zentrale Zukunftsthema im ländlichen Raum und das gilt nicht nur in der aktuellen Corana-Krise.

Womit wir beim aktuellen Thema Coronavirus wären. Wie ist die gegenwärtige Situation in Wemding? Immerhin müssen nun mit dem Fuchsien- und Kräutermarkt, dem Stadtlauf sowie den Gewerbetagen einige beliebte Veranstaltungen ausfallen. Mehrere Geschäfte waren bzw. sind seit Wochen gezwungenermaßen geschlossen.

Wir alle stehen vor großen Herausforderungen. Die Stadt hat unter meiner Leitung einen Krisenstab eingerichtet, der wichtige Aufgaben koordiniert, wie zum Beispiel die Einrichtung eines kostenlosen Lieferservices für Lebensmittel – wohl der erste im Landkreis-, das Nähen von Masken, aber auch Fragen des Ordnungsrechts usw. Mein ganz herzlicher Dank gilt allen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern, den Kräften in der Pflege und der Medizin, den Verkäuferinnen und Verkäufern, und vor allem „den stillen guten Geistern“, die oft im Hintergrund arbeiten. Ich möchte mich besonders auch bei den Geschäftsinhabern bedanken, namentlich beim Gewerbeverband. Mit Beratungsangeboten, Steuer- und Abgabenstundungen versuchen wir den Selbstständigen zur Seite zu stehen. Mittelfristig sehe ich in der Krise aber auch eine Chance. Ich bin mir sicher, dass die fachliche Verkaufsberatung „vor Ort“ und der heimatnahe Urlaub wieder an Bedeutung gewinnen werden. Das ist vor allem auch eine Chance für unsere Geschäfte in der Innenstadt. Mit einer verstärkten städtischen Werbung wollen wir diese Chance nutzen.

Sie haben bisher von zahlreichen Neuerungen und aktuellen Herausforderungen gesprochen. Wo sehen Sie in Wemding die klassischen Infrastrukturaufgaben der Stadt?

Die großen Themen sind klar, nämlich die Sanierung des Kindergartens St. Marien, der Leonhart-Fuchs-Grund- und Mittelschule und der Neubau des Feuerwehrhauses. Daran wird sich die Neugestaltung des Schlosshofes – eine Jahrhundertchance für die Altstadt –anschließen. Auch werden wir mit der neu geplanten städtischen Immobiliengesellschaft Akzente für die Altstadt schaffen können. Selbstverständlich sind und bleiben die klassischen Infrastrukturaufgaben für Wemding wichtig, wie vor allem die Sanierung unseres Kanalnetzes als Vorbeugung bei dem zunehmenden Starkregen.

Ein gefragter und fordernder Beruf als Bürgermeister, dazu noch eine Familie: Wie bringen Sie dies unter einen Hut?

Meine Frau und unsere Kinder sind für mich ganz wichtig, auch im Hinblick auf mein Bürgermeisteramt. Für ihre Unterstützung und Begleitung bedanke ich mich ganz herzlich. Meine Frau eröffnet mir häufig ganz neue Sichtweisen, zum Beispiel in sozialen oder auch kulturellen Fragen. Wenn man selbst Kinder im Kindergarten oder in der Schule hat, dann weiß man aus eigener Erfahrung, wovon man spricht. Und eines steht fest: Kinder zeigen einem auch immer wieder die eigenen Grenzen auf. Auch deshalb bin ich fest davon überzeugt: Eltern und Kinder benötigen die besondere Unterstützung der Kommune.

Bei welchen Unternehmungen können Sie bestmöglich vom hektischen Alltag abschalten?

Mittlerweile bin ich ein passionierter Läufer geworden. Hier kann ich wunderbar abschalten. Gerne laufe ich auch mit meiner Frau. Die gemeinsame Zeit beim gemeinsamen Laufen und Reden kann uns keiner nehmen. Ab und zu steigen wir auch auf das Rad – eine sportliche Abwechselung.

Zum Schluss: Können Sie Ihre Motivation für die nächsten Jahre auf einen Satz bringen?

Ja, das kann ich gerne: Es ist meine Leidenschaft, Wemding als innovative Kleinstadt in eine lebenswerte Zukunft zu führen. (pm)