18. März 2019, 13:19
Basketball

So schnell kann’s gehen

Pat Bär und Amanda Davidson Bild: Martin Fürleger
Eine Niederlage in Chemnitz bedeutet das abrupte Ende der Bundesligasaison der XCYDE Angels. Chemcats Chemnitz – XCYDE Angels 80:63 (23:17, 21:21, 17:11, 19:14)

Wer hat sich das Drehbuch dieser Seifenoper nur ausgedacht? Da standen sie nun alle auf dem Parkett der Chemnitzer Schloßteichhalle. Tränen flossen allenthalben, aber aus den unterschiedlichsten Gründen.

Fangen wir mit den Angels-Spielerinnen an. Völlig bedröppelt standen Aleks Racic, Sami Hill und Co auf dem Parkett und konnten nicht fassen, dass nach dieser 80:63-Niederlage gegen die Chemcats die Saison mit sofortiger Wirkung beendet sein würde. Zeitgleich gewann nämlich Braunschweig in Saarlouis und schob sich dank des besseren direkten Vergleichs noch vor die Rieserinnen auf den letzten Play-Off-Platz Acht. Game Over. Season Over, so brutal kann Basketball sein. Aus die Träume von rauschenden Play-Off-Begegnungen und einer Saison, die bis Mitte April hätte laufen können.

Wenige Meter weiter die Chemnitzer Tränen. Voller Freude feierte die Truppe von Headcoach Amanda Davidson den Sieg und den damit verbundenen Ligaerhalt. Noch vor drei Wochen hatten die Sachsen als Abstiegskandidat Nummer eins gegolten. Doch mit überzeugenden Heimsiegen gegen Wasserburg und jetzt gegen Nördlingen zogen sich die Katzen am eigenen Schopf aus dem Sumpf. Absteigen muss nun Saarlouis, das sich mit einem Heimsieg sebst hätte retten können, aber, wie oben erwähnt, gegen Braunschweig knapp verlor.

Und dann stand da noch Amanda Davidson. Sie erklärte direkt nach dem Spiel ihren Abschied vom deutschen Basketball, weil sie nach USA zurückkehrt. An ihrer Seite Nördlingens Coach Pat Bär, der Trainer, für den sie vor 14 Jahren ihre Karriere in Deutschland, in Nördlingen, begonnen hatte und den sie eben in ihrer letzten Partie als Coach in der DBBL besiegt hatte. Besser hätte man es nicht orchestrieren können. Der Autor welcher Seifenoper hatte sich dieses Drehbuch ausgedacht?

Noch kurz zum Spiel: Die Angels blieben ihrem Ruf „Beliebteste Gäste der Liga“ treu und überließen auch in Chemnitz die Punkte dem Gastgeber. Nur einmal in dieser Saison brachte Coach Bär Zählbares von einer Auswärtsfahrt mit ins Ries, nämlich beim Season Opening in Keltern gegen Göttingen, also auch nicht wirklich aus des Gegners Halle.

Dabei hatte es in Chemnitz zunächst optimal ausgesehen.

Die Nervenbelastung der Chemcats war quasi  hörbar in der Schlossteichhalle zumal es keinen Hallensprecher und keine Musik gab. Gespenstische Atmosphäre. Die schnelle 9:0-Führung der Gäste war eine Folge davon. Doch die Sächsinnen schüttelten  sich nach einer ebenfalls gut hörbaren Auszeitansprache rasch und gingen ihrerseits in Führung. Bis zur Viertelpause prangte eine 23:17-Führung der Hausherrinnen auf der Anzeigetafel.

Dies wirkte wie eine Befreiung für das Team von Headcoachin Amanda Davidson. Ihre Mädels spielten in der Folge tollen Offensivbasketball, wurden allerdings von der Angels-Defense auch nicht nennenswert daran gehindert. Zur Halbzeit lagen die Katzen mit 44:38 vorne und die bislang beste Angels-Spielerin McCray war mit drei Fouls belastet, fast so viele wie die ganze gegnerische Mannschaft.

Mäkitalo und Co hatten sich so viel vorgenommen. Endlich einmal auswärts siegen, in die Play-Offs einziehen, noch mindestens ein stimmungsvolles Heimspiel zelebrieren. Aber es sollte nicht sein. Zu zögerlich die Verteidigung, zu wenig physisch die Reboundarbeit, zu fahrig und ideenlos der Angriff. Einzig Danielle McCray unterstrich einmal mehr ihre Klasse und stemmte sich gegen die zehnte Auswärtsniederlage der Saison. Als sie mit fünf Fouls auf die Bank musste, war das Match entschieden und  Chemnitz fuhr den für sie lebensnotwendigen Sieg ein.

Diese Niederlage bedeutet für die XCYDE Angels das abrupte Ende ihrer 11. Bundesliga-Saison in Folge. Wenn die Tränen abgewischt und getrocknet sind, wird man dennoch insgesamt positiv auf die Spielzeit zurückblicken können und sich primär an die tollen Heimsiege erinnern, wo man der stetig wachsenden Zahl an Fans erstklassigen Sport und fantastische Stimmung bieten konnte. Daran werden die Macher der BG Donau-Ries anknüpfen und sich für ihre Saison Nummer 12 entsprechend rüsten. Wir werden berichten. (pm)

In Chemnitz spielten: Heta Äijänen (1), Luisa Geiselsöder (12, 8), Laura Geiselsöder, Samantha Hill (13), Anni Mäkitalo (9), Danielle McCray (18,13), Magaly Meynadier (5), Aleksandra Racic (5), Amenze Obanor, Pauline Steinmeyer