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Geschichte wiederholt sich einem berühmten Zitat zufolge nicht. Aber man muss nicht allzu genau hinsehen, um in der Saisonvorbereitung 2020 und 2021 der Nördlinger Basketballer zumindest große Parallelen zu entdecken. Die TSV-Korbjäger wollten in der Spielzeit 2020/21 die Aufstiegsfavoriten ärgern und setzten in den ersten drei Saisonspielen gegen die Topteams München Basket, TSV Dachau und MTSV Schwabing direkt Duftmarken.

Drei Siege und die Tabellenführung erkämpften sich die Moll-Schützlinge mit einer Mischung aus mannschaftlicher Geschlossenheit und jugendlichem Elan. So hätte es weitergehen können aus Sicht der Spieler, Fans und Verantwortlichen, doch nach mehrmonatigem Lockdown sah sich der Bayerische Basketball Verband gezwungen, den Spielbetrieb nicht wieder aufzunehmen, sondern die Saison vollständig abzubrechen. Dies bedeutete gleichzeitig ein Außer-Kraft-Setzen der Auf- und Abstiegsregelung: Für die TSV-Basketballer zweifelsfrei eine herbe Enttäuschung. „Wir hatten die Möglichkeit, ein Aufstiegsrecht am grünen Tisch einzuklagen. Dagegen haben wir uns jedoch unmittelbar ausgesprochen, denn wir wollen diesen Weg sportlich bestreiten und auf dem Spielfeld Tatsachen schaffen“, betont Team Manager Moritz Pösl. Somit gehen die Rieser ab Oktober erneut hochmotiviert in der 2. Regionalliga Süd an den Start.

Die größte Veränderung für die Regionalliga-Korbjäger wird es indes auf der Trainerposition geben. TSV-Urgestein Sebastian Moll tritt auf eigenen Wunsch kürzer und übergibt das Zepter an den bisherigen hauptamtlichen Jugendleiter Mohammed Hajjar. Pösl hebt die großartigen Verdienste von „Sebbi“ Moll hervor: „Was er in den vergangenen Jahren innerhalb des Vereins und zuletzt explizit für unsere Herrenmannschaft geleistet hat, ist nicht hoch genug einzuschätzen. Die positive sportliche Entwicklung der letzten Jahre, die Integration unserer Nachwuchsspieler mit dem Höhepunkt der starken Leistungen bis zum Saisonabbruch im Herbst 2020: Das alles trägt seine Handschrift.“ Dem Wunsch auf Veränderung kamen die TSV-Verantwortlichen schweren Herzens nach, können aber unmittelbaren und hochkarätigen Ersatz direkt aus den eigenen Reihen vermelden.

Hajjar, der im Besitz der Trainer-A-Lizenz und bereits mit Trainer-Meriten aus der Nachwuchsbundesliga versehen ist, hat sein Team schon vor einigen Wochen in die Halle beordert und arbeitet an der Grundlagenausdauer seiner Schützlinge. „Schon letzten Sommer habe ich viel mit den Jungs gearbeitet, insofern müssen wir uns nicht mehr aneinander gewöhnen. Vielmehr können wir direkt in die Trainingsarbeit einsteigen“, freut sich Hajjar auf die tägliche Arbeit mit seinen Spielern.

Seitdem die Inzidenzwerte im Juni auf ein Jahrestief gefallen waren, hat nicht nur die 1. Mannschaft mit Hygienekonzept den Trainingsbetrieb wieder hochgefahren, sondern auch die meisten Jugendteams den Weg zurück in die Halle oder auf den Hartplatz gefunden. Ob ein Spielbetrieb mit oder ohne Zuschauer im Herbst aufgenommen werden kann, steht derzeit noch in den Sternen. Fest steht hingegen, dass die detaillierten und behördlich genehmigten Zuschauerkonzepte der letzten Saison sofort abrufbar wären. Zudem hatte man mit dem Event-Dienstleister Vivenu den gesamten Ticketingprozess für Heimspiele in der Hermann-Keßler-Halle digitalisiert und auf papierlose Abwicklung umgestellt. Matthias Thienel, der künftig mit Pösl ein Tandem im TSV-Management bilden wird, zeigt sich auch aus finanzieller Hinsicht vorsichtig zuversichtlich: „Die letzte Saison war für uns als Verein nicht leicht. Wir haben unsere über 200 Kinder und Jugendlichen fast nur virtuell betreuen können und dabei aber weiterhin laufende Kosten decken müssen. Insofern sind wir sehr dankbar, dass viele unserer Partner uns nicht nur während dieser Phase die Treue gehalten sondern auch bereits für die neue Saison ihre Unterstützung zugesagt haben. Mit der 2. Regionalliga-Mannschaft sowie der Weiterentwicklung unserer Nachwuchsarbeit gehen wir unseren ambitionierten Weg 2021/22 weiter. Das wird nur mit breiter Unterstützung bestehender und neuer Partner gelingen.“

Gerade die Rieser Nachwuchskräfte präsentieren sich aktuell bereits in erstaunlicher Frühform: Die U18-Cracks Bene Schwarzenberger, Julius Kluger, Pascal Schröppel und Max Scherer sicherten sich mit einem überraschenden Triumph bei der bayerischen 3x3 Meisterschaft das Ticket für die deutschen Meisterschaften. Dass dort dann nach der Vorrunde Schluss war, muss kein schlechtes Omen für die kommende Saison sein. Vielmehr dürfen sich alle Basketball-Fans auf ein junges, angriffslustiges TSV-Team freuen, welches offenbar die Sommerpause derzeit optimal nutzt, um erneut die vorderen Plätze in der 2. Regionalliga anzugreifen. (pm)