5. Mai 2017, 20:03

Umleitung: Autos sollen auf Fuß- und Radweg fahren

Auf dem Weg neben dem Spielplatz sind Fahrradfahrer und Fußgänger unterwegs, im Sommer sollen hier Autos fahren. Bild: Mara Kutzner
Die Dillingerstraße muss ausgebaut werden. Währenddessen will man den Verkehr über den Härpferpark umleiten. Auch ein Fuß- und Radweg soll als Ausweichstrecke herhalten. Anwohner sprechen von "totaler Fehlplanung". 
Donauwörth - Donauwörths größte Baustelle ist momentan das neue Einkaufszentrum in der Dillingerstraße. Die Fertigstellung rückt nun immer näher. Im Herbst sollen die Geschäfte eröffnen.
Seit Planungsbeginn fragt sich aber manch Donauwörther, wie die Verkehrssituation sein wird, wenn das Zentrum erst einmal in Betrieb ist. Schon jetzt ist die Dillingerstraße durch Stau belastet. Um Abhilfe zu schaffen, soll die Dillingerstraße im Bereich des Nahversorgungszentrums verbreitert, Abbiegespuren eingerichtet und eine Ampelanlage installiert werden. Außerdem müssen die beiden Einfahrten zur Härpferstraße, vor allem die Zufahrt "kleine Härpferstraße" ausgebaut werden. "Mit dem Einkaufszenrtum wird sich der Verkehr dort verbessern", sagt Stadtbaumeister Kay Wannick und meint damit, dass sich der Verkehr von F (Stau und Stopp-and-Go) um genau eine Note auf E verbessern wird.
Für die Baumaßnahmen kann die Dillingerstraße allerdings nicht befahren werden, und das stellt die Planer nun vor ein Problem. Wohin mit den rund 12.000 Fahrzeugen, die täglich die Dillingerstraße befahren?
In der gestrigen Sitzung des Bau-, Planungs-, und Umweltausschusses wurden die Umleitungsstrecken vorgestellt. Eine halbseitige Sperrung zögere den Bau in die Länge und die Umleitung über das Bahngelände sei von Seiten der Deutschen Bahn nicht machbar. Der Verkehr wird demnach hauptsächlich durch den Härpferpark geleitet. Eine andere Möglichkeit könne ausgeschlossen werden. Über 60 Anwohner aus der Wohnsiedlung waren bei der Sitzung vor Ort. Warum sie nicht früher von den Plänen erfahren haben, können sie sich nicht erklären.
"Nur durch einen Zufall wussten wir seit Dienstag von der Umleitung", sagt einer. Sein Nachbar hatte dann einen Handzettel in der Nachbarschaft verteilt, der auf die Sitzung und das Vorhaben aufmerksam macht.
Ausbau in drei Phasen
Geplant ist, die Dillingerstraße innerhalb von einem Vierteljahr in drei Phasen auszubauen. In Phase 1 wird es um den Knotenpunkt an der "kleinen Härpferstraße" gehen. Hauptsächlich soll die enge Ein- und Ausfahrt entschärft werden. Der Verkehr wird während der Baumaßnahmen über die angrenzenden Grundstücke zwischen Straße und Bahnline verlaufen. Anwohner der "kleinen Härpferstraße" können die Dillingerstraße nur über die östliche Ausfahrt erreichen. Voraussichtlich soll hier noch Ende Mai gestartet werden und die Baumaßnahmen in circa 3 Wochen abgeschlossen sein.
Mehr Probleme wird sicherlich Phase 2 machen. Zwischen den Einfahrten "kleine Härpferstraße" und "große Härpferstraße" wird die Dillingerstraße ab Mitte Juni voll gesperrt. Bäckerei und Arztpraxis gegenüber dem Einkaufszentrum werden nur zu Fuß erreichbar sein. Wer vom Bahnhof her kommend, stadtauswärts fahren möchte, muss über die Härpferstraße und Neuriederweg bis zum "Kaufland" fahren, um dort an der Kreuzung auf die Westspange einzubiegen.
Bürger wollen einstweilige Verfügung
Größtes Hindernis auf der Route: Die Verbindung vom Härpferpark zur Westspange ist momentan ein Fuß- und Radweg. Ein Spielplatz und ein Acker säumen den Weg, Steinblöcke versperren die Durchfahrt. Dort seien nun "Anpassungsarbeiten" nötig, erklärte Stadtbaumeister Kay Wannick bei einem Pressegespräch. Die Steine kommen weg, der Schotterweg wird geteert, der Spielplatz umzäunt und die Ampelphasen an der Westspange verändert.
Unvorstellbar für Anwohner Ralf Ferch. Seit drei Jahren wohnt er in seinem Haus direkt neben dem Fußweg. Dass wegen der Umleitung hier für mehrere Wochen Autos fahren sollen, mag er sich nicht ausmalen. Auch in Bauphase drei, wenn an der Hauptzufahrt zum Härpferpark gearbeitet wird, wird im Einbahnverkehr über den Neuriederweg umgeleitet. "Laut Bebauungsplan ist dieser Weg ein Fuß- und Radweg, das darf auch nicht wegen einer Umleitung geändert werden," ist sich Ferch sicher. Weil aber genau das nun geplant wird, hat sich Ferch mit seinen Nachbarn zusammen getan und einen Anwalt eingeschaltet. Die Bürger wollen schon nächste Woche eine einstweilige Verfügung erreichen, um den Autoverkehr auf dem Fußweg und vorbei am Spielplatz noch zu stoppen. "Das hier ist Rechtsbeugung - ich bin sicher, dass wir das Ganze anhalten werden," sagt Ferch verärgert.
Nadelöhr Härpferstraße
Als sei das alles nicht genug, wartet für die Autofahrer, die auf der Dillingerstraße nach Osten, also Richtung Bahnhof fahren möchten, schon das nächste Nadelöhr. Die Fahrzeuge müssen über die schmale "kleine Härpferstraße" in den Härpferpark fahren, dann nach links in die "große Härpferstraße" biegen - die Verkehrsinsel wird abgebaut -  und hinter der Tankstelle wieder in die Dillingerstraße fahren.
Ursula und Claus Härpfer sind direkte Anwohner in der sogenannten "kleinen Härpferstraße". Die Straße ist sehr schmal, es gibt keinen Gehweg und die Ein- und Ausfahrten zu den Grundstücken, wie auch zur Dillingerstraße sind eng und unübersichtlich. "Wie soll das funktionieren?", fragen sich Härpfers nun. "Hier laufen Kinder in die Schule, Fahrradfahrer sind unterwegs und Mütter gehen mit Kindern spazieren. Jetzt soll hier sogar der Stadtbus fahren. Und was nur, wenn dann ein Feuerwehreinsatz ist", macht sich Härpfer sorgen. Ihr Mann frägt sich derweil, warum es überhaupt soweit kommen musste. "Man hätte erst die Straße ausbauen müssen und danach das Einkaufszentrum errichten", meint er und setzt fort: "Ich bin sehr für das Einkaufszentrum, es ist eine Bereicherung für Donauwörth, aber das nun, ist die totale Fehlplanung."