19. November 2019, 15:55
Gymnasium Donauwörth

Gymnasiasten starten „time4action“

Bild: Simon Kapfer, Landratsamt Donau-Ries
Auf „Fridays for Future“-Demonstrationen zeigen Schülerinnen und Schüler, dass sie sich Sorgen um die Zukunft machen. Dass die junge Generation nicht nur demonstrieren will, sondern bereit ist, praktische Verantwortung für einen nachhaltigeren Lebensstil zu übernehmen, beweist eine Gruppe von 11.-Klässlern des Gymnasiums Donauwörth.

Die Schülerinnen und Schüler nutzen dafür ein anderthalbjähriges Seminar zur Berufsvorbereitung. Landrat Stefan Rößle informierte sich jetzt über die Projektideen der Jugendlichen und sagte seine Unterstützung zu.

Die zwölfköpfige Schülergruppe nennt ihre Initiative „time4action“, weil sie den Anspruch hat, nicht nur zu diskutieren, sondern zu handeln. An einem Projekttag haben die Schüler inzwischen systematisch Ideen gesammelt, wie ihre Schule nachhaltiger werden könnte, um in einem zweiten Schritt zu entscheiden, welches Problem sie lösen wollen. Zum Hintergrund bot ihnen die Lehrerin Petra Schuster-Klante die Chance, sich mit den „Sustainable Development Goals“ (SDG) der Vereinten Nationen auseinanderzusetzen. Diese weltweit gültigen Fortschrittsziele, die auch als die „Agenda 2030“ bezeichnet werden, formulieren in 17 Bereichen Anforderungen an eine nachhaltige, klimafreundliche und ökologisch tragfähige soziale Entwicklung. Schulleiter Karl Auinger unterstützt das Projekt, denn er findet, dass „die Verbindung von Berufsorientierung und Nachhaltigkeit eine sehr zukunftsfähige und motivierende Kombination“ für seine Schülerinnen und Schüler darstellt.

Zusammen mit einem externen, vom Landratsamt beauftragten Moderator erklärten die Schülerinnen und Schüler jetzt Landrat Stefan Rößle, wo sie ansetzen möchten, um ihre Schule nachhaltiger zu machen. Eine ebenso attraktive wie nachhaltige Schul-Mensa soll auf die Beine gestellt werden, erläuterten Julia Nazarenus und Hagen Hammer als Sprecher der Gruppe. Die künftige Mensa soll dabei sowohl den Anteil der Nahrungsmittel, die aus der Region kommen, wesentlich erhöhen, als auch in Zusammenarbeit mit Supermärkten und dem Lebensmitteleinzelhandel etwas gegen Lebensmittelverschwendung tun. Die Schüler stellen sich vor, dass z.B. geeignete Produkte mit abgelaufenem Mindesthaltbarkeitsdatum in der Mensa noch verarbeitet werden können. Alle Gerichte sollen außerdem Auskunft über ihren „CO2-Fußabdruck“ geben. Um ihre Mitschüler für die Mensa zu begeistern, will die Projektgruppe ein System entwickeln, das eine Mitentscheidung der Esser an der Gestaltung des Angebots ermöglicht. Aus der Verbindung von attraktivem Essensangebot und konkreten Beiträgen zur Nachhaltigkeit solle neuer Schwung in die Mensaverpflegung kommen, sagt Julia Nazarenus.

Die Schüler haben mit ihrer Projektidee ein durchaus akutes Thema aufgegriffen. Derzeit müsse nämlich der Auftrag für den Betrieb der Mensa ab dem Schuljahr 2020/21 neu ausgeschrieben werden, informierte Schulleiter Auinger die Projektgruppe. Landrat Stefan Rößle zeigte sich begeistert von der Initiative der Gymnasiasten. Er versprach, das neue Mensakonzept „zur Chefsache“ zu machen und die Schülerinnen und Schüler in den Auswahlprozess mit einzubinden. Rößle kann sich vorstellen, dass neben dem finanziellen Kriterium in Zukunft auch Kriterien der Nachhaltigkeit in die Entscheidung über den Mensabetrieb mit einfließen könnten. Ein solches Modell könnte landkreisweit Vorbildcharakter haben und die Donau-Rieser Nachhaltigkeitsstrategie bereichern, stellte der Landrat fest. Bevor er ging, ermutigte er die Schüler, sich von der Dimension ihrer Idee und von eventuell auftretenden Widerständen bei der Verwirklichung nicht entmutigen zu lassen. Damit wurde allen klar, dass die Schülergrippe mit dem Projekt „Nachhaltige Mensa“ die Erwartung geweckt hat, einen wirklich bedeutsamen und innovativen Beitrag zur Nachhaltigkeit im Landkreis zu leisten.

Da der Landkreis in seiner Nachhaltigkeitsstrategie sich ebenfalls auf die 17 weltweiten Nachhaltigkeitsziele bezieht, unterstützt er Projekte wie „time4action“, um zu zeigen, wie vielfältig die Möglichkeiten sind, sich auch auf kommunaler und Kreisebene zielführend für den nachhaltigen Fortschritt und eine sichere Zukunft einzusetzen. Heike Burkhardt, die Nachhaltigkeitsbeauftragte des Landkreises, unterstützt und forciert seit Beginn des Agenda 21 Prozesses 2000 die Zusammenarbeit von Verwaltung, Politik und Zivilgesellschaft auf Kreisebene, damit das Nachhaltigkeits-Leitbild des Landkreises nicht nur auf dem Papier steht. Sie freut sich deshalb über die neue Initiative „time4action“, die „weder ohne das Engagement der Schule noch ohne die Resonanz im Landratsamt und eine gezielte Unterstützung durch die Verwaltung zustande gekommen wäre“, wie sie uns berichtete. Heike Burkhardt ist davon überzeugt, dass durch praktische Beispiele wie der „Nachhaltigen Mensa“ immer mehr Bürgerinnen und Bürgern ebenso wie Verantwortlichen auf allen Ebenen deutlich wird, dass „unsere Zukunft von unserem Ideenreichtum und unser aller Bereitschaft abhängt, Verantwortung zu übernehmen“. Wir wollen zunehmend dazu beitragen, Menschen die bereit sind, sich aktiv einzusetzen, zu unterstützen und zu befähigen.

Damit die Landkreisöffentlichkeit die Initiative „time4action“mitverfolgen kann, werden die Schüler das Projekt auf einer eigenen Website www.time4action.de selbst dokumentieren. Heike Burkhardt betont, dass dies auch der Absicht des Landkreises zugutekommt, der die Ergebnisse des Projektes gerne auf andere Schulen übertragen würde. Wenn sich der Kreistag am 5. Dezember mit der Nachhaltigkeitsstrategie befasst, dürfte die jetzt gegründete Schüler-Initiative dafür sorgen, dass „Agenda 2030“ und „Sustainable Development Goals“ keine fernen und abstrakten Begriffe bleiben. (pm)