Für blättle Nummer 21 haben wir uns in Tgmersheim umgeschaut. Bild: Diana Hahn
Für das aktuelle blättle war unsere Redakteurin in Tagmersheim und dem dazugehörigen Ortsteil Blossenau unterwegs und hat wieder viel interessantes entdeckt.
Tagmersheim/Blossenau - Tagmersheim liegt auf einem sich nach Bayerisch-Schwaben erstreckenden Ausläufer des fränkischen Jura und im sogenannten Dreiländereck, weil sich das schwäbische Dorf in unmittelbarer Nähe zu Mittelfranken und Oberbayern befindet. In Blossenau angekommen treffe ich zuerst auf meine Begleitung für den Spaziergang durch Tagmersheim: Eva Münsinger. Wir machen uns zunächst mit dem Auto auf den Weg nach Tagmersheim.
Vorreiter in Sachen Bäderinitiative
Unseren ersten Stopp legen wir bereits vor dem Ortsschild ein – beim Freibad der 1100-Einwohner-Gemeinde. Das Besondere an diesem Freibad ist, dass sich in den 90er Jahren engagierte Bürger zur Freibadinitiative Tagmersheim zusammenschlossen und sich bereit erklärten den Betrieb des Kiosks und der Kasse für die Gemeinde in Eigeninitiative zu übernehmen.
Bild: Eva Münsinger
„Die 40 bis 60 Helfer haben einen toll organisierten Einsatzplan und backen sogar den Kuchen selbst“, erzählt mir Eva Münsinger. Nach unserem Halt am Freibad setzen wir unseren Weg über die Andreas-Wünsch-Straße fort und erreichen mit dem Ernst-Graf-von-Moy-Platz das Zentrum von Tagmersheim. Schule, Bibliothek, Bauhof, Kindergarten, Feuerwehr und die alte Gemeindekanzlei sind um den Platz angeordnet. Während wir über den Platz gehen, erzählt mir Eva Münsinger, die aus Neuburg stammt, dass sie Lehramt studiert hat und dann über das Radio zum Bayerischen Rundfunk gekommen ist, wo sie als Sportreporterin gearbeitet hat. Wir gehen einige Meter weiter und erreichen den Tagmersheimer Dorfladen, der 2015 eingeweiht wurde. Von hier aus setzen wir unseren Weg in Richtung Gemeindeverwaltung fort. Unterwegs erzählt mir Eva Münsinger, dass man in Tagmersheim auch noch einen Arzt habe, was für ein Dorf dieser Größe nicht selbstverständlich sei. Schließlich erreichen wir die Gemeindeverwaltung. „Früher war dies das Pfarrhaus. Seit der Sanierung haben dort die weltliche und die kirchliche Gemeinde einen Platz gefunden“, erzählt Münsinger, die bis zur letzten Wahl selbst als Gemeinderätin aktiv war. „Aus Zeitgründen habe ich mich dann nicht mehr zur Wahl gestellt“, so Eva Münsinger weiter.
Bild: DRA
Unser Weg führt uns in Richtung der Stelle, an der einst die Wasserburg stand. Die Wasserburg Tagmersheim war Sitz der Hofmarkschaft Tagmersheim und wurde am 22. Juli 1523 niedergebrannt und nicht wieder aufgebaut. Heute ist der einstige Standort der Burg im Zentrum des Dorfes nur noch durch einen Wassergraben erkennbar. Wenige Schritte von dieser Stelle entfernt findet sich heute ein Spielplatz für die Kinder der Gemeinde. Vom Spielplatz aus haben wir einen guten Blick auf das letzte Gasthaus, das in Tagmersheim in Betrieb ist. Im ehemaligen „Schmiedwirt“ befindet sich heute die Pizzeria Da Noi. „Dort kann man super essen“, erzählt mir Eva Münsinger. Vom Spielplatz führt uns der Weg nun zum Schloss der Gemeinde. Das Juradorf Tagmersheim war von Alters her ein Adelssitz. Bereits Ende des 11. Jahrhunderts wird ein ‚Menginher de Tagamareshemen‘ als Zeuge in einer Urkunde des Klosters St. Emmeram genannt. Von etwa 1300 bis 1578 erschienen die Ritter von Otting als Herren von Tagmersheim. Nach den Rittern von Otting zu Tagmersheim kam Wolf Lorenz Wallrab von Hautzendorf in den Besitz der Herrschaft Tagmersheim. Er ließ 
das Schloss im Stil der Renaissance als Verwalterwohnung erbauen.
Eine besondere Sportart wird in Tagmersheimausgeübt: Polo. Bild: Matthias Stark
Es folgten im Laufe der Zeit mehrere Schlossherren. Unter anderem die Adelsgeschlechter von Pestalozza und von Wohnlich. 1842 erwarb Alois Graf Arco-Stepperg das Schloss. Durch Erbfolge ging das Anwesen 1919 an die gräfliche Familie Moy des Sons über. Diese verkauften das Schloss 2007 an die Familie von Beyer von Morgenstern, welche die gesamte Schlossanlage grundlegend restaurierte. Isabel von Morgenstern führt auf dem Anwesen heute einen Polobetrieb. Durch das Tor erhaschen wir einen Blick in den Vorhof des Anwesens, ehe wir uns wieder auf den Weg in Richtung Ortsmitte machen. Nach wenigen Metern biegen wir nach links ab und gehen ein Stück an der Schlossmauer entlang.
In Tagmersheim wird Polo gespielt
Unterwegs erzählt mir Eva Münsinger von unserem nächsten Ziel: „Wir schauen uns jetzt das Polofeld der Familie von Morgenstern an. Die Familie bildet hier auch mit Hilfe argentinischer Trainer Polopferde aus. Die Poloturniere sind tolle Veranstaltungen. Auch der Schauspieler Heino Ferch spielt immer wieder mit.“ Oben angekommen eröffnet sich uns ein weitläufiger Blick auf das Polofeld, das internationalen Standardmaßen entspricht. Wir gehen ein Stück den gleichen Weg zurück, auf dem wir gekommen sind und erreichen über den Friedhof die Kirche der Gemeinde: St. Jakobus. Wir treten in das kühle Innere der Kirche und schauen uns dort um. Auf der Brüstung der Empore finden sich die Wappen derer, die einst die Herren von Tagmersheim waren. Unser Weg führt uns wieder hinaus in den Sonnenschein und über die Treppen zurück in Richtung Dorfzentrum. Von hier aus machen wir uns mit dem Auto auf den Rückweg nach Blossenau. Vorher steht allerdings noch ein Abstecher zur Galgenkapelle auf dem Plan. Die Kapelle erreicht man über die Bauerngasse. Sie steht am Kreuzungspunkt der Weinstraße und der sogenannten Ingolstädter Straße. „Im Rahmen der Flurbereinigung wurde neben der Kapelle die Fundamente eines steinernen Hochgerichts, also ein Galgen, gefunden“, weiß Eva Münsinger. Hortensio von Brocco ließ diesen während des Dreißigjährigen Kriegs zur Abschreckung errichten. Wir besteigen das Auto und erreichen nach wenigen Minuten Fahrt Blossenau.
Auf nach Blossenau
Bis zum 1. Juli 1972 war Blossenau eine selbstständige Gemeinde im ehemaligen Landkreis Donauwörth und wurde an diesem Tag sowohl dem Landkreis Donau-Ries zugeschlagen als auch nach Tagmersheim eingemeindet. Die Häuser in Blossenau befinden sich zum Großteil entlang der Dorfstraße, die zur Zeit der Römer eine wichtige Verbindungsstraße war und deshalb Römerstraße heißt. In der Mitte befindet sich der Dorfanger mit der Kirche St. Sixtus und der ehemaligen Schule. Von hier aus machen wir uns auf den Weg zum Natur- und Umweltbildungszentrum. Zunächst schauen wir uns die Sporthalle an, die durch den Einsatz der Dorfbewohner, die 32 000 ehrenamtliche Arbeitsstunden leisteten, verwirklicht werden konnte. Von der Sporthalle aus, betreten wir nun das Bildungszentrum. Mit neuester Technik ausgestattet bietet das Zentrum Platz für zahlreiche Kurse und Veranstaltungen in den Bereichen Sport, Natur, Genuss und Kultur. Abermals war es eine großartige Gemeinschaftsleistung, welche die Verwirklichung des 1,2 Millionen teuren Projekts in dem Dorf mit 300 Einwohnern möglich machte. Nur etwas mehr als vier Monate blieb dem BC Blossenau am Ende, um das Projekt rechtzeitig fertigzustellen und Fördermittel vom Freistaat dafür zu erhalten. „Ohne die Förderung hätte die Finanzierung sonst nicht geklappt“, erklärt mir Eva Münsinger, während sie mich durch das eindrucksvolle Gebäude führt. Bis zu 400 Besucher hat das Gesundheitszentrum wöchentlich. Angeboten werden neben Sportkursen auch Kochkurse in der eigens dafür gebauten Erlebnisküche, in der auch geforscht werden kann. Insgesamt können die Besucher aus 40 Veranstaltungen pro Woche wählen. Aber auch für Veranstaltungen jeglicher Art ist das Zentrum bestens ausgerüstet.
Nachdem ich mir alles genau anschauen konnte, machen wir uns auf den Rückweg in die Römerstraße. Dort verabschiede ich mich von Eva Münsinger und mache mich bestens versorgt mit Informationen über Tagmersheim, das Dorf im Dreiländereck und das Angerdorf Blossenau auf den Weg nach Harburg.