Sich kurz aufs Rad schwingen und einen Abstecher in den Wald, zum See oder an einen schönen Aussichtspunkt machen – für Menschen, die im Seniorenheim leben und auf Rollatoren oder Rollstühle angewiesen sind, sind solche Ausflugsfahrten meist nicht mehr möglich. Das Ehepaar Vogel aus Huisheim hat es sich jedoch zur Aufgabe gemacht, Senior*innen genau diese Möglichkeit wieder zu geben.
Vor fünf Jahren stießen die Vogels eher zufällig auf den Verein „Radeln ohne Alter“ und entwickelten die Idee, ein ähnliches Angebot in ihrer Heimat zu etablieren. An mehreren Standorten in Deutschland übernehmen Ehrenamtliche des Vereins Rikscha-Fahrten für Senior*innen und Menschen, die nicht selbst in die Pedale treten können. „Für das Recht auf Wind im Haar“ lautet der Slogan des Projekts – ein Motto, das sich auch die Vogels zu Herzen genommen haben.
An ihren runden Geburtstagen in den letzten beiden Jahren baten sie ihre Gäste statt um Geschenke um finanzielle Unterstützung für ein ganz besonderes Gefährt. Auf diese Weise kamen mehrere tausend Euro zusammen. Unterstützt wurde das Projekt zudem durch ein großzügiges Entgegenkommen des E-Bike-Fahrradhändlers E-Motion in Donauwörth, wodurch die Anschaffung einer E-Rikscha im Wert von rund 12.000 Euro möglich wurde. Seit Juli sind Imelda und Karl-Heinz Vogel stolze Besitzer ihrer E-Rikscha und radeln damit fast jeden Sonntag von ihrem Wohnhaus in Huisheim nach Wemding. Imelda Vogel fährt mit dem E-Bike voraus, während ihr Mann die Rikscha lenkt.
"Windy" bring ein Stück Lebensqualität zurück
In Zusammenarbeit mit der Hospizgruppe Donau-Ries e. V. und dem Seniorenheim Wemding konnten bereits einige Fahrten unternommen werden. „Der Andrang ist groß“, freut sich Imelda Vogel. Es gibt sogar schon eine Warteliste mit Bewohner*innen des Wemdinger Seniorenheims, die gerne einmal mitfahren möchten.
Unter dem leuchtend orangefarbenen Dach von „Windy“ – so haben die Vogels ihre Rikscha liebevoll getauft – finden zwei Personen bequem Platz. Dahinter sitzt Karl-Heinz Vogel, der trotz elektrischer Unterstützung kräftig in die Pedale treten muss, schließlich wiegt die voll besetzte Rikscha bis zu 350 Kilo. Das elektrisch betriebene Fußpodest ermöglicht sogar einen barrierefreien Einstieg.
So wurden im Sommer 2025 bereits mehrere Fahrten zum Waldsee, zum Johannisweiher oder zur Wallfahrtsbasilika Maria Brünnlein unternommen. „Ich war schon so lange nicht mehr im Wald“, habe eine Mitfahrerin freudestrahlend beim Anblick des bunten Herbstlaubs gesagt. Durch das Projekt werden bei den Senior*innen Erinnerungen geweckt und die Jahreszeiten erlebbar gemacht. Es stiftet Lebensfreude und ermöglicht den Seniorinnen ein Gefühl von Freiheit und Naturgenuss an der frischen Luft.
Projekt ist auf Spenden angewiesen
Der Akku von „Windy“ reicht für eine Fahrstrecke von rund 30 Kilometern – gerade so viel, dass Karl-Heinz Vogel von Huisheim nach Wemding gelangt, dort ein bis zwei Fahrten anbieten kann und anschließend wieder nach Hause zurückradelt. In Zukunft könnte die E-Rikscha auch in Nördlingen oder Harburg unterwegs sein. Die Vogels planen daher, einen zweiten Akku anzuschaffen, wünschen sich aber am liebsten einen Autoanhänger für den Transport von „Windy“.
Auch für Wartung, Reparaturen und die Versicherung fallen Kosten an, die ausschließlich über Spenden finanziert werden sollen. Mittelfristig können sich die Vogels vorstellen, weitere ehrenamtliche Fahrer*innen in ihr Team aufzunehmen, um das Tourenangebot von „Windy“ zu erweitern. Interessierte, die sich beteiligen möchten, können sich telefonisch bei der Familie Vogel unter 0 90 80/92 19 19 melden.
Spendenkonto:
Hospizgruppe Donau-Ries e.V.
Verwendungszweck: „Rikscha Windy“ | Raiffeisen-Volksbank Donauwörth
IBAN: DE59 7229 0100 0003 0404 02 | BIC: GENODEF1DON
