9. Dezember 2016, 08:55

„Besser, aber noch lange nicht gut“

Markus Kristen fährt als Johanniter-Weihnachtstrucker nach Bosnien
Markus Kristen ist ein Johanniter-Weihnachtstrucker der ersten Stunde. Der heute 47-Jährige Familienvater war bereits Anfang der 1990er Jahre, bei einer der ersten Touren der Johanniter-Weihnachtstrucker nach Bosnien dabei. Damals waren die Wunden des Jugoslawien-Krieges in dem Land noch frisch. „Heute ist Vieles besser geworden“, sagt Kristen. „Aber gut ist es noch lange nicht.“ Deswegen wird er sich auch in diesem Jahr wieder kurz nach Weihnachten mit einem Hilfskonvoi auf den Weg in den Balkan machen.
Donauwörth - „Ich war 1995, kurz nach Kriegsende in der Stadt Tuzla in Bosnien“, erinnert sich Markus Kristen, der seit 1988 ehrenamtlich bei den Johannitern in Donauwörth tätig ist. „Auf der Fahrt dorthin hatten wir mit sehr schlechten und kaum befahrbaren Straßen zu kämpfen. Alles in der Stadt war sehr stark in Mitleidenschaft gezogen und war weit weg von unserem gewohnten Standard in Deutschland. Heute sehe ich eine wieder aufgebaute, sehr schöne Stadt.“ Aber durch die Mithilfe beim Weihnachtstrucker kann Markus Kristen auch hinter die Kulissen blicken.
„Zugleich gibt es in Bosnien sehr viele Familien, die noch heute unter den Auswirkungen des Kriegs leiden. Etwa, weil männliche Familienmitglieder gefallen sind, es nur einen Verdienst in der Familie und Angehörige gibt, die aus dem Krieg Behinderungen davongetragen haben.“ Außerdem sei die wirtschaftliche Lage schlecht. „Etwa eine Million Menschen leben aufgrund der hohen Preise für Grundnahrungsmittel, Benzin, Öl und dergleichen, am Existenzminimum. Viele leiden wirklich Hunger“, weiß er. „Gerade die eisigen Winter sind für diese Menschen sehr hart. Der Weihnachtstrucker ist für mich eine Möglichkeit, diesen notleidenden Kindern, Familien, Senioren und behinderten Menschen dringend benötigte Hilfe zukommen zu lassen.“
So wird er auch in diesem Mal wieder am 26. Dezember mit einigen Sattelschleppern, ehrenamtlichen Fahrern „und hoffentlich vielen, vielen Hilfspäckchen“ in Richtung Bosnien aufbrechen (drei weitere Konvois fahren nach Albanien, Nord-Rumänien sowie Zentralrumänien). „Dank der großen Hilfsbereitschaft seitens der Bevölkerung kamen im letzten Jahr allein in Bayern rund 50 000 Hilfspakete zusammen“, sagt Gertrud Streit-Doderer, Mitglied des Regionalvorstands der Johanniter im Regionalverband Schwaben, zu dem die Donauwörther Johanniter gehören.
Bis zum 19.12. können Privatpersonen, Firmen, Schulen, Kindergärten und Vereine ihre Päckchen in der Dienststelle Donauwörther Johanniter, Pestalozzistraße 2, 86609 Donauwörth, abgeben.
Damit die Helfern am Zoll keine Probleme bekommen und möglichst gleichwertige Päckchen verteilt werden können, ist der Inhalt der Päckchen vorgegeben: 1 Geschenk für Kinder (Malbuch oder -block, Malstifte), 3 kg Zucker, 3 kg Mehl, 1 kg Reis, 1 kg Nudeln, 1 Liter Speiseöl in Plastikflaschen,3 Packungen Multivitamin-Brausetabletten,3 Packungen Kekse, 5 Tafeln Schokolade, 500 g Kakaogetränkepulver, 2 Duschgel, 1 Handcreme, 2 Zahnbürsten und 2 Tuben Zahnpasta.
Die LKW der Johanniter-Weihnachtstrucker fahren auf ihrer rund fünftägigen Tour in Bosnien ausgewählte Stellen an, darunter die drei Hauptorte Banja Luka (die 220 000-EinwohnerStadt wird immer wieder verheerenden Überschwemmungen heimgesucht), Tuzla und Srebrenica. Die hierzulande liebevoll gepackten Päckchen gehen zudem an das Sozialzentrum der Pfarrei Budzak, die Merhammed-Suppenküche, die Behindertenorganisation „Partner“, die dortige Caritas, das Straßenkinderprojekt „Neue Generation“, sowie an zahlreiche Schulen und an den Verein Mirna Luka, ein Partnerprojekt der katholischen Friedensbewegung Pax Christi Würzburg.
Ganz egal wo die Johanniter-Weihnachtstrucker auftauchen – sie werden stets mit großer Freude und Dankbarkeit empfangen. Markus Kristen weiß: „Auch wenn es sich bei den Päckchen aus unserer Perspektive um eine Kleinigkeit handelt – den Menschen dort hilft es über die nächsten Monate weiter.“ (pm)