. Das Foto zeigt Ari Samm und Projektleiterin Katrin Klaiber beim Erfassen eines Buches über das Software-Programm . Bild: Sarah Herrmann
Stolz zeigt Ari Samm, Beschäftigter in den Werkstätten der Stiftung Sankt Johannes, seinen Schlüssel zum neu geschaffenen Buchlager in Donauwörth. Seit Frühjahr dieses Jahres sammelt die Stiftung Sankt Johannes allerlei ausgelesene, doppelt gekaufte und nicht mehr benötigte Bücher. Denn seit kurzem sind die Donauwörther Werkstätten der Stiftung Sankt Johannes Mitglied im Buch-Meister Netzwerk, einem Online-Buchhandel System, das eigens für Werkstätten entwickelt wurde. Dahinter steckt die Idee, Menschen mit Behinderung eine sinnvolle Beschäftigung nah an den Anforderungen des so genannten ersten Arbeitsmarktes zu ermöglichen.
Marxheim/Donauwörth - Die vierköpfige Arbeitsgruppe mit dem Namen „Bunte-Buch-Post“ sichtet zunächst die gespendeten Bücher und sortiert unverkäufliche Artikel aus. Dazu zählen Medien mit mehr als zwei Fehlern wie z.B. Eselsohren, persönliche Widmungen, losen Seiten, Wasserflecken oder eingedrückte Buchrücken. Akribisch wird jedes Buch einzeln geprüft und nach dem Vier-Augen-Prinzip entsprechend der Kategorien ‚neu‘, ‚wie neu‘, ‚sehr gut‘ und ‚gut‘ geordnet. „Wir sortieren die Bücher zunächst in sogenannte Erfassungskisten“, erläutert Ari Samm, der für die spätere Einlagerung der Bücher zuständig ist. Eine verantwortungsvolle Aufgabe, die den 30-Jährigen mit Stolz erfüllt. „Bisher haben nur ich und unsere Projektleitung einen Schlüssel zum Lager“, ergänzt er lächelnd. Bis ein Karton eingelagert werden kann, müssen die vorsortieren Bücher in dem Software-Programm der Firma Buch-Meister erfasst werden, für das die Stiftung Sankt Johannes als Franchisenehmer das Nutzungsrecht erworben hat. „Damit keine Fehler unterlaufen, gilt auch bei dieser Tätigkeit das Vier-Augen-Prinzip“, erklärt Gruppenleiterin Katrin Klaiber. Weil dies starke Konzentration verlangt, wird nach jeder erfassten Kiste gewechselt. Das Programm zeigt mit einem Ampelsystem an, ob ein Buch überhaupt in den Verkauf gehen kann. Leuchtet die Ampel grün, wandert das Buch in die durchnummerierten Lagerkartons, die am Ende des Tages von Ari Samm in das Buchlager transportiert werden. Ist ein Buch verkauft worden, verpacken die Beschäftigten dieses in einen gepolsterten Umschlag und versenden es an den Endkunden.
Der Name ist Programm 
„So verschieden die gespendeten Bücher sind, so bunt sind auch die Mitglieder der Arbeitsgruppe und ebenso vielfältig sind die Tätigkeiten“, fasst Klaiber die letzten Wochen zusammen. Die 27-jährige gelernte Ergotherapeutin leitet das „Bunte-Buch-Post“-Projekt seit Anfang September. Sie sieht darin eine große Chance, die Beschäftigten in ihrem Selbstbewusstsein zu stärken und ihnen eine sinnvolle sowie wertschätzende Tätigkeit zu ermöglichen. Besonders erfreulich sei die gestiegene Motivation im Team mit Beginn des Projektes. „Aufgrund der verschiedenen Arbeitsschritte – angefangen vom Sortieren über das Erfassen und anschließende Einstellen der Bücher auf der Online-Verkaufsplattform Amazon bis hin zum Versand an den Endkunden – und der Tatsache, dass alle Aufgaben von allen Gruppenmitgliedern übernommen werden können, kehrt keine Langeweile ein“, so die Projektleiterin.
Qualifizierung für den ersten Arbeitsmarkt 
Mit der neu geschaffenen Arbeitsgruppe folgt die Stiftung Sankt Johannes zudem ihrer gesellschaftspolitischen Aufgabe, Menschen mit Behinderung für den ersten Arbeitsmarkt zu qualifizieren. Hierzu gehört neben der sozialpädagogischen Begleitung und Unterstützung der Beschäftigten im Hinblick auf die psychosozialen Anforderungen der Arbeitswelt die gezielte Förderung individueller Fähigkeiten, wie zum Beispiel lesen, schreiben, rechnen und EDV-Kenntnisse. Bisher haben die Werkstätten der Stiftung Sankt Johannes keine PC-Arbeitsplätze anbieten können. Diese Lücke ist mit dem Bunte-Buch-Post Projekt geschlossen, wenngleich vorerst nur 4 Beschäftigte dieser Aufgabe nachgehen können. Projektleiterin Katrin Klaiber zeigt sich aber zuversichtlich, dass die Gruppengröße bei zunehmender Nachfrage und steigenden Verkaufszahlen auch erweitert werden könne. Im ersten Monat wurden bereits 100 Bücher verkauft und überwiegend mit 5 Sternen bewertet. Die positiven Benotungen der Kunden spornen die Mitglieder der Arbeitsgruppe weiter an. „Denn nur wer einwandfreie Arbeit liefert, darf im Buch-Meister-Netzwerk bleiben“, weiß Ari Samm.
Damit auch weiterhin für genügend Nachschub gesorgt ist, freut sich das „Bunte-Buch-Post“-Team über Ihre Bücherspende. Ihre ausgelesenen, doppelt gekauften oder nicht benötigten Bücher können Sie gerne zu den regulären Öffnungszeiten im Werkstatt-Laden in Donauwörth (Zirgesheimer Straße 23) und bei Deibl Kreativ in Rain (Kirchplatz 6) abgeben. (pm)