5. Oktober 2021, 09:28
Natur

Stachelritter im heimischen Garten

Igel im Garten Bild: Martina Gehret
Für viele Tiere beginnt in der Herbstzeit der Winterschlaf, so auch für den Igel. Was Sie tun können um dem Tier einen guten Winterschlaf zu ermöglichen, und was Sie auf keinen Fall tun sollten.

Es herbstelt – und es ist an der Zeit, nach einem bunten Gartenjahr die Gärten auf den Winter vorzubereiten. Viele Menschen machen sich auch Gedanken, wie sie ihre tierischen Gartenbewohner unterstützen können, damit sie die kalte Zeit gut überstehen und uns auch im nächsten Jahr durch ihre Anwesenheit Freude bereiten. Der Igel gehört zu den allgegenwärtigen und gern gesehenen Wildtieren in Stadt und Land. „Seit 2017 steht das stachelige Säugetier auf der Vorwarnliste gefährdeter Arten. Der zunehmende Klimawandel, Gefahr durch den Straßenverkehr und schlechte Lebensräume bringen so manchen Stachelritter in eine Notlage“, weiß Robert Oberfrank, Vorstand des Jagdverbandes Donauwörth. „Doch wir können dem Igel helfen!“, ergänzt Co-Vorstand Albert Reiner.

Machen Sie ihren Garten igelfit

Für etliche Wildtiere, so auch für den Igel, beginnt mit der Herbstzeit der Endspurt in der Vorbereitung auf den Winterschlaf mit der Suche nach energiereicher Nahrung und einem passenden Winterquartier. Im heimischen Garten können wir helfen, indem wir Nahrungsquellen und Unterschlupfmöglichkeiten bieten. Ein Igel, der auf der Suche nach Nahrung nicht weit umherwandern muss, ist auch weniger vom Straßenverkehrstod bedroht.

Um gut vorbereitet die kalte und futterarme Jahreszeit zu überstehen, müssen sich die Tiere genügend Gewicht anfressen. Auf dem Speiseplan des Insektenfressers stehen Käfer, Tausendfüßer und anderes Kleingetier wie Spinnen, Regenwürmer und Schnecken. Als Liebhaber tierischer Kost hält er so auch die Schädlinge in unseren Gärten in Schach.

Dann müssen sie einen sicheren und gut isolierten Überwinterungsplatz für ihren Winterschlaf finden. Der Winterschlaf dauert beim Igel in der Regel bis zu sechs Monate, beginnend im späten Herbst bis März/April. Laub-, Kompost-, Reisig- und Totholzhaufen sind ideale Unterschlupfmöglichkeiten. Gekaufte Igelkuppeln oder selbst gebaute Igelhäuschen sind ebenso willkommen. Igel bleiben meist ein Leben lang ihrem Revier treu.

Bitte nicht stören!

Igelweibchen und Jungtiere fallen in der Regel später als ausgewachsene Männchen in den Dauerschlaf. Durch die Jungenaufzucht benötigen die Weibchen mehr Zeit, um sich genügend Fettreserven anzufressen. Auch die Jungtiere, die in den Monaten August und September zur Welt kommen, müssen erst ein absolutes Mindestgewicht von 500 g, besser 600 g erreichen, um den Winterschlaf gut zu überstehen. Durch die Drosselung der Stoffwechselaktivität während des Schlafens reduziert sich zwar der Energieverbrauch der Tiere drastisch, jedoch ist ein gewisser Anteil Winterspeck für die Tiere überlebenswichtig. 

Aufgrund der späten Geburt ist so mancher Jungigel bei entsprechend milder Witterung noch bis weit in den November hinein auch tagsüber auf Nahrungssuche. Halten Sie die Augen offen, wenn Sie Laub rechen und ihren Garten winterfit machen: In den nächsten Wochen sind die jungen Igel dort gerne unterwegs. Um Igel vor Verletzungen und Vergiftungen zu schützen, ist die Verwendung von Giften, Mährobotern (ein absolutes No-Go ist die Verwendung nachts) sowie Laubsaugern in einem naturnahen Garten tabu. Mit dem Laubsauger werden zudem viele Igelfuttertiere eingesaugt und getötet und stehen somit als Nahrung nicht mehr zur Verfügung.

Manchmal muss der Mensch helfen

Klimatische Verhältnisse können die Winterschlafdauer beeinflussen. Gelegentlich wachen die Tiere auch auf, um zu pieseln oder ihren Schlafplatz zu wechseln. Für ausgewachsene, gesunde Tiere ist das Wiedereinschlafen in der Regel kein Problem. Bei Jungtieren, die ihr Winterquartier verlassen müssen, ist die Gefahr hingegen groß, dass sie keinen adäquaten Ersatz finden. Aufgrund der immer milderen und kürzeren Winter mit steigenden Temperaturen erwachen außerdem viele Tiere zu früh und finden dann ausgehungert noch zu wenige Futtertiere.

Dann brauchen die Tiere unsere Hilfe. Jägervorstand Albert Reiner erklärt: „Nach dem Gesetz zählen Igel zu den besonders geschützten Arten. Der gesunde Igel ist ein Wildtier und gehört nicht in Menschenhand.“ Das Entnehmen aus der Natur ist auf Ausnahmen beschränkt: „Nur verletzte, kranke oder auffällig unterernährte Igel dürfen zeitweise aufgenommen werden“, führt Jägervorsitzender Oberfrank weiter aus. Die Jäger des Jagdverbandes Donauwörth empfehlen, hilfsbedürftige Igel nicht selbst zu versorgen, sondern sie zu einer anerkannten Pflegestation zu bringen, damit sie dort aufgepäppelt und gesund gepflegt werden, um wieder in ein Leben in Freiheit entlassen zu werden. (pm)