Von Links: Manuel Philipp (Referent) – Solveig Krämer und Alexander Helber von der BN-Ortsgruppe Nördlingen Bild: Alexander Helber
Auf Einladung der BN-Ortsgruppe Nördlingen kam der mehrfache Umweltpreisträger Manuel Philipp ins Ries.

Im gut gefüllten Saal des Rieskratermuseums referierte der Geschäftsführer der gemeinnützigen Organisation Paten der Nacht kurzweilig und laienverständlich zum Thema Lichtverschmutzung. Darunter versteht man die Aufhellung der Nacht durch künstlich erzeugtes Licht.

Zu viel oder falsch ausgerichtetes Licht führen aber zu Über- und Fehlbeleuchtung. Dazu kommt, dass das in den Himmel ausgestrahlte Licht durch in der Luft schwebende Partikel gestoppt und wieder Richtung Erde zurückgeschickt wird. Es bilden sich sogenannte Lichtglocken, die - je nach Größe der Siedlung – riesig sein können. Die Lichtglocke von München beträgt 100 Kilometer, die von New York sogar 800 Kilometer.

Eine Folge ist der visuelle Verlust des nächtlichen Sternenhimmels: Von den 6.000 Sternen, die am Nachthimmel eigentlich mit bloßem Auge zu erkennen sind, können in München nur 150 Sterne gesehen werden. In New York ist dies gar nicht mehr möglich.

Weitere Auswirkungen sind Energieverschwendung durch Fehlbeleuchtung und eine Störung des Hell-Dunkel-Rhythmus von Lebewesen. Deshalb stellt der Lichtexperte die Frage: „Warum machen wir draußen nicht einfach das Licht aus, wenn wir ins Bett gehen – so wie drinnen auch?“

Immer wieder stellt Philipp in seinem Vortrag die Frage nach dem Sinn einer dauerhaften Beleuchtung der Nacht. Nur ein Viertel der deutschen Kommunen verzichtet darauf, obwohl es kein Gesetz für nächtliche Straßenbeleuchtung gibt. Eine wesentliche Reduktion der Lichtverschmutzung kann – da gibt sich der Fachmann realistisch – aber nur mit gesetzlichen Regelungen gelingen.

Im Laufe seines Vortrags zeigt er sechs Kriterien für schonende Außenbeleuchtung auf.

Zum einen geht es um die Intensität: Muss das Licht wirklich so hell sein? Die Ausrichtung des Lichts nach unten ist ebenso wichtig wie die Farbe. Möglichst gelbliche Töne sind die richtige Wahl. Ein weiterer Faktor ist die Montagehöhe des Lichts. Hier bietet sich großes Einsparpotenzial bezüglich der Energie, beispielsweise bei Straßenlaternen. Zur Erreichung der gleichen Helligkeit am Boden ist bei halber Höhe nur ein Viertel der Leistung nötig. Bei der Dauer geht es darum, den Einsatz von Lichtquellen zeitlich einzugrenzen, beispielsweise mithilfe von gut eingestellten Bewegungsmeldern.

Das eigentlich wichtigste Kriterium ist aber die Notwendigkeit: Der Einsatz von Licht sollte nur erfolgen, wenn dies wirklich erforderlich ist.

Philipp verweist dabei auf den Mond, der als Vorbild dienen könne: Er scheint schwach, nach unten ausgerichtet und ohne Blendung.

Um das Bewusstsein in der Bevölkerung zu erhöhen, wurden von seiner Organisation zwei Mitmachprojekte ins Leben gerufen: Speziell an Firmen richtet sich das Projekt „22 Uhr“. Diese sollen freiwillig um spätestens 22 Uhr ihre Leuchtflächen ausschalten. An der „Earth Night“ wird einmal jährlich im September eine ganze Nacht lang das Licht ausgeschaltet. Heuer hat sich erstmals die Ortsgruppe Nördlingen beteiligt, aber auch Großstädte wie Nürnberg, München, Regensburg oder Würzburg waren dabei.  Ein großes Ziel von Manuel Philipp ist die internationale Ausweitung der Earth Night. „Meine große Vision ist es, dass sich New York an der Earth Night beteiligt und man dann dort die Milchstraße sehen kann“, so der Lichtexperte. Der abschließende langanhaltende Applaus zeigt: Die Zuhörer trauen es ihm zu. (pm)