Seit dem 4. Mai 2025 ist die neue Nördlinger Häuserchronik online für alle Bürger*innen zugänglich. Dort findet sich in der Schrannenstraße 7 auch ein Gebäude aus dem 15. Jahrhundert und damit aus dem Spätmittelalter, das seit jeher zweigeteilt ist. Ein Teil des Gebäudes ist bereits seit über 130 Jahren im Besitz der Familie Möhnle, die hier in mittlerweile 3. Generation ein Spielwarengeschäft betreibt. Allerdings nicht mehr lange, denn wie Inhaber Jürgen Möhnle bereits vor einigen Wochen verkündete, wird das traditionsreiche Familienunternehmen zum 30.06.2025 für immer schließen. Die Entscheidung sei Möhnle dabei keineswegs leicht gefallen, auch wenn er bereits seit der Geschäftsübernahme im Jahr 1997 gewusst habe, dass dieser Punkt irgendwann einmal kommen werde.
Mehrere Generationen haben hier eingekauft
"Wir haben definitiv keinen Nachfolger. Außerdem lohnt sich das Geschäft in seiner jetzigen Form einfach nicht mehr", erklärt er. Grund hierfür seien steigende Personal- und Unkosten, zu viel Organisationsaufwand und viel Bürokratie. Möhnle erklärt außerdem: "Immer weniger Menschen kaufen vor Ort ein. Das ist leider kein Phänomen, das nicht nur uns betrifft. Der massive Preisdruck in der Spielwarenbranche - unter anderem durch große Onlinehändler - macht es uns einfach unmöglich das Geschäft in der bestehenden Form fortzuführen." In der Nördlinger Innenstadt bricht damit ein echter Traditionshändler weg und hinterlässt eine große Lücke. Vor allem, weil hier Generationen von Nördlinger*innen ein und aus gingen. Dieses positive und gleichzeitig wehmütige Feedback bekommen Möhnle und sein Team aktuell fast täglich zu hören. "Besonders ältere Kunden erzählen uns, dass sie als Kinder hier durch die Regale gestreift sind und jetzt selbst für ihre Enkel einkaufen. Das ist schon sehr besonders."
Modellbausparte soll weitergeführt werden
Komplett aus der Spielwarenwelt zurückziehen kann sich Jürgen Möhnle allerdings doch noch nicht und so will er Ende des Jahres seine Modellbau-/ Modellbahnsparte mit einem neuen Konzept weiterführen. Dieser Geschäftszweig ist aktuell im 1. Stockwerk seines Ladens untergebracht und bereits früh zu einer persönlichen Leidenschaft geworden. Als einer der wenigen verbliebenen Spezialisten für diesen Markt, kamen und kommen Kunden weit über die Landkreisgrenzen nach Nördlingen. Wo die neue Geschäftsfläche sein wird, steht allerdings noch nicht fest. Um seine Spielwaren möglichst schnell abverkaufen zu können, gibt es bis zur endgültigen Schließung 20-50 Prozent auf das gesamte Sortiment. Das Gebäude in Nördlinger Innenstadt möchte Möhnle in Zukunft vermieten - gerne auch wieder als Ladenfläche. "Wir sind grundsätzliche über alle ernst gemeinten Anfragen dankbar", erklärt er.
Stadtmarketingverein: "Natürlich werden solche Geschäfte fehlen"
Bei der Suche nach einem Nachfolger bietet auch das Stadtmarketing Nördlingen seine Mithilfe an. "Es ist immer tragisch, wenn Traditionsgeschäfte schließen müssen. Spielwaren Möhnle und auch die Engel-Apotheke (Anm. d. Red.: Wird zum August 2025 schließen) sind gefühlt schon immer da. Natürlich werden diese Geschäfte fehlen und es ist schwer vorstellbar, dass da was anderes drin ist", so Susanne Vierkorn vom Stadtmarketingverein "Nördlingen ist's wert" e.V. . Sie ergänzt: "Klar hat man bei so einer Vermietung Wünsche und Idealvorstellungen. Wir haben in Nördlingen noch viele kleine Geschäfte, was zu einer schönen Mischung mit großen Marken führt. Als Stadtmarketing haben wir den Wunsch, dass sich etwas findet, was gut in dieses Gefüge passt. Ein Spielwarengeschäft wäre wieder wünschenswert. Solche Fachgeschäfte sind immer schön im Stadtbild. Letztendlich spielen aber verschiedene Überlegungen eine Rolle."