Symbolbild Bild: pixabay
Größtes Thema bei der Vollsitzung des Nördlinger Stadtrats am vergangenen Donnerstag war die Zukunft des Nördlinger Hallenbades. Eine Entscheidung, ob es einen Neubau, eine Sanierung oder beides gibt, fällt womöglich schon am 9. Juli, denn die Zeit drängt.

„Es ist in meinen Augen der größte Wunsch der Nördlinger Bürger, hier voran zu kommen“, meinte Oberbürgermeister David Wittner zum Einstieg in den Tagesordnungspunkt. Zunächst stellte der Sachgebietsleiter Hochbau am Stadtbauamt Nördlingen, Jürgen Eichelmann, die Chronologie der bisher unternommenen Schritte vor. Dabei konnte er zeigen, dass die Stadtverwaltung beim Thema Hallenbad eben nicht lange untätig war, wie vielfach behauptet wurde. Angefangen bei der Machbarkeitsstudie seiner Abteilung vom 25. August 2018 über die Bemühung um Aufnahme in das Bundesprogramm „Sanierung kommunaler Einrichtungen in den Bereichen Sport, Jugend und Kultur“ im August 2018 bis zur Vergabe an die Fachplaner im Oktober 2019 und zur aktuellen Sitzung ruhte das Thema nie ganz. Viel Zeit kostete u.a. das europaweite Vergabeverfahren sowie das Warten auf den Förderbescheid des Bundes: Eine inoffizielle Zusage bekam man am 11. April 2019, der offizielle Förderbescheid über 2,7 Millionen Euro ging am 25. November 2019 ein.

Sechs Varianten vorgestellt

Frau Spraul vom Architekturbüro Fritz Planung stellte anschließend verschiedene Varianten vor: Sanierung mit Anbau mit vier oder sechs Schwimmbahnen, Abriss des Hallenbades mit Neubau, kompakter Neubau ohne Abriss und ohne neue Turnhalle sowie reine Sanierung ohne Neubau. Die verschiedenen Wünsche der Bevölkerung wie Rutsche und Außenbecken wurden ebenfalls in den Entwürfen berücksichtigt.

Die Kosten der verschiedenen Varianten von Fritz Planung sowie eines von Stadtrat Wolfgang Goschenhofer angeregten „Simply Swimming“-Bades nach holländischem Vorbild stellte Wolfgang Gürtner von Hitzler Ingenieure vor. Nach Abzug von Fördermitteln bleiben demnach für die einzelnen Varianten A bis E Kosten für die Stadt Nördlingen von 4,8 Millionen Euro (für eine reine Sanierung ohne Extras) bis zu 25,9 Millionen Euro (Neubau mit Abbruch des Bestandsgebäudes, mit Sauna, Außenbecken und Rutsche).

In einer Zusammenfassung sprach sich Jürgen Eichelmann für die Variante D als wirtschaftlichste und sinnvollste Möglichkeit aus: Ein kompakter Neubau mit sechs Bahnen, Lehrschwimmbecken, Sauna und Kinderspielbereich im Rieser Sportpark, nahe der Tennishalle, wobei der Bestand in der Gerhart-Hauptmann-Straße erhalten und zur Turnhalle umfunktioniert würde. Der Kostenanteil für die Stadt Nördlingen läge hier (allein für den Neubau) bei 13,3 Millionen Euro. Vom Bund habe man außerdem das Signal bekommen, dass die Fördergelder auch für einen Neubau fließen können. „Da geht der Bund mit“, so Eichelmann. Wo die Regierung allerdings nicht mit sich reden lässt ist der Zeitplan: 2023 muss das Bad in Betrieb gehen, und daher muss es nun schnell gehen. Eichelmann empfahl den Stadträten, sofern sie Variante D denn zustimmen, eine zügige Festlegung eines Raumprogramms sowie einen Architektenwettbewerb, denn man müsse die Planung neu vergeben, um die Fördermittel nicht zu gefährden. Laut Eichelmanns erstem Zeitplan sollte man im vierten Quartal 2020 in das Vergabeverfahren einsteigen, damit im 2. Quartal 2021 geplant und Anfang 2022 mit dem Bau begonnen werden könne. Eine Inbetriebnahme sei damit zum 31. November 2023 möglich.

Hallenbad soll trotz Corona-Finanzflaute kommen

Aus den Reihen der Stadträte war fast einmütig Zustimmung für den Neubau im Sportpark zu hören – der Wille, das Thema trotz der aufgrund der Corona-Krise angespannten Finanzsituation endlich anzugehen, war in allen Fraktionen vorhanden. Thomas Mittring (Stadtteilliste) appellierte außerdem an die anwesenden Kreisräte, sich für ein Zuschusskonzept des Landkreises für das zu erwartende Betriebskostendefizit einzusetzen. Helmut Beyschlag (PWG) lobte die Stadtverwaltung für ihr schnelles Handeln, von Versäumnissen könne keine Rede sein. Eine Fertigstellung bis Ende 2023 bezeichnete er als „äußerst sportlichen Anspruch“, man müsse jetzt schnell entscheiden. Für Steffen Höhn (CSU) war wichtig, sich bei den Planungen auch die Möglichkeit für eine „Minimallösung“ offen zu halten, sollte die finanzielle Situation sich schlechter als gedacht entwickeln. „Nördlingen braucht ein Hallenbad“, meinte Gabriele Fograscher (SPD), ihre Fraktion werde die Pläne ebenfalls unterstützen. Laut Wolfgang Goschenhofer (Grüne-Frauenliste) gehe seine Fraktion bei einem Neubau im Sportpark ebenfalls voll mit, so bleibe der Sportplatz am THG erhalten und es gebe keine Schließzeit im bestehenden Hallenbad.

David Wittner spricht sich für Leuchtturmprojekt aus

Eine zweifelnde Stimme war Stadtrat Thomas Knie (CSU). Er habe Bedenken, ob die Kosten eines Neubaus einzuhalten seien, und ob die Steuereinnahmen sich wie gedacht entwickeln. Seit Corona lebe man „in einer völlig neuen Zeit“, und es stelle sich die Frage, ob Variante E (reine Sanierung des Bestandes) nicht jetzt das finanziell Vernünftige wäre. „Die Grundsatzfrage ist: Trauen wir uns etwas, oder trauen wir uns nichts und sperren zu“, entgegnete der Oberbürgermeister. Ein Leuchtturmprojekt wie das Hallenbad sei nötig, um langfristig attraktiv zu bleiben.

Wie sich in der Sitzung gezeigt hat, hat Wittner dabei die meisten Stadträte auf seiner Seite.

Weitere Infos sind online

Die Präsentation der Hallenbad-Pläne wurde gefilmt und von der Stadt Nördlingen online verfügbar gemacht: https://www.noerdlingen.de/kultur-und-freizeit/baeder/stadtrat-diskutiert-ueber-hallenbad/