Im Stadtsaal Klösterle stellte sich der Bundesvorsitzende der Grünen, Robert Habeck den Fragen der Nördlinger. Bild: Mara Kutzner
Robert Habeck, der Bundesvorsitzende unterstützte die Nördlinger Grünen im Wahlkampf. Der Veranstaltung ging eine Demonstration von Landwirten voraus.

So mancher sieht ihn schon als nächsten Bundeskanzler: Grünen-Chef Robert Habeck war am Samstag zu Gast in Nördlingen. Der Bundesvorsitzenden machte am Samstag auf einer Tour durch Bayern Station im Ries wo er OB-Kandidat Wolfgang Goschenhofer im Kommunalwahlkampf unterstützt. Der Stadtsaal Klösterle war bis auf den letzten Platz gefüllt, viele Zuhörer bekamen nur noch einen Stehplatz. Gut 450 Gäste waren anwesend, als Habeck sich beim Town-Hall-Meeting den Fragen den Besuchern stellte. 

Grünen-Chef wirbt für Kommunalpolitik

Für die Nördlinger Grünen war der Besuch des Grünen-Chefs sicherlich ein Wahlkampfhöhepunkt. Goschenhofer nutzte die Gelegenheit die Grünen Stadtratskandidaten vorzustellen und Eva Lettenbauer, Landtagsabgeordnete und Vorsitzende der Bayerischen Grünen kündigte an, den Kreistag "noch grüner" zu gestalten. Ihr lägen ein besserer ÖPNV, mehr soziale Gerechtigkeit und der Pflege- und Gesundheitsbereich im Landkreis am Herzen.

Robert Habeck appelliert an die Zuhörer sich am politischen Geschehen zu beteiligen, darüber zu diskutieren und sich einzubringen. Die Kommunalpolitik bezeichnet Habeck als "Heldentum" und "Versuchslabor" der Demokratie. OB-Kandidat Goschenhofer macht da das Egerviertel zum Thema. Die Grünen haben zuletzt angeregt über die Gestaltung des ehemaligen Ankergeländes in einem Bürgerentscheid zu entscheiden. 

Landwirte protestieren in Nördlingen

Der Veranstaltung ging eine Protestaktion von gut 200 Landwirten voran, die in einem Fackelmarsch samt Pferdegespann und Blaskapelle durch die Nördlinger Innenstadt zogen. Bevor es für den Grünen-Vorsitzenden in den Stadtsaal ging, nahmen sich Habeck, Lettenbauer und Goschenhofer kurz Zeit, um ein Wort an die Landwirte zu richten. Den Frust der Bauern könne er verstehen, so Habeck. Er gab zu verstehen, nun gemeinsam Lösungen für die Probleme der Landwirtschaft zu finden. 

Habeck fordert neues Subventionssystem 

Auch später im Saal sind die Demonstrationen der Bauern und Bäuerinnen Thema. Eine geplante Verschärfung der Düngeverordnung, eine Reaktion auf ein Urteil des Europäischen Gerichtshofs wegen zu hohen Nitratwerten im Grundwasser in Deutschland, ist der Grund warum Landwirte in der ganzen Republik in den letzten Wochen auf die Straßen gehen. Der ehemalige Landwirtschaftsminister Schleswig-Holsteins macht deutlich: Das System ist das Problem, denn Bauern seien gezwungen immer billiger zu produzieren. Habecks Lösung ist ein völlig neues Subventionssystem der EU. Landwirte sollen nicht flächenbezogen bezuschusst werden, sondern je nach Einhaltung von Umweltschutz, Tierwohl und Nachhaltigkeit. Die derzeitigen Proteste gäben Hoffnung, dass ein Kompromiss möglich sei, so Habeck.

Nachdem Habeck gut eineinhalb Stunden Fragen auch zu anderen Themen beantwortet hat - ein Frau will sogar humorvoll wissen, was der charismatische Grünen-Chef so "nehme", um immer so ruhig und gelassen zu bleiben - musste er sich verabschieden. In Günzburg steht bereits eine ähnliche Veranstaltung an.