„Nördlingen gegen Keltern“ Bild: Jochen Aumann
Die 1. Basketball Bundesliga der Frauen geht in ihre letzte kurze Zwischenpause, bevor die „heiße Phase“ der Saison beginnt.

Während die Nördlinger Basketballerinnen drei ihrer tragenden Säulen an die jeweiligen Nationalmannschaften abgeben, spielt Ex-Angel Luisa Geiselsöder mit dem an der Weltspitze aufleuchtenden Sabally-Duo um ein Ticket für die Olympischen Spiele. Mit den starken Australiern, den europäischen Nachbarn aus Serbien und dem tropischen Gastgeberland kommen im schwül-heißen Belém (Brasilien) vier Schwergewichte des Frauenbasketballs zusammen. Spätestens Sonntagnacht wird man wissen, ob die Deutsche Nationalauswahl rund um Coach Lisa Thomaidis einen der oberen drei Plätze, die gleichbedeutend mit der erfolgreichen Qualifikation für Paris/Lille sind, ergattern konnte. Nur ein Sieg könnte unter Umständen dafür schon ausreichen.

Unterdessen bereitet man sich im nass-kalten Nördlingen auf den Saisonendspurt vor. Ohne Headcoach Matiss Rozlapa und Enija Viksne, die beide mit dem lettischen Nationalteam gegen Israel spielen und ohne Nicole Brochlitz, die in den deutschen U20-Kader berufen wurde, werden im Sinne der nachhaltigen Jugendförderung die freien Tage als Regeneration und als sich anbietende Möglichkeiten für Schulbesuche und Nachwuchscamps genutzt. Auch eine gute Gelegenheit, die bisherige Saison Revue passieren zu lassen und die Zahlen und Statistiken ein wenig in den Vordergrund zu rücken.

Angels vor Final4 und Playoffs

Die Nördlinger Angels, die traditionell den kleinsten Etat der gesamten Liga haben, stehen nach 21 Pflichtspielen auf einem guten fünften Rang in der 1. Bundesliga. Acht Niederlagen stehen dreizehn Siegen gegenüber, drei von ihnen im Pokal. Geneigte Fans wissen, dass drei Siege im Pokalwettbewerb gleichbedeutend sind mit dem Einzug ins Finalturnier, das Top4, um dessen Ausrichtung sich Nördlingen wieder bewarb, ob seiner vielfältigen und qualitativ unangefochtenen Möglichkeiten innerhalb der Liga auch gute Chancen für den Zuschlag haben dürfte, was finanzielles Aufatmen im Ries bedeutet hätte. Dennoch wurde der Liga-Dino für die Ausrichtung abermals nicht berücksichtigt. Gegen erhoffte Synergieeffekte mit dem oben genannten, fünf Monate später und 400 Kilometer vom Ausrichtungsort Saarlouis stattfindenden Olympischen Turnier, das sicherlich, so der Plan, zahlreiche Besucher in das Saarland locken wird, hat das adrette Nördlingen natürlich keine Chance. Fans sei an dieser Stelle auch die Möglichkeit angeboten, am 16./17. März den Kampf um die erste Medaille seit zehn Jahren live mitzuverfolgen. Tickets für das Finalturnier gibt es hier: https://tickets.saarlouis-royals.net/ba-dbbl-pokal/.

Sobald das Top4 überstanden ist, geht es in der Liga in die absolute Crunchtime: Die PlayOffs. Stand jetzt sind alte Bekannte der zu bezwingende Kontrahent: Die Panthers aus Osnabrück, zu denen die Angels in knapp zwei Wochen schon reisen müssen, um Revanche für das Hinspiel zu nehmen, denn da verlor man denkbar knapp mit einem Punkt. Sollten die Angels also am 18.02. in Osnabrück mit mindestens zwei Punkten gewinnen, tauschen die beiden Teams zumindest vorerst die Tabellenplätze, wodurch Nördlingen in einem PlayOff-Viertelfinale Heimrecht genösse. Ein Blick auf die noch anstehenden Spieltage zeigt, dass aber auch ein Viertelfinale gegen den MBC, die Frauenvertretung der BBL-Mannschaft aus Weißenfels, möglich ist, die am letzten Spieltag, eine Woche vor dem Top4, in Nördlingen gastieren wird. Vier Spieltage vor dem Ende der Hauptrunde steht also so gut wie noch gar nichts fest, außer der statistischen Konstanz der Angels.

Offensiv ist Nördlingen eine Macht

Offensiv kommt kaum eine Mannschaft an die Gefährlichkeit der Angels heran. Nur Spitzenreiter Keltern erzielt pro Spiel mehr Punkte (80) als die Nördlingerinnen (73). In der Defense gehört Nördlingen zu den Top5 derjenigen Mannschaften, die die wenigsten Punkte kassieren. Beste Nördlinger Punktesammlerin ist Erika Davenport, die mit 16 Punkten pro Spiel nur knapp das Ligatreppchen verpasst, dafür holt sie bei der Effektivität, die die wichtigsten statistischen Kategorien vereint, ligaweites Bronze, bei den Rebounds sogar Gold. Außerdem ist sie die einzige Spielerin der gesamten Liga, die ein Double-Double auf die Saison gesehen erreicht. Ganz obendrein gehört sie auch noch zu den zehn besten Bällediebinnenen – eine wahre Allrounderin. Nicole Brochlitz, großes deutsches Nachwuchstalent und zukünftiger Point Guard der A-Nationalmannschaft steht nach einer bereits langen Saison auf dem zweiten Platz der besten Dreierschützinnen. (pm)

Viele Nördlinger Spielerinnen folgen in einigen Kategorien in der Liste der Top25. Dies zeigt die Ausgeglichenheit, die dieses Team ausmacht. Eine Konstante, die durch den Erfolg bestätigt wird. Von den dreizehn Siegen war kein so richtig knapper dabei. Ganz anders sieht es bei den Niederlagen aus. In fünf Spielen verlor man mit vier oder weniger Punkten, in drei Spielen sogar nur mit einem (Leverkusen, Osnabrück, Keltern). Statt einem soliden fünften Platz wäre also auch gut und gerne einer in den Top3 möglich. Aber wie es im Sport eben so ist, entscheiden am Ende Zentimeter – oder eben das nötige Kleingeld. Trotz des kleinsten Etats der Liga schaffen es die Nördlinger Verantwortlichen Jahr für Jahr, einen konkurrenzfähigen Kader zusammenzustellen, dem am Ende dann doch immer der ganz große Wurf verwehrt bleibt. Man male sich nur mal aus, welche Erfolge auf einmal zum Greifen nah wären, hätte man die gleichen finanziellen Mittel wie zum Beispiel das Top4 austragende Saarlouis, das so viel Geld auf der hohen Kante zu haben scheint, dass es während der Saison den gesamten, ausschließlich aus ausländischen Profis bestehenden, Kader durchrotieren kann. Man darf ja wohl noch träumen.

Aber es hilft ja alles nichts. In Nördlingen geht es trotzdem weiter. Am 18.02. in Osnabrück um Platz vier in der Tabelle. Eine weitere gute Möglichkeit, den Osnabrück-Fluch zu beenden. Dann noch zwei Heimspiele und dann steht auch schon das Top4 an. Und dann, ja und dann als frischgebackener Pokalsieger startet man mit einem guten Gefühl in die PlayOffs – nicht um den Aufstieg in die dritte Liga, nein, um die Deutsche Meisterschaft. Das wär‘ doch mal was, hier in unserem basketballverrückten, kleinen Nearle! (pm)