Ein Häufchen Elend, dass gar nicht so recht in das Bild eine phantastischen Basketballabends passt: eine sonst überragende Erika Davenport (rechts) wird kurz nach ihren vergebenen entscheidenden Freiwürfen und dem damit verlorenen Spiel von Leonie Kambach getröstet. Bild: Jochen Aumann
Über 1000 Zuschauer kommen zum Spiel der Angels gegen den Deutschen Meister aus Keltern.

Wenige Tage nach Bekanntgabe der geplanten Standards für eine Neuausrichtung der 1. Frauenbasketballbundesliga Richtung Professionalität zeigten die ehrenamtlichen Verantwortlichen der Eigner Angels Nördlingen, was der Liga fehlen würde, sollten die kostenintensiven geforderten Neuerungen wie beispielsweise ein Basketballboden ohne Fremdlinien (ab Saison 2025/2026) oder hauptamtliche Strukturen in der Organisationsstruktur und Verwaltung (ab sofort) nicht umgesetzt werden können.

Über 1 000 Zuschauer, überraschende Bierknappheit, 90 Helferinnen und Helfer, sechs Wochen Planung, die Marschgarde aus Megesheim und die „Mauchgugga Moing“, dazu ein spannendes Spiel zweier gleichwertiger Teams: der Rahmen für den basketballerischen Jahresausklang der Eigner Angels konnte nicht spektakulärer und dramatischer sein.

 

Im Gegensatz zu den letzten Spielen waren die Angels von Anfang an hellwach, was bei der Stimmung der der Halle auch nicht schwer war. Erika Davenport, die später noch zur tragischen Figur werden sollte, erzielte die ersten Punkte des Spiels. Versuche des Deutschen Meisters aus Keltern, sich von den Einheimischen abzusetzen, gelangen nur punktuell und wurden von den Rieserinnen postwendend gekontert. Der 21:25-Viertelstand war für Keltern schmeichelhaft, hatten sie mit Courtney Hurt eine Ausnahmekönnerin in ihren Reihen, die bis dahin allein elf Punkte beisteuerte. Auch die zweiten zehn Minuten begannen die Rieserinnen konzentriert und glichen nach 90 Sekunden durch Danny McCray zum 25:25 aus. Danach verflachte das Spiel und drei Minuten gelang den Gastgeberinnen kein Punkt. Keltern konnte daraus kein Kapital schlagen und hatte Glück, das Nördlingen aus der Nahdistanz und vor allem von der Freiwurflinie schwächelte. Zwar gewannen die Angels das punktärmste Viertel mit 15:12, die Halbzeit ging aber mit 37:36 an das Team aus dem Enzkreis, das mit 86% Freiwurfquote und 78% Trefferquote aus der Zweierdistanz aufzeigte, wo die Nördlingerinnen später das Spiel verloren. 
 

Erika Davenport beim Freiwurf. Bild: Matthias Stark

Der Start des dritten Viertels erinnerte die Einheimischen an verloren geglaubte Zeiten. Drei Minuten gelang ihnen nichts und man lag 36:45 zurück, in der 26.Minute wurde der Rückstand sogar zweistellig (38:49). Das Spiel der Angels führte das sehenswerte Drumherum ad absurdum und Coach Matiss Rozlapa nahm sich seine Damen zur Brust. Doch trotz eines schönen Dreiers von Küken Anna Löffler änderte sich am Auftritt der Rieserinnen nicht viel. Bis zur 31.Minute, als Erika Davenport einen 15:0-Lauf ihres Teams startete. Innerhalb von fünf Minuten drehten die Angels das Spiel von 49:60 auf ein 65:60. Die „Mentalitätsmonster“ waren zurück. Was nun folgte, war ein vorgezogenes Silvestermenü, das beide Teams den 1000 Fans kredenzten. Keltern zündete jetzt sein Diamantfeuerwerk und ließ seinerseits die Nördlinger Raketen am Boden verglühen (38. Min. 65:67). Die Kraterbasketballerinnen hielten aber dagegen und holten sich die Führung mit einem Dreier von Davenport eine Minute vor Schluss zurück (70:69). Keltern kontert im Gegenzug zum 70:71 und durch einen erfolgreichen Freiwurf von Sara Roumey zum 70:72. Die Eigner Angels haben Ballbesitz und Erika Davenport wird 2,7 Sekunden vor der Schlusssirene bei einem Dreipunktversuch gefoult. Richtige Konsequenz: drei Freiwürfe. Davenport verwandelte nur einen, Spielende. Wenn sich das Team der Eigner Angels etwas vorwerfen lassen muss, ist es eben erneut die schlechte Team-Freiwurfquote (hier 13 von 22), die gerade in engen verlorenen Spielen (Leverkusen 2/6, Berlin 15/24) Punkte kostet. Mit einem fünften Tabellenplatz beschließt das Team der Eigner Angels das Jahr 2023. Die kommenden Aufgaben in Hannover (am 07.01.) und zu Hause gegen Berlin (13.01.) dürften an diesem guten Zwischenergebnis rütteln. Mit dem Engagement der Angelsfamilie vom Samstag kann der Erstligastandort Nördlingen aber optimistisch in die Zukunft schauen, herausfordernd ist sie sowohl sportlich wie auch organisatorisch.(pm)

 

Statistik

Es spielten: Erika Davenport (18 Punkte,1 Dreier), Danielle McCray (11), Nicole Brochlitz (2), Enija Viksne (7), RoosaLehtoranta (10, 2 Dreier), Mariam Hasle-Lagemann (2), Lisa Bertholdt (7, 1 Dreier), Brandi Beasley (9, 1 Dreier), Anna Löffler (3,1) und Leonie Kambach (2).

Freiwürfe: 13/22 (59%), 29 Rebounds, Wurfquote 20/48 (42%), Dreierquote 6/17 (35%).

Bei Keltern fielen auf: Courtney Hurt (21, 10 Rebounds), Adrienne Web (13, 2 Dreier), Alexandria Kiss-Rusk (12, 1 Dreier), Sara Roumey (12, 1 Dreier)

Freiwürfe: 19/21 (90%), 37 Rebounds, Wurfquote 19/30(63%), Dreierquote 5/20 (25%).