Maximilian Wirkner, Schiedsrichter des FC Mertingen, im Einsatz. Bild: Maximilian Wirkner
Die Schiedsrichtergruppe Nordschwaben bietet auch in diesem Jahr einen Wochenendlehrgang für alle Interessierten an, die sich zum Fußballschiedsrichter ausbilden lassen möchten. Der Lehrgang findet vom 16. bis zum 18.06.2023 im Sportheim des BC Huisheim statt.

Das Programm ist abwechslungsreich und beinhaltet neben Regeltheorie auch Praxiseinheiten und Videoschulungen.

Auftakt ist am Freitagabend um 18:30 Uhr. Nach der Abwicklung organisatorischer Dinge stehen mit der Strafgewalt des Schiedsrichters und Vergehen von Spielern über Spielfeldgrenzen gleich zwei Kernelemente des Regelwerks auf der Agenda, bevor der Abend mit einer Videoschulung zum Handspiel endet.

Am Samstag dauert der Lehrgangstag von 09:00 Uhr bis ca. 16:00 Uhr, wobei das dichte Programm durch Videoschulungen, eine Spielfeldbegehung und eine Praxiseinheit entzerrt wird. Nach Beleuchtung der Abseitsregel schreiben die Teilnehmer bereits am Sonntag ihre Prüfung und erhalten gegen Mittag ihre Ergebnisse.

Teilnahmevoraussetzungen und Vorteile des Lehrgangs

Teilnehmen kann am Lehrgang jeder Sportkamerad, der das 14. Lebensjahr bereits vollendet hat oder im  laufenden Kalenderjahr noch vollendet. Zudem ist die Mitgliedschaft in einem Verein Voraussetzung, was aber im Notfall auch vor Ort geklärt werden könnte.

Als ausgebildeter Schiedsrichter genießt man viele Vorteile. So erhält man freien Eintritt in alle Spiele im DFB- und BFV-Gebiet – von der Bundesliga bis zur B-Klasse. Außerdem kann man seinem Verein etwas Gutes tun, denn der bezahlt Ausfallgebühren an den BFV, wenn nicht genügend Schiedsrichter gestellt werden.

Darüber hinaus profitieren besonders Jugendliche im Bereich der Persönlichkeitsentwicklung von diesem Hobby.

Interview mit Schiedsrichtern

Welche Gründe es noch gibt, den Lehrgang zu absolvieren und warum das Hobby Spaß macht, äußern drei Schiedsrichter im Interview.

Maximilian Hauck (TSV Hainsfarth) pfeift nun seit fast genau zwei Jahren. Derzeit sammelt der 16-jährige Schüler seine ersten Erfahrungen im Bereich der ersten Herrenmannschaften. Der 23 Jahre alte Maximilian Wirkner (FC Mertingen) hat seinen Lehrgang im Jahr 2015 gemacht. Er pfeift Spiele bis zur Landesliga und kommt als Assistent bis zur Regionalliga zum Einsatz. Alfred Randi (Lauber SV), der das Hobby seit 1985 ausübt, ist auf den Sportplätzen im Donau-Ries ein bekanntes Gesicht. Er gehört mit seinen 65 Jahren zu den erfahreneren Aktiven.

Maximilian Hauck im Interview

Maximilian Hauck, Schiedsrichter TSV Hainsfarth. Bild: Maximilian Hauck

Herr Hauck, Sie sind seit 2021 Schiedsrichter. Obwohl Sie selber noch aktiv in der Jugend spielen, haben Sie im Jahr 2022 40 Einsätze absolviert. Wie gelingt es, Schule, aktives Spielen und Pfeifen unter einen Hut zu bekommen?

Hauck: Durch Freitermine kann man sich an gewünschten Tagen freistellen, um zum Beispiel zu lernen oder anderen Terminen nachzugehen. Wenn man also den Überblick über Schulaufgabenpläne und sonstige Termine behält, kann man sehr gut planen und somit auch mehrere Hobbys unter einen Hut bekommen.

Was bereitet Ihnen am Pfeifen Freude?

Hauck: Am Pfeifen finde ich interessant, eine ganz andere Seite meines Lieblingssports kennenzulernen und Spiele souverän und fair zu leiten. Außerdem macht mir der Umgang mit den verschiedenen Spielern Spaß, während ich zusätzlich an der frischen Luft bin. Gerade im jungen Alter ist die Bezahlung natürlich auch schön.

Interessenten für den Neulingslehrgang fürchten sich häufig vor Anfeindungen und verbaler Gewalt auf den Sportplätzen. Sind diese Ängste aus Ihrer Sicht begründet? Hatten Sie selbst schon einmal ein unangenehmes Erlebnis und, falls ja, wie sind Sie damit umgegangen?

Hauck: Zu Beginn ist es normal, den ersten Spielleitungen oder Assistenteneinsätzen mit einem gewissen Respekt zu begegnen, jedoch wächst man schnell an seinen Aufgaben und entwickelt mit der Zeit eine Routine. Es kann leider vorkommen, dass man manchmal mit Anfeindungen konfrontiert wird, man sollte aber ein „dickes Fell“ haben und nicht alles an sich heranlassen. Der Vorteil, Schiedsrichter zu sein, sind in solchen Fällen die persönlichen Strafen, welche man jederzeit verteilen kann. So lassen sich hitzige Situationen leicht unter Kontrolle bekommen.

Maximilian Wirkner teilt Erfahrungen

Portrait von Maximilian Wirkner, Schiedsrichter FC Mertingen. Bild: Maximilian Wirkner

Herr Wirkner, Sie sind seit 2015 Schiedsrichter und pfeifen zwischenzeitlich Spiele bis zur Landesliga. Wie kann man im Schiedsrichterwesen überhaupt aufsteigen? Wer bestimmt, in welcher Liga man pfeift?

Wirkner: Die ersten Spiele als Schiedsrichter leitet man im Jugendbereich. Dort wird man anfangs von einem erfahrenen Schiedsrichter begleitet, der einen bei Rückfragen unterstützt. Je nach gezeigter Leistung kann man als Schiedsrichter auch schnell in den Herrenbereich vordringen. Dort wird man dann gelegentlich von einem Schiedsrichterkollegen beobachtet und dieses Feedback entscheidet anschließend über die jeweilige Qualifikation des Schiedsrichters. Diese Entscheidung trifft bis zur Kreisliga der Gruppenobmann. Bei Spielen ab der Bezirksliga aufwärts wird jeder Schiedsrichter in seiner höchsten Leistungsklasse von neutralen Beobachtern bewertet. So ergibt sich eine Durchschnittsnote von jedem Schiedsrichter in dieser Liga und daraus folgend eine Rangliste, die über Auf- und Abstieg entscheidet.

Was genau bereitet Ihnen am Pfeifen immer noch Freude?

Wirkner: Du hast soeben das Spiel abgepfiffen, die Mannschaften bedanken sich mit Shakehands bei dir und niemand redet nach dem Spiel über die Leistung des Schiedsrichters. Das ist seit Tag 1 mein Ansporn für das Pfeifen und bereitet mir dementsprechend Freude, wenn sich das bei den jeweiligen Spielen erfüllt.

Das Freizeitverhalten hat sich über die Corona-Pandemie sicherlich bei vielen Menschen dahingehend geändert, sich freizeitlich nicht mehr fest binden zu wollen. Ist das Hobby als Schiedsrichter in diesem Fall empfehlenswert und wie gelingt es Ihnen, Schichtdienst und Ehrenamt möglichst verträglich unter einen Hut zu bekommen?

Wirkner: Meiner Ansicht nach ist das Schiedsrichterwesen als Hobby nach wie vor sehr ansprechend. Durch Eingabe von Freiterminen kann man sich entsprechende Tage, Wochenenden oder Wochen freihalten und man wird in diesem Zeitraum für keine Spiele eingeteilt. Das ermöglicht, etwaige Schichtarbeit und das Pfeifen zu vereinen sowie eine flexible Planung seines weiteren Freizeitverhaltens.

Seit 1985 aktiv - Schiedsrichter Randi im Gespräch

Alfred Randi, seit 1985 Schiedsrichter Lauber SV. Bild: Alfred Randi

Herr Randi, Sie sind seit 1985 Schiedsrichter und haben in dieser Zeit sicherlich viel erlebt. Welche Momente sind Ihnen in Ihrer langjährigen Laufbahn besonders in Erinnerung geblieben?

Randi: Besondere Highlights waren das Trainingslager Mitteleschenbach, ein Treffen mit Bundesliga-Schiedsrichter Georg Dardenne, der Austausch mit der Schiedsrichtergruppe Jura Nord und Pfaffenhofen sowie die Stadionfahrten, die in unserer Gruppe regelmäßig angeboten werden.

Was genau bereitet Ihnen am Pfeifen immer noch Freude?

Für mich ist es immer ein Erlebnis, wenn ich zu einem Spiel fahre, ob es eine D-Jugend oder ein Kreisklassenspiel ist. Sollte am Wochenende keine Einteilung vorliegen, fehlt etwas. Es ist auch immer etwas Besonderes, wenn man aus dem Landkreis rauskommt.

Warum lohnt es sich aus Ihrer Sicht auch für ehemalige Fußballer, die Ausbildung zum Schiedsrichter trotz etwas fortgeschrittenen Alters zu machen?

Ein aktiver Spieler, der jahrelang Fußball spielt, kann Zweikämpfe besser beurteilen als jüngere Schiedsrichter mit weniger Erfahrung. Sein Auftreten ist meist auch besser, das fiel mir beim Coaching des Öfteren schon auf. Ich selber bin auch erst mit 34 Jahren in den Seniorenbereich eingestiegen.

Anmeldungen sind bei Lehrwart Sebastian Stadlmayr (Mobil: 0157 / 52000964; E-Mail: 2000.sebastian@gmx.de) und Obmann Tobias Heuberger (Mobil: 0151 / 400 65 486; E-Mail: tobi.heuberger@yahoo.de) möglich. Die Lehrgangsunterlagen werden dann im Vorfeld zugeschickt. (pm)