Der TSV Rain lieferte am Samstag ein Spiel für die Geschichtsbücher: Trotz Unterzahl ab der 49. Minute und einem 0:2-Rückstand drehten die Blumenstädter die Partie noch in einen sensationellen 3:2 Heimsieg. Die dramatische Schlussphase im Georg-Weber-Stadion war an Spannung kaum zu überbieten. Rains Trainer Dominik Bobinger startete mit der gleichen Startelf wie bei der 1:2-Niederlage am vergangenen Samstag gegen den SSV Niedersonthofen.
Nach Anpfiff von Schiedsrichter Rico Spyra waren gerade vier Minuten gespielt, da holte Dominik Bobinger seinen Gegenspieler im Strafraum von den Füßen - er erhielt dafür die Gelbe Karte. Den fälligen Strafstoß verwandelte Maximilian Schuch sicher zur 1:0-Führung für den SC Oberweikertshofen. Das schnelle Tor gab den Gästen aus dem Landkreis Fürstenfeldbruck den nötigen Rückenwind und sie dominierten die Anfangsphase.
Der Torschütze hätte in der 14. Minute beinahe seinen Doppelpack geschnürt, doch sein Schuss von links konnte Rains Keeper Niklas Gordy klären. Nach dem anschließenden Eckball traf ausgerechnet der ehemalige Rainer Simon Schröttle per Kopf zum 2:0. Die Hausherren ließen sich davon jedoch nicht beeindrucken und kamen fünf Minuten später durch Fatlum Talla zum ersten Abschluss.
Doch der Ball landete an der Querlatte und prallte zurück ins Feld, wo ein weiterer Rainer per Kopf nur den Pfosten traf. Weitere Versuche der Blumenstädter, offensiv Akzente zu setzen, endeten meist bereits vor der gefährlichen Zone. Für die Gäste hätten Schuch (37.) und Elias Eck (45.) die Chance gehabt, auf 3:0 zu erhöhen, doch sie scheiterten am gut aufgelegten Rainer Schlussmann. Mit einem 0:2 aus Rainer Sicht wurden die Seiten gewechselt.
Gelb-Rot-Schock nach der Halbzeit
Die Blumenstädter kamen mit viel Power aus der Kabine und hatten gleich den ersten Abschluss. In der 49. Minute dann der Schock für Rain: Dominik Bobinger bekam den Ball im Mittelfeld an die Hand. Der Unparteiische wertete dies als absichtliches Handspiel und schickte ihn mit Gelb-Rot vom Feld. Wer nun glaubte, die Tillystädter würden sich ihrem Schicksal ergeben, lag völlig falsch.
Was sich danach und besonders in der Schlussphase abspielte, hätte mit jedem Thriller mithalten können. Vier Minuten nach der Hinausstellung legten die Hausherren los: Fatlum Talla stürmte von links in den Sechzehner und legte quer auf den in der Halbzeit eingewechselten Jost Rittner, der mitsamt Ball ins Tor rutschte und auf 1:2 verkürzte. Das Tor wirkte wie ein Weckruf – auf dem Platz und auf den Rängen. Mit unbändigem Willen kämpfte sich Rain in die Partie zurück.
In der 77. Minute belohnte sich der TSV: Torjäger Dennis Lechner setzte sich im Strafraum durch und erzielte mit Übersicht den umjubelten 2:2-Ausgleich. Nun war das Stadion elektrisiert und beide Teams suchten die Entscheidung. Die Gäste hatten in der Schlussphase zwei Riesenchancen: Zunächst scheiterte Andreas Volk per Kopf an Gordy (89.), dann wollte Elias Eck in der 90. Minute den Ball ins leere Tor schießen, doch Abwehrspieler Paul Schmidt rettete spektakulär auf der Linie. Dann kam der Moment, den niemand so schnell vergessen wird: In der Nachspielzeit startete Dennis Lechner einen Konter über rechts, legte quer auf Robin Böhm ab, der den Ball an die Unterkante der Latte hämmerte.
Der Ball sprang deutlich hinter der Linie wieder ins Feld. Der Schiedsrichter zeigte sofort auf den Mittelpunkt: 3:2 für Rain! Wenig später war Schluss und der Jubel kannte keine Grenzen. Mit einer kämpferischen Glanzleistung und beeindruckender Moral drehte der TSV Rain das Spiel in Unterzahl und feierte einen viel umjubelten Heimsieg. Stadionsprecher „Charly“ Schmelcher kommentierte das Spektakel über Lautsprecher mit einem Augenzwinkern: „Vielleicht sollten wir künftig immer mit einem Mann weniger spielen, dann klappt’s mit dem Siegen!“
Rain-Coach ist stolz auf sein Team
Stolz auf seine Mannschaft analysierte Rains Trainer Bobinger den 3:2-Sieg folgendermaßen: „In der ersten Halbzeit waren wir überhaupt nicht im Spiel. Uns fehlte die nötige Zweikampfpräsenz, wir hatten viele unnötige Ballverluste und gerieten dadurch schnell mit 0:2 in Rückstand. Zwar hatten wir auch einige Chancen, konnten diese aber nicht nutzen. In der Pause habe ich klar angesprochen, was nicht gepasst hat, und wir haben taktisch umgestellt. Nach dem Seitenwechsel kam die Mannschaft mit viel Energie, Wille und Überzeugung aus der Kabine. Dann kam meine Gelb-Rote Karte – ein weiterer Rückschlag, der uns eigentlich hätte bremsen können. Doch das Gegenteil war der Fall: Kurz darauf erzielen wir den Anschlusstreffer, und was die Mannschaft danach gezeigt hat, war einfach sensationell. Mit unglaublicher Leidenschaft, Kampfgeist und Teamspirit haben die Jungs das Spiel noch gedreht und sich diesen Sieg absolut verdient. Auf diese zweite Halbzeit können wir wirklich stolz sein. Die Hinrunde ist damit abgeschlossen: 29 Punkte und zu Hause ungeschlagen, das ist eine gute Bilanz.“ (dra)