Am 1. Juni 2025 - also heute genau vor drei Monate - ist Buchautorin und Lauf-Enthusiastin Joyce Hübner in Helmstedt gestartet und ist seitdem zu Fuß quer durch Deutschland unterwegs. Immer an ihrer Seite ist dabei ihr Partner Sven, der auf Social Media gerne als "Der Praktikant" in Erscheinung tritt. Das erklärte Ziel des Duos: Während ihres Projekts "Joyce Städtetrip" läuft die 37-Jährige 495 Marathons an 495 aufeinander folgenden Tagen. Dabei durchquert sie alle 2059 Städte in Deutschland. Ein ambitioniertes Ziel, für das sie ihre "physischen und mentalen Grenzen" komplett neu ausloten müsse, wie sie selbst sagt. Bereits in den Jahren zuvor hatte sich Hübner ähnlichen Herausforderungen gestellt und u. a. die Insel Mallorca in 73 Stunden umrundet. Tag 92 und Tag 93 führten sie jetzt in den Landkreis Donau-Ries und damit durch die Städte Monheim, Wemding, Harburg, Donauwörth und Rain.
Bis zu 70 Läufer*innen begleiten Hübner
Dokumentiert werden alle Tagesetappen auf Instagram, Facebook und auf der eigenen Homepage https://joyce-huebner.com/staedtetrip. Dort finden Interessierte dann auch alle weiteren Informationen zum Streckenverlauf und den jeweiligen Versorgungspunkten. Das Besondere: Joyce Hübner setzt ganz bewusst auf den Austausch und die Motivation mit und durch ihre Community und lädt jeden und jede dazu ein, sie auf ihrer Reise zu begleiten. "Praktikant" Sven erklärt: "Bisher hatten wir an allen 93 Tagen mindestens eine Person, die Joyce für eine Stück ihrer Tagesetappe begleitet hat. Einmal waren sogar 70 Läufer und Radfahrer gleichzeitig dabei - das war schon beeindruckend." Am heutigen Montag stehen für die Wahlberlinerin insgesamt 45 Kilometer an. Diese führen ab 09:00 Uhr morgens von Gunzenheim aus über Donauwörth, Rain, Neuburg nach Berg. In Gunzenheim am Start war dann auch direkt Donauwörths Oberbürgermeister Jürgen Sorré, selbst begeisterter Läufer. Er begleitete die kleine Laufgruppe für rund 10 Kilometer bis in die Donauwörther Promenade, von wo er dann direkt ins Rathaus abbog. Auch unsere Redaktion zeigte sich am Montagmorgen von ihrer sportlichen Seite und so entstand auf den acht Kilometern zwischen Donauwörth und Genderkingen ein kurzes Interview mit Joyce Hübner - stilecht ausgestattet mit Laufschuhen und "Schneller Brille", versteht sich.
Zunächst einmal vielen Dank für deine Zeit und die Bereitschaft, das Interview während deines Laufs zu führen. Ganz generell: Wie kamst du auf die Idee, ein solches Projekt zu starten?
Nach meiner Deutschlandumrundung, bei der ich so viele tolle Leute und Regionen in Deutschland kennenlernen durfte, hab ich mir gedacht, dass ich so etwas ähnliches unbedingt wiederholen möchte. Mein Freund und ich haben uns dann monatelang den Kopf zerbrochen. Klar war nur, dass das neue Projekt auf alle Fälle wieder in Deutschland stattfinden soll. Irgendwann morgens ist Sven dann von der Toilette gekommen und hat gefragt, wie es wäre, wenn wir alle deutschen Städte ablaufen. So ist die Idee geboren - und ja jetzt stehen bzw. laufen wir hier bereits 92 Marathons später. Dazu muss ich festhalten, dass mein Freund meistens die Idee hat und ich setze sie dann quasi auf der Strecke um. Wir lieben es einfach gemeinsam unterwegs zu sein und neue Sachen zu entdecken.
Welcher Tagesabschnitt fällt dir leichter: Die ersten Kilometer direkt am Morgen oder die letzten Kilometer vor dem Tagesziel?
Pauschal kann man das so nicht sagen. Das kommt häufig auch auf mein Tagesempfinden an. Manchmal ist der Anfang super cool und läuft total geschmeidig - manchmal brauche ich aber 20 Kilometer, um in den Tag reinzufinden. Was mir aber immer ungemein hilft sind Sonne und nette Menschen, die mich auf meiner Etappe begleiten. Dann läuft es schon fast von alleine.
Ein kleiner Tipp von Joyce Hübner an alle, die noch ganz am Anfang stehen und mit dem Laufsport beginnen wollen?
Starte deine Reise am besten gemeinsam mit Freunden oder einer Laufgruppe. Wenn man am Anfang nicht alleine ist, ist das auf alle Fälle Gold wert. Wichtig ist auch, dass man am Anfang nicht übertreibt. Wenn man sich während des Laufs noch recht entspannt unterhalten kann, ist das ein gutes Tempo zum Einstieg, es macht Spaß und motiviert zum Weitermachen. Man muss keine Bestzeiten mehr jagen. Denn eines ist klar: Kaum jemand von uns "Hobbyläufern" wird irgendwann auf dem Treppchen stehen und damit seinen Lebensunterhalt verdienen. Wir sollten uns deshalb immer wieder vor Augen führen, dass es ein Hobby ist und es Spaß machen soll.
Vor dir liegen noch rund 400 Tage. Ist eine Rückkehr in das "normale" leben nach dem Städtetrip überhaupt noch möglich?
Ich habe ja zum Glück das große Privileg, dass mein Leben eh nicht mehr ganz "normal" ist. Hauptberuflich bin ich Social-Media Content Creatorin. Ein Alltag im herkömmlichen Sinne ist also nicht in Sicht. Bestimmt werde ich auch noch nach meiner Challenge laufen oder mir auch eine anderer Sportart dazunehmen. Grundsätzlich lasse ich mich aber gerne überraschen und freue mich schon jetzt auf das, was kommt. Ich finde es immer cool auch andere Leute zu bewegen - tatsächlich im wahrsten Sinne des Wortes. Deshalb wird meine Community auch in Zukunft immer ein wichtiger Teil meiner Projekte bleiben.
Wie wichtig ist deine Community bei der Umsetzung eines solchen Projekts und gab es bereits jetzt echte Highlights, auf die du gerne zurückblickst?
Es ist natürlich immer super cool, wenn viele Leute dabei sind. Das sieht auf meinen Videos gut aus, gibt aber gleichzeitig auch eine ganz besondere Energie. Ich muss aber ganz ehrlich sagen, dass ich es mittlerweile fast sogar schöner finde, kleinere Gruppen zu haben oder auch durchlaufende Wechsel. So hat man auch mal Zeit, sich mit jemand für mehrere Minuten auszutauschen, ohne dass jemand dazwischenfunkt. So lernt man viel mehr die Person dahinter kennen und in der Regel auch viel mehr über die Umgebung. Grundsätzlich habe ich festgestellt: Da, wo mehr Menschen leben, laufen auch mehr Menschen mit. Hier in der eher ländlichen Region, sind die Gruppen eher überschaubar. Ähnlich verhält es sich an den Wochentagen. Am Wochenende kommen häufig viel mehr Menschen dazu, als beispielsweise an einem Montag.
Kurz zum Abschluss, bevor mir die Puste ausgeht: Gibt es einen Geheimtipp, wie man nach einem Marathon am nächsten Tag wieder gut erholt aus dem Bett kommt?
Die Regeneration ist ein ganz wichtiger Punkt - also viel Essen und viel Schlafen. Es gibt den Trugschluss, dass viele Hobbysportler nur wenig essen. Das genau Gegenteil sollte allerdings der Fall sein. Der Körper muss irgendwie angetrieben werden und dazu gehört gute und vor allem reichlich Nahrung. Gib dem Körper das, was er braucht - gerne auch ein wenig zu viel. Gönnt euch Ruhe und viel Schlaf und dann ist man am nächsten Tag auch wieder motiviert.
Städtetrip führt im Dezember durch Nördlingen und Oettingen
Rund 40 Minuten und 7,5 Kilometer später endete für mich der Streckenabschnitt an der nächsten Verpflegungsstation. Auf Joyce Hübner warten noch viele weitere Kilometer und mindestens genau so viele Erlebnisse und Begegnungen. Ziel ist dann am 8. Oktober 2026 Berlin. Marathon 197 von Lippach nach Auhausen führt Joyce Hübner am 14.12.2025 erneut durch Teile des Landkreises. Dann geht es auch durch Nördlingen und Oettingen.