Bild: Christina Zuber
Die Gemeinde Minderoffingen feiert 125 Jahre Raiffeisen vor Ort. Was dabei besonders deutlich wurde: Die Genossenschaft half über die Jahrzehnte mit Darlehen bei vielen Projekten der Gemeinde.

Minderoffingen ist ein kleines Dorf mit rund 350 Einwohnern. Beim 125-jährigen Gründungsjubiläum der Raiffeisen-Genossenschaft im Ort wurde deutlich, dass es viele engagierte Menschen gibt, die sich ehrenamtlich um das Gemeinwesen kümmern. Das war auch im Dezember 1898 so, als der Darlehenskassenverein gegründet wurde.

Der Sportverein hatte ein festliches Essen organisiert, um in den Jubiläumsabend zu starten. Bernhard Ströbele, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Raiffeisen-Volksbank Ries, sagte, dass die heutige Bank auf einer Volksbank und 64 kleinen Raiffeisenkassen, wie es die Minderoffinger war, fußt. Am 4. Dezember 1898 trafen sich 27 Männer und gründeten den Darlehenskassenverein Minderoffingen-Enslingen-Bühlingen. Man schloss sich zusammen, um gemeinsam Saatgut und Dünger zu beziehen und gemeinsam nach Absatzmöglichkeiten zu suchen. Außerdem wurde das Geld aus den Spareinlagen als Darlehen an Mitglieder ausgezahlt und so Investitionen ermöglicht.

In der ersten Vorstandssitzung im Februar 1899 wird beschlossen, einen Kassenschrank anzuschaffen. Außerdem wurden schon zwei Darlehen vergeben mit einem Betrag von 950 Reichsmark und 150 Reichsmark. Der Zinssatz hierfür wurde mit 3,5 Prozent festgelegt. Durch Fleiß und Sparsamkeit der Mitglieder in Minderoffingen stiegen die Einnahmen des Kassenvereins bis zum Jahr 1923 auf über 61.000 Reichmark an. Jedoch wird die junge Genossenschaft dann auf eine harte Bewährungsprobe gestellt: die schwelende Inflation wurde 1923 zur Hyperinflation. Das ersparte Geld war praktisch wertlos geworden. Bei der Währungsreform Ende 1923 wird eine Billion Mark schließlich in eine Mark umgerechnet. Viele Menschen verlieren ihr gesamtes angespartes Vermögen und werden zu erbitterten Feinden der Weimarer Republik.

Die damals Verantwortlichen des Darlehenskassenvereins Minderoffingen – Rechner, Aufsichtsrat und Vorstand – packten an und es gelang ihnen, den Mitgliedern eine Perspektive aufzuzeigen. Die Mitglieder vertrauen ihrem Darlehenskassenverein. Nach dem Zweiten Weltkrieg stand wieder eine Geldentwertung an. Seit 19. Juni 1948 heißt das neue Geld „D-Mark“. Jeder Sparer bekam von seinem Ersparten insgesamt rund 20 Prozent gutgeschrieben, 80 Prozent des Ersparten lösten sich in Luft auf! Dennoch begann mit der D-Mark der Aufbruch in Deutschland und auch im Ries. Auch in Minderoffingen wurde mit dem Bau des Lagerhauses im Jahr 1950 eine positive Entwicklung eingeläutet. Der Verein finanzierte den Warenbedarf seiner Mitglieder: Saatgut, Dünge- und Futtermittel wurden in großen Mengen und damit natürlich kostengünstiger eingekauft. Gemeinschaftsgeräte wurden angeschafft.

Im Jahr 1955 wurde das alte Schulhaus für 4.000 D-Mark gekauft. Der Aufschwung der Genossenschaft verlieh auch der Gemeinde Minderoffingen neuen Auftrieb. Durch Darlehen der Kreditgenossenschaft konnten im Ort viele Projekte umgesetzt werden: 1955 die neue Schule, 1961 bis 1964 die Innen- und Außenrenovierung der Pfarrkirche, ab 1964 die Kanalisation im Ort und 1968 der Bau der Kläranlage.

1973 wurde das Bankgebäude in Minderoffingen umgebaut und am 27. Mai das 75-jährige Bestehen gefeiert. Am gleichen Tag wird das umgebaute Bankgebäude eingeweiht. In den 70-er Jahren stiegen mit dem wachsenden Geschäft auch die Anforderungen an die Bank. So gab es auch in Minderoffingen Überlegungen zum Thema Verschmelzung. 1974 beschloss die Generalversammlung die Fusion der Raiffeisenkasse Minderoffingen mit der Raiffeisenbank Wallerstein. Damals wie heute waren engagierte Minderoffinger am Werk. Heute sieht man, dass die Gemeinschaft floriert, weil sich viele in Vereinen und für das Dorf engagieren. Vorstandsmitglied Bernhard Ströbele gratulierte herzlich zum 125-jährigen Bestehen der Genossenschaft in Minderoffingen.

Als Geburtstagsgeschenk für die Mitglieder der Bank hatte er Spenden mitgebracht. Ralf Mayer, genossenschaftlicher Beirat in Minderoffingen, bedankte sich: „Das fließt alles wieder ins Dorf.“ So werden von den Spenden beispielsweise neue Bekleidung für die Schützenjugend angeschafft, Geld fließt in die Jugendarbeit der SpVgg Minderoffingen und in die Festvorbereitungen der Freiwilligen Feuerwehr. Der Soldaten- und Veteranenverein verwendet die Spende für die Vereinstracht, beim Verein für Gartenbau und Landespflege wird das Tor des Vereinsgarten repariert. Außerdem investieren die Minderoffinger in die Renovierung der Alten Schule sowie für verschiedene weitere Aktivitäten, die die Gemeinschaft stärken und das Dorf voranbringen. (pm)