Der Waldkindergarten des BRK Nordschwaben unterscheidet sich in vielerlei Hinsicht von klassischen Kindergärten. Hier gibt es keine Gruppenräume, keine Bauecken oder Klettergerüste aus Plastik. Die Kinder sind nahezu den ganzen Tag an der frischen Luft, egal ob Sommer oder Winter, Regen oder Schnee.
Einzige Ausnahme: Bei besonders widrigen Wetterverhältnissen, wie Sturm oder Gewitter, darf nicht in den Wald gegangen werden. Unterschlupf finden die Mandele Dachse dann im Lehrbienenstand. Auch auf dem Gelände des Kindergartens selbst, gibt es einen Rückzugsort: ein grauer, hochwertig ausgestatteter Holzwagen mit roten Fenstern und roter Treppe. Viele Kinder lieben es, erzählt Einrichtungsleiterin Sonja Bittner, dort auch mal Zeit in der Kuschelecke zu verbringen und sich auszuruhen.
Die Natur selbst ist der größte Abenteuerspielplatz: Äste, Steine, Erde, Blätter – all das wird von den Kindern kreativ genutzt, zum Bauen, Basteln oder freien Spiel.
Ein wichtiger Bestandteil des Kindergartens ist der sogenannte „Werkelwagen“. Hier finden sich zahlreiche Materialien zum Basteln, Malen und Werken. Die Kinder haben jederzeit Zugang dazu und können sich je nach Lust und Laune kreativ entfalten. Vor dem Wagen stehen zusätzlich Werkbänke, Sägeböcke und Staffeleien bereit. Die Erzieherin liebt am Konzept des Waldkindergartens besonders, dass die Kinder hier viel mehr Freiheiten besitzen. Sie können toben und spielen, wie es ihnen gefällt. Trotz des großen Freiraums gibt es aber einen klaren Tagesablauf und auch feste Regeln. Morgens um 7:45 Uhr treffen sich die Kinder mit den Erzieherinnen, gemeinsam laufen alle zusammen zum Areal des Waldkindergartens. Nahezu jeden Tag gibt es einen Morgenkreis. Es wird gemeinsam gesungen, gespielt, gelesen oder gemeinsam besprochen, was der Tag bringt. Im Anschluss beginnt die freie Spielzeit. Die Kinder dürfen sich auf dem umzäunten Gelände frei bewegen, müssen aber stets in Reichweite der Erzieherinnen bleiben. Eine gemeinsame Brotzeit um 10 Uhr ist den Erzieherinnen sehr wichtig. Oft wird dabei eine Geschichte vorgelesen oder es entsteht Raum für Gespräche über das, was die Kinder gerade beschäftigt. Nach der Brotzeit geht es wieder hinaus in die Natur. Die Kinder können dann weiterspielen oder an einem Angebot der Erzieherinnen teilnehmen.
Achtsamer Umgang mit Natur und Umwelt
Von Oktober bis März darf an der Feuerstelle im Kindergarten ein echtes Lagerfeuer gemacht werden. Dort wird regelmäßig mit den Erzeugnissen, wie Gemüse, Kräuter oder Beeren, die im eigenen kleinen Gemüsegarten angebaut werden, gekocht. Dabei lernen die Kinder bereits in jungen Jahren den verantwortungsvollen Umgang mit Feuer und Nahrungsmitteln: So dürfen zum Beispiel keine Beeren oder Früchte vom Boden oder direkt von den Sträuchern gegessen werden. Zudem erfahren die Kinder von Beginn an, wie man sich in der Natur verhält. „Durch unser achtsames Handeln im Wald wachsen die Kinder mit einem natürlichen Natur- und Ökologieverständnis auf, das prägend ist für ihr Leben und zu einem ausgeprägten Umweltbewusstsein führt. Die Kinder lernen mit wenigen Dingen glücklich durchs Leben zu gehen“, heißt es im Konzept der Bildungsstätte.
Förderung von Selbstständigkeit
Womit sich die Kinder am liebsten beschäftigen, ist ganz unterschiedlich, erzählt Sonja Bittner. Die Buben begeistern sich häufig für das Bauen und Werken, während die Mädchen gerne zusammen kochen oder mit Naturmaterialien basteln und spielen. Besonderes viel Wert legen die Erzieherinnen, so erzählt es Sonja
Bittner, auf die Entwicklung der Selbstständigkeit der Kinder. Alle Kinder sollen zunächst selbst schauen, ob sie etwas allein schaffen können. Natürlich stehen die Erzieherinnen unterstützend zur Seite. Auch die Vorschule kommt im Waldkindergarten nicht zu kurz. „Die Kinder werden bei uns genauso gut auf die Schule vorbereitet wie in anderen Kindergärten“, sagt Bittner.