28. Mai 2021, 08:00
Interview mit Sebastian Haag

Das Eger-Viertel ist auf einem guten Weg

So könnte das Eger-Viertel aussehen. Bild: Eco Residential
Am Standort der früheren Anker-Brauerei in der Nördlinger Altstadt soll ein neues Wohnviertel entstehen – wie das allerdings aussehen soll, wird seit über einem Jahr kontrovers diskutiert. Mittlerweile aber sind die Gespräche zwischen Grundstückseigentümer Sebastian Haag, dem Projektentwickler Eco Residential aus Augsburg und der Stadtverwaltung Nördlingen an einem guten Punkt angelangt. Teil 4 unserer Serie "Wie sieht Nördlingens Zukunft aus?"

Das frühere Brauereigelände ist „eine der schönsten und ruhigsten Stellen in der Altstadt“, sagt Sebastian Haag, dem zusammen mit seiner Mutter Waltraud das Areal gehört. Die nahegelegene Stadtmauer auf der einen, die Eger auf der anderen Seite, dazu die Nähe zum Stadtgraben und ein Fußweg von nur drei Minuten zum Marktplatz – die Lage für eine Wohnbebauung sei ideal. Doch das Areal will auf seinen knapp 7 000 Quadratmetern noch mehr bieten: Eine Kindertagesstätte für 124 Kinder und die Beratungsstelle der Katholischen Jugendfürsorge (KJF) sollen im Eger-Viertel unterkommen.

Großer Wert wird dabei auf die Aufwertung des Geländes als historischer Nördlinger Standort gelegt. Im Dezember 2018 präsentierten Sebastian Haag, Stephan Deurer von der Eco Residential und Architekt Reiner Schlientz die Pläne erstmals der Öffentlichkeit. Es folgten kontroverse Diskussionen, insbesondere die Dimensionen bzw. die Kubatur des ursprünglich auf 80 Wohneinheiten ausgelegten Eger-Viertels und die Auswirkungen einer Tiefgarage auf die Statik der Stadtmauer waren Kritikpunkte, die von Anwohner*innen und Kritiker*innen vorgebracht wurden. Auch die geplanten Abweichungen von Nördlingens Altstadtsatzung, die Bauvorhaben innerhalb der Stadtmauer strenge Grenzen setzt, waren Kritiker*innen ein Dorn im Auge.

Mit dem Architekten und Stadtplaner BDA Prof. Florian Burgstaller, der von der Familie Haag eingeschaltet wurde, konnten die Pläne jedoch auf ein Maß heruntergebracht werden, das die Stadtverwaltung und der Stadtrat mittragen können.

Was konkret umgesetzt wird

Das Konzept von Professor Burgstaller sieht vor, das in Nördlingen vorherrschende Stadtbild mit unterschiedlichen Gebäudegrößen und Giebelständen im Eger-Viertel abzubilden. Es soll möglichst viel der vorhandenen Bausubstanz erhalten bleiben: Insgesamt acht Gebäude, fünf davon denkmalgeschützt, werden im Bestand saniert. Die ehemalige Abfüllerei wird abgerissen und es entstehen im Mittelpunkt des Areals drei giebelständige Gebäude und ein weiterer Neubau. Die Zahl der Wohneinheiten sinkt auf circa 60, die Tiefgarage wird möglichst weit von der Stadtmauer entfernt im Zentrum des Areals realisiert.

Laut Sebastian Haag soll sich das Eger-Viertel letztendlich so einfügen, dass es nicht auffällt, wenn man von der Stadtmauer oder dem Daniel darauf schaut. Momentan stimme man mit der Stadt das Genehmigungsverfahren für das insgesamt circa 30 Millionen Euro Projekt ab. Wenn dessen Ergebnis Anfang Oktober vorliegt, rollen auch schon die Bagger, um mit den Abrissarbeiten zu beginnen, im Frühjahr 2022 wäre dann Baubeginn.

Den Anfang machen die denkmalgeschützten Gebäude und die Kita, im Herbst 2023 könnten die Kinder dann dort einziehen und auch das Grundstück der Familie Haag im Stadtgraben als Spielplatz nutzen. Haag berichtet abschließend, dass die Zusammenarbeit zwischen ihm, Stephan Deurer, OB David Wittner, Architekt Reiner Schlientz und Professor Burgstaller sehr gut funktioniere. Das sei insbesondere ein Verdienst des Oberbürgermeisters: „David Wittner hat es geschafft, das wieder auf die Spur zu bringen“, lobt der Eigentümer.