12. September 2021, 08:00
Fernweh

Den Traum vom Almsommer wahr werden lassen

Bild: privat
Franziska Gerstmeier ist 25 Jahre alt und wohnt eigentlich im beschaulichen Buchdorf im Landkreis Donau-Ries. Seit Mitte Mai lebt und arbeitet sie auf der Möslalm im Karwendelgebirge in Österreich. Dafür hat sie sogar ihren Job als Bankangestellte gekündigt.

Franziska hat schon die schönsten Flecken Erde gesehen und noch immer packt sie das Fernweh aufs Neue. „Ich habe bereits mehrere Wochen in Kenia, Tansania und Albanien verbracht, wohin ich auch immer wieder gerne zurückkehre. Der Traum vom Almsommer war auch schon lange da“, erzählt sie. Kurzerhand hat die 25-Jährige im Frühjahr ihren Job bei der Bank gekündigt und sich dann auf die Suche nach einer passenden Alm gemacht. Fündig geworden sei sie dann ziemlich schnell. Und so ging es für die Buchdorferin bereits im Mai auf die Möslalm im Karwendelgebirge. Seitdem spielt sich ihr Alltag auf 1260 Höhenmetern ab.

„Gemeinsam mit den Pächtern der Hütte, deren Tochter, Hund, Katze, Hasen, Hennen, Pferden und circa 270 Stück Vieh ist kein Tag wie der andere“, sagt Franziska.

Ein normaler Arbeitstag beginnt für Franziska schon früh. Zwischen fünf und sechs Uhr morgens muss sie die 20 Milchkühe der Alm melken und anschließend die Melkmaschine und die Zentrifuge waschen. „Nach dem kurzen gemeinsamen Frühstück muss dann die Küche für das Tagesgeschäft gerichtet werden, also zum Beispiel Salate, Schnitzel, Kuchen, oder Getränke. Wenn es der Zeitplan und das Wetter zulassen, muss ich anschließend Butter und den Käse verarbeiten. Mittags stehe ich dann in der Küche, um für das Tagesgeschäft zu kochen. In den freien Minuten zwischendurch muss man den Käsekessel ausheben und neu befüllen. Wenn die Küche dann wieder sauber ist, warten die Kühe schon vor dem Stall und es wird wieder gemolken. Meine Aufgaben reichen also von der Arbeit im Stall über die komplette Milchverarbeitung bis zum Kochen und Bedienen und Betreuung der Übernachtungsgäste“, erzählt sie.

„In den Bergen – frühmorgens oder spätabends – mit den Kühen, beim Zaun reparieren, oder auf der Suche nach Pilzen ... das sind dann wirklich die traumhaften Momente des Almlebens“, erzählt Franziska Gerstmeier.

Vor allem in den ersten Wochen war die Arbeit auf der Alm für Franziska körperlich wahnsinnig anstrengend und eine große Herausforderung. „Fast jeden Tag wird hier von in der Früh bis spätabends ‚gebuckelt‘“, sagt sie. Langeweile und Eintönigkeit gibt es oben auf der Alm nicht, denn oft komme ein Tag ganz anders, als er eigentlich geplant war. Und auch der Kontakt in die Heimat ist Franziska Gerstmeier besonders wichtig. Von der Außenwelt ist man auf der Möslalm nicht abgeschnitten. „Im Gegenteil! Oft kommen so viele Nachrichten von Freund*innen und Bekannten, das man kaum zum Antworten kommt. Da ich in Buchdorf auch im Gemeinderat aktiv bin, ist der Anspruch schon da, auch weiterhin informiert zu sein, an den Sitzungen teilzunehmen und sich auch von der Ferne aus zu engagieren“, so die 25-Jährige.
Noch bis Oktober wird Franziska Gerstmeier auf der Möslalm im Karwendelgebirge arbeiten, ehe sie mit vielen einzigartigen Erinnerungen nach Bayern zurückkehren wird: „Die Zeit auf der Alm ist wirklich einzigartig und wird mich das ganze Leben begleiten. Das Leben und Arbeiten auf einer Alm ist nicht für jeden etwas, aber kann bestimmt eine Möglichkeit sein. Ich persönlich kann nur jeden Menschen ermutigen, seine eigenen Träume zu leben und aus dem gewohnten Umfeld mal auszubrechen, neue Länder und Kulturen zu erleben und offen zu sein für alles, was das Leben mit sich bringt“.