Fortschritt

Eine Region hofft auf die Hesselbergbahn

Bild: Joachim Piephans
Die Reaktivierung der Hesselbergbahn zwischen Nördlingen und Gunzenhausen rückt näher – ein wichtiger Schritt für die Region.

Schon seit Jahren wird immer wieder eine Reaktivierung der Hesselbergbahn zwischen Nördlingen und Gunzenhausen gefordert. Mit der Wiederaufnahme des Personenverkehrs zwischen Wassertrüdingen und Gunzenhausen ist der erste Schritt getan. Die Verlängerung bis nach Nördlingen wäre für die Befürworter nun der nächste logische Schritt. Gänzlich unrealistisch scheint diese Option nicht.

Laut dem Bayerischen Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr sowie der Bayerischen Eisenbahngesellschaft (BEG) wurde für den Abschnitt ein Fahrgastpotenzial von mehr als 1.000 Personenkilometern pro Streckenkilometer errechnet. Damit ist diese Strecke gemäß den Reaktivierungskriterien aus Sicht des Freistaats reaktivierungswürdig.

Andreas Braun, Geschäftsführer BayernBahn Infra GmbH Bild: Andreas Braun

Eine Grundvoraussetzung aus Sicht des Staatsministeriums und der BEG ist jedoch die Beschleunigung der vorgelagerten Riesbahn, die von Donauwörth über Nördlingen nach Aalen verkehrt. Nur so können am Knoten Nördlingen vernünftige Anschlüsse ermöglicht werden.

Für diesen Fahrzeitgewinn bräuchte es nach Ansicht des Staatsministeriums und der BEG jedoch den Ausbau des Streckenabschnitts Möttingen – Nördlingen für Tempo 160 km/h und die Schließung des Bahnhofs Wörnitzsteins.

Die BayernBahn Infra GmbH, die als Eisenbahninfrastrukturunternehmen die Strecke Nördlingen – Gunzenhausen mit einer Gesamtlänge von 39 Kilometern betreibt, spricht sich für eine Reaktivierung der Strecke aus, wie Andreas Braun, Geschäftsführer BayernBahn Infra GmbH, im Interview bestätigt.

DRA: Welche Vorteile für den Landkreis Donau-Ries würde die Reaktivierung der südlichen Hesselbergbahn von Wassertrüdingen nach Nördlingen haben? 

Andreas Bauer: Es würde eine schnelle, direktere Verbindung aus dem Raum Nördlingen in die Metropolregion Nürnberg geben. Zudem erhalten die Kommunen im Nordries - insbesondere Oettingen - eine schnelle Bahnanbindung in Richtung Donauwörth, Augsburg und München sowie westlich Richtung Aalen und Stuttgart. 

DRA: Wie lange beträgt die Anlaufzeit, nachdem man sich für eine Reaktivierung der südlichen Hesselbergbahn entschieden hat? 

Andreas Braun: Von Seiten des privaten Streckenbetreibers BayernBahn Infra GmbH ist der für eine Ausschreibung der Verkehre durch die Bayerische Eisenbahngesellschaft BEG erforderliche Zeitraum ausreichend, um punktuelle Upgrades an der Infrastruktur vorzunehmen. Beschleunigungsmaßnahmen, primär durch Modernisierung von Bahnübergängen, laufen bereits (unabhängig von einer Bestellung des SPNV).  

DRA: Wie sinnvoll wäre es, den Nördlinger Bahnhof zu einem 30-Knoten zu machen? 

Andreas Braun: Das wäre unbedingt eine sinnvolle Maßnahme. Ich habe bereits ausführlich dargelegt, dass dies auch ohne Millioneninvestitionen im Bereich der DB InfraGo allein durch kleine „chirurgische Schnitte“ am Fahrplan und der Fahrzeugumlaufplanung möglich wäre. 

DRA: Welche Änderungen wären für einen 30-Knoten-Bahnhof in Nördlingen vorzunehmen? 

Andreas Braun: Hierzu wird es in naher Zukunft eine Veröffentlichung geben, die die Details benennt. Die wichtigsten Schlagworte sind: 

  • Geringfügige Änderung der Abfahr- und Ankunftszeiten in Donauwörth.  
  • Verlegung der Zugkreuzung von Möttingen nach Nördlingen. 
  • Verkehrshalt in Wörnitzstein kann beibehalten werden. 

DRA: Wie nehmen Sie das Interesse an einer Reaktivierung der südlichen Hesselbergbahn in der Politik und der DB InfraGo wahr? 

Andreas Braun: Wir haben ein großes Interesse der lokalen Politik an einer grundsätzlichen Verbesserung der Bahn-Verkehrsverhältnisse auf der Riesbahn (Infrastruktur-Zuständigkeit DB InfraGO AG) wahrgenommen. Dazu gehört auch die Reaktivierung des SPNV auf der sog. südlichen Hesselbergbahn (Infrastruktur-Zuständigkeit BayernBahn Infra GmbH) mit Durchbindung der derzeit in Wassertrüdingen endenden Regionalbahnen bis nach Nördlingen. Nach der Betriebsaufnahme Gunzenhausen - Wassertrüdingen im Dezember 2024 war bereits eine hohe Akzeptanz der neuen, attraktiven und schnellen Zugverbindung zu beobachten. Der zwischen 5 und 24 Uhr laufende Stundentakt der Bahn bringt auch die Zubringer-Buslinien zu einem dichteren Takt: Damit wird für die Bevölkerung eine attraktivere öffentliche Fortbewegung ermöglicht. Ohne vernünftige und attraktive Angebote wird man im ländlichen Raum die Bürger kaum dazu bewegen können, ihre Autos auch einmal stehenzulassen. Was nutzt ein Deutschland-Ticket, wenn nichts fährt? 

Redakteur. Unterwegs für blättle und online. Geboren in Augsburg ist er über Freiburg, Wien und München endlich im schönen Donau-Ries angekommen. Hier hat er besonders die Themen Kunst, Kultur, Geschichte und Sport im Blick.

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