27. März 2022, 08:00
600 Jahre St. Salvator

Freude über das Jubiläum weitergeben

Bild: Studio Herzig
Für die katholische Kirche St. Salvator in Nördlingen ist 2022 ein ganz besonderes Jahr: Ihre Weihe jährt sich zum 600. Mal, weshalb die Katholische Pfarreiengemeinschaft Nördlingen ein Festjahr mit Gottesdiensten, Konzerten und weiteren kulturellen Veranstaltungen ausgerufen hat. Auch ein Blick in die Geschichte dieses Gotteshauses lohnt sich, denn St. Salvator hat eine mehr als bewegte Vergangenheit vorzuweisen.

Die Kirche, die man als erstes mit Nördlingen in Verbindung bringt, ist in der Regel St. Georg, deren „Daniel“ genannter Turm das Wahrzeichen der Stadt ist. Dabei ist St. Georg nicht einmal das älteste Gotteshaus innerhalb der Stadtmauer: Dieser Titel geht an die Kirche St. Salvator, die am 19. November 1422 geweiht wurde – etwa hundert Jahre vor St. Georg. „Das unterschätzen viele“, sagt Nördlingens katholischer Pfarrer Benjamin Beck. Im Spätmittelalter tickten die Uhren noch ein wenig anders. Der Wundergläubigkeit und der tiefen Eucharistieverehrung der Menschen damals verdankt die Kirche St. Salvator ihre Entstehung. Im Jahr 1381 wollte ein Priester einem kranken Mann in einem heruntergekommenen Häuschen im heutigen Salvatorgässchen die Kommunion reichen. Dabei stürzte jedoch der Boden ein und einige geweihte Hostien gingen verloren. Bis auf eine wurden alle wiedergefunden. Um die letzte Hostie vor „Verunehrung“ zu schützen, wurde das ganze Haus abgebrannt. In der Asche fand man die Hostie unversehrt – ein
Wunder, aufgrund dessen an der Stelle eine Kapelle errichtet wurde. Diese wurde mit der Zeit zu klein, weshalb der Rat der Stadt eine Wallfahrtskirche mit Kloster errichten ließ, die am 19. November 1422 geweiht wurde – St. Salvator war gegründet.

Geschichte voller Wendungen

In den letzten 600 Jahren hat die Kirche St. Salvator turbulente Zeiten erlebt. Nach Martin Luthers Thesenanschlag im Jahr 1517 wurde das Gotteshaus für lange Zeit evangelisch. In den Kriegen zwischen 1792 und 1813 diente St. Salvator als Pulver- und Heumagazin sowie als Lazarett. In einem harten Winter verheizten die Soldaten sogar einmal alles Brennbare.
Das sogenannte „Toleranzedikt“ von 1803 ermöglichte die Gründung der katholischen Pfarrei St. Salvator. 1825 ging die damals verwahrloste Kirche an die noch junge katholische Gemeinde, die sich an die Restaurierung machte. Seither wurde St. Salvator mehrfach saniert, zuletzt von 2000 bis 2012. Für circa 4 000 Gläubige in Nördlingen ist St. Salvator mittlerweile das Gotteshaus.

Pfarrer Benjamin Beck (links) und Kirchenpfleger Peter Bühlmeier haben zusammen mit der Pfarrgemeinderatsvorsitzenden Doris Ritter viel geplant für das Jubiläumsjahr. Bild: Maximilian Bosch

St. Salvator will sich zeigen und Freude verbreiten

Heutzutage sind es zwei Gremien, die sich um die Kirche kümmern: Während die Kirchenverwaltung und Kirchenpfleger Peter Bühlmeier das Gebäude pflegen und verwalten, sorgt der Pfarrgemeinderat um Vorsitzende Doris Ritter dafür, dass St. Salvator mit Leben gefüllt wird. Dieses Ziel dürfte im Jubiläumsjahr mehr als erfüllt werden, denn zur Feier des 600-jährigen Bestehens sind zahlreiche Veranstaltungen geplant. Das ist zwar aufgrund der noch immer anhaltenden Pandemie und ihrer Bestimmungen schwierig, aber nicht unmöglich.

Die Einleitung des Festjahrs bildete der Festgottesdienst am Christkönigssonntag, 21. November 2021, mit Weihbischof Dr. Anton Losinger. Für Pfarrer Beck und die Gemeinde war es ein ergreifender Auftakt, bei dem unter anderem auch einige der Giveaways ausgegeben wurden, die die Pfarreiengemeinschaft zum Jubiläum aufgelegt hat. Bonbons, Likör und Marzipan-Taler, alle in der Region produziert, verbreiten die Freude der Glaubensgemeinschaft über das Jubiläumsjahr und das Gotteshaus. Das ist schließlich das Ziel der Jubiläumsfeierlichkeiten, finanziellen Gewinn sollen die Produkte keinen bringen.

Offene Termine für Jedermann

Die Veranstaltungen sollen möglichst offen sein und auch Menschen anlocken, die hauptsächlich musikalisch oder kulturell interessiert sind; es sind nicht nur rein kirchliche Termine. Am 13. März führt die Fachakademie Maria Stern das Theaterstück „Martin – der Schuster“ in der Kirche auf, am 24. April werden die Nördlinger Bachtrompeten zu hören sein und am 18. Mai gibt es im Pfarrsaal einen Vortrag über die wechselvolle Geschichte des Karmeliterklosters und der Karmeliterkirche in Nördlingen zu hören. Das Pfarrfest soll nach zwei ausgefallenen Jahren im Juli wieder stattfinden, beim Stadtmauerfest im September wird die Gemeinde mit Hilfe der Musikkapelle Reimlingen erstmals eine Schänke vor der Kirche anbieten.

Der Schlussgottesdienst des Jubiläumsjahres wird am 20. November zusammen mit Bischof Bertram Meier stattfinden. Im Vorraum der Kirche ist übrigens derzeit eine kleine Ausstellung eröffnet. Sie zeigt die bewegte Geschichte des Nördlinger Gotteshauses anhand von Bildern und präsentiert Informationen über St. Salvator. Die Ausstellung wird das gesamte Festjahr über zu sehen sein.

Die Termine sind auf dem aktuellen Flyer zum Jubiläumsjahr zu finden, der auch auf der Internetseite www.pg-noerdlingen.de abrufbar ist.