8. Mai 2022, 09:00
Kultur & Freizeit

Klass(isch)e Musik im Oettinger Residenzschloss

Die Oettinger Residenzkonzerte finden größtenteils im Festsaal des Residenzschlosses statt. Bild: Werner Rensing
Vor 38 Jahren wurde in Oettingen der Verein Kuratorium Oettinger Residenzkonzerte aus der Taufe gehoben. Seither bringen die Verantwortlichen hochkarätige klassische Konzerte in das fürstliche Schloss der Residenzstadt.

Es geht 70 Steinstufen hinauf. Dann durchschreitet man eine schwere Holztür und wird von einem roten Teppich empfangen. Man hat das Gefühl, dass die Spannung steigt, denn das was einen am Ende dieses Teppichs erwartet ist das Herz des Oettinger Residenzschlosses: Der Festsaal – 430 Quadratmeter groß und lichtdurchflutet. Dafür sorgen die großen Fenster, die sich an drei der vier Seiten des Saals befinden. Achteinhalb Meter hohe Decken lassen den Festsaal imposant wirken. Die reiche Wand- und Deckenverzierung aus Wessobrunner Stuck ist beeindruckend. Den Saal, einst erbaut für die Fürsten von Oettingen, und für den Zweck, den Kaiser bei einem Besuch standesgemäß empfangen und beherbergen zu können, bekommen Besucher*innen nur im Rahmen von Schlossführungen zu sehen. Oder aber wenn hier jedes Jahr ein ganz besondere Veranstaltungsreihe stattfindet: Die Oettinger Residenzkonzerte.

Deren Geschichte beginnt vor fast 40 Jahren: Wir schreiben das Jahr 1984 als Hans Raidel, damals Bürgermeister der Stadt Oettingen, kulturinteressierte
Bürgerinnen und Bürger zu einer Versammlung einlud. Weil sich eine große Mehrheit der Anwesenden für eine regelmäßige Konzertreihe und einen dazugehörigen Förderverein begeistern konnte, war dies die Geburtsstunde des „Kuratorium Oettinger Residenzkonzerte e.V.“ Noch im Gründungsjahr – am 20. Oktober 1984 – fand das erste Konzert, gespielt von einer Bläsergruppe aus Meisterschülern der Musikhochschule München, statt. In den beiden folgenden Jahren bestand die Reihe bereits aus je sieben Konzerten. 1986 wurde neben einer stationären Bühne auch ein ganz besonderes Instrument angeschafft: Ein Konzertflügel der Marke Steinway & Sons. Dieser trug dazu bei, dass das Repertoire auf Klavierkonzerte erweitert und das Renommee der Oettinger Residenzkonzerte gesteigert werden konnte.

Bekannt weit über Stadt- und Landkreisgrenzen hinaus

Die Region für klassische Musik begeistern, Oettingen zu einem musikalischen Zentrum auszubauen und den Festsaal wieder mit Leben zu füllen – das waren seit diesem Zeitpunkt die Ziele des Kuratoriums. Das ist auch geglückt. Denn mittlerweile ist die Konzertreihe aus dem Jahreskalender nicht wegzudenken und weit über die Stadt- und Landkreisgrenzen hinaus bekannt. „Das Publikum kommt sowohl aus der Region und dem anliegenden Franken, aber reist auch schon mal aus München oder Nürnberg an. Vielleicht ist es die Abwechslung oder der Wunsch, ein Konzert in einem anderen Ambiente zu hören“, vermutet Günter Simon, der dem Kuratorium seit sechs Jahren als 1. Vorsitzender vorsteht und zuvor bereits als 2. Vorsitzender im Verein mitgearbeitet hatte. Günter Simon ist Musiker mit Leib und Seele, hat Musik studiert, unterrichtet Musik am Oettinger Gymnasium, leitet das Oettinger Kammerorchester und das Oettinger Bachorchester. Ein Leben für die Musik, wenn man so will. Sein Hauptanliegen: Den Menschen klassische Musik näherbringen, allen Menschen. Deshalb spielt es für ihn auch keine Rolle, ob jemand im edlen Anzug oder mondänen Abendkleid oder deutlich weniger festlich gekleidet zu den Konzerten kommt: „Wir haben keinen Türsteher. Auch im Kapuzenpulli ist man bei uns willkommen“, meint er schmunzelnd. Roland Wiedenmann, Mitarbeiter bei der Fürsten zu Oettingen-Spielberg'schen Verwaltung, fügt hinzu: „Man merkt auch, dass es ein Unterschied in Sachen Kleidung macht, ob das Konzert am Samstagabend oder am Sonntagnachmittag ist. Die Konzerte sind für viele nach wie vor ein Grund sich fein zu machen. Natürlich liegt das Hauptaugenmerk auf der Musik, aber auch das Drumherum ist ein wichtiger Bestandteil. Es ist ein Gesamterlebnis.“ 

Besonderes Ambiente in Oettingen

Das Bild zeigt Günter Simon. Bild: Evi Schwöbel

Über mangelndes Interesse können sich die Verantwortlichen nicht beschweren. Ausverkaufte Konzerte sind keine Seltenheit, sondern die Regel. Gerade deshalb sei es wichtig, dass es ausreichend Übernachtungsmöglichkeiten gibt: „Es gibt nicht viele Übernachtungsmöglichkeiten in und um Oettingen. Meist handelt es sich um private Unterkünfte. Deshalb brauchen wir die Krone“, erklären Günter Simon und Roland Wiedenmann übereinstimmend. Dass Oettingen etwas zu bieten hat, zeige sich auch jedes Jahr vor und nach den Konzerten. „Dann sind in Oettingen viele Menschen unterwegs und die Restaurants sind gut gefüllt“, freut sich Günter Simon.

Hochkarätige Konzertreihe

Bereits seit einem Jahr laufen die Vorbereitungen für die diesjährige Konzertreihe. Wie bereits in den vielen erfolgreichen Jahren zuvor, bieten die Oettinger Residenzkonzerte auch 2022 wieder hochkarätige Klassik. Unter anderem werden das Stuttgarter Kammerorchester und das Bayerische Kammerorchester Bad Brückenau für Verzückung unter den Klassikfans sorgen. Wenn dann auch noch ein Quäntchen Glück hinzukommt, wie in diesem Jahr, dann ergeben sich auch ganz besondere Konzerte, die sich die im Vergleich kleine Veranstaltungsreihe unter normalen Umständen nicht hätte leisten können: „Das Münchner Rundfunkorchester kommt im Rahmen seiner Residenz- und Schlösser-Tournee zu uns und spielt das Galakonzert zum Auftakt der Oettinger Residenzkonzerte. Als Solistin ist die weltweit bekannte und aus Donauwörth stammende Violinistin Veronika Eberle dabei“, erzählt Günter Simon stolz.

Nach dem Auftaktkonzert am 15. Mai finden bis 15. Oktober noch sieben weitere Konzerte statt, darunter auch zwei Konzerte des Oettinger Kammerorchesters. Um Berührungsängste mit der klassischen Musik abzubauen, setzen die Verantwortlichen der Oettinger Residenzkonzerte bereits bei den jüngsten Musikfans an. „Vor den beiden Konzerten des Oettinger Kammerorchesters bieten wir jeweils ein moderiertes Konzert für Kinder an. Dort gibt es dann Moderation und die Kinder können mitdirigieren. Das ist Klassik auf leichte Art und Weise“, erklärt Simon.

Ein Highlight, sofern es Petrus gut mit den Musiker*innen meint, wird das Open Air Konzert am 2. Juli 2022 im Innenhof des Oettinger Residenzschlosses sein, bei dem das Oettinger Bachorchester sein Können unter Beweis stellen wird und ganz Oettingen zum Klingen bringt. Wenn die Oettinger Störche an diesem Tag gut aufgelegt sind, so heißt es, hört man sie auch manchmal im Takt der Musik klappern.

Konzertkalender: 15. Mai bis 15. Oktober

Sonntag, 15. Mai 2022, 17:00 Uhr: Münchner Rundfunkorchester (Galakonzert)
Solistin: Veronika Eberle, Violine; Leitung: Ivan Repušić
Programm:
R. Wagner: Siegfried-Idyll, WWV 103;
W. A. Mozart: Violinkonzert Nr. 3 G-Dur KV 216;
L. v. Beethoven: Konzertsatz C-Dur WoO 5;
J. Haydn: Sinfonie Nr. 6 D-Dur Hob I:6 „Le matin“

Samstag, 21. Mai 2022, 20:00 Uhr: Oettinger Kammerorchester
Solistin: Julia Galic; Leitung: Günter Simon
Programm:
J. Haydn: Sinfonie d-Moll Hob I:80;
F. Mendelssohn Bartholdy: Violinkonzert d-Moll;
J. Haydn: Sinfonie g-Moll Hob I:83
Zusätzlich wird um 16:00 Uhr ein moderiertes Konzert für Kinder mit ausgewählten
Musikstücken aus dem Abendkonzert angeboten.

Samstag, 11. Juni 2022, 20:00 Uhr: Bayerisches Kammerorchester Bad Brückenau
Solist: Pirmin Grehl, Querflöte; Leitung: Sebastian Tewinkel
Programm:
J. Haydn: Sinfonie d-Moll Hob I:26 „Lamentatione“;
A. Rosetti: Flötenkonzert D-Dur Murray C18;
A. Arensky: Variationen über ein Thema von Tschaikowsky op. 35a;
J. Turina: La oración del torero op. 34;
F. Borne: Fantaisie brillante sur des airs de „Carmen“

Samstag, 2. Juli 2022, 20:00 Uhr: Oettinger Bachorchester (Open Air)
(bei schlechtem Wetter im Festsaal)
Solist: Robert Dreksler, Klarinette; Leitung: Günter Simon
Programm:
W. A. Mozart: Ouvertüre zu „Le Nozze di Figaro“;
W. A. Mozart: Klarinettenkonzert A-Dur, KV 622;
L. v. Beethoven: Sinfonie Nr. 3 Es-Dur, op. 55 „Eroica“

Freitag, 22. Juli 2022, 20:00 Uhr: Stuttgarter Kammerorchester (Galakonzert)
Solisten: Marco Milenković – Viola; Yu Zhuang – Violine; Ofer Canetti – Violoncello
Violine und Leitung: Susanne von Gutzeit
Programm:
F. Liszt: Ungarische Rhapsodie Nr. 2 für Streichorchester;
J. N. Hummel: Fantasie für Viola und Streichorchester op. 94;
C. Saint-Saëns: „Rondo capriccioso“ für Violine und Streichorchester;
B. Bartok: Rhapsodie Nr. 1 für Cello und Orchester;
A. Dvořák: Streicherserenade op. 22 E-Dur

Samstag, 17. September 2022, 20:00 Uhr: Südwestdeutsches Kammerorchester Pforzheim
Solistin: Lena Neudauer, Violine; Leitung: Johannes Moesus
Programm:
C. Stamitz: Sinfonie F-Dur;
A. Rosetti: Violinkonzert C-Dur Murray C5;
P. de Sarasate: Introduction und Tarantella für Violine und Streicher op. 43;
W. A. Mozart: Sinfonie G-Dur KV 74;
J. Haydn: Sinfonie Nr. 42 D-Dur Hob I:42

Sonntag, 2. Oktober, 17:00 Uhr: Camerata Europeana
Solist: Bernhard Lörcher, Violoncello; Violine und Leitung: Radoslaw Szulc
Programm:
F. Schubert: Rondo für Violine und Streicher E-Dur;
W. A. Mozart: Adagio E-Dur für Violine und Orchester KV 261;
J. Haydn: Cellokonzert C-Dur Hob VIIb:I;
F. Schubert: Sinfonie Nr. 5 B-Dur D 485

Samstag, 15. Oktober 2022, 20:00 Uhr: Oettinger Kammerorchester
Solist: Hans-Roman Kitterer, Klavier; Leitung: Günter Simon
Programm:
W.A. Mozart: Ouvertüre zu „Titus“;
L. v. Beethoven: Klavierkonzert Nr. 3 c-Moll, op. 37;
L. v. Beethoven: Sinfonie Nr. 2 D-Dur, op. 36
Zusätzlich wird um 16:00 Uhr ein moderiertes Konzert für Kinder mit ausgewählten
Musikstücken aus dem Abendkonzert angeboten.