26. September 2021, 08:00
Regionalgespräch

Regionalgespräch mit: Eva Münsinger

Bild: privat
Als Kreisrätin, Koordinatorin im B+ Bildungszentrum und Mitarbeiterin im eigenen Familienbetrieb ist Eva Münsinger aus Blossenau immer in Bewegung. Und genau das ist typisch für sie, sagt sie auch über sich selbst. Was Eva Münsinger antreibt und was sie macht, wenn sie dann doch mal eine ruhige Minute hat, darüber hat sie mit unserer Redakteurin Diana Hahn gesprochen.

Liebe Eva, vielen Dank, dass Du Dir Zeit für unser Regionalgespräch nimmst.

1. Wie startest Du gewöhnlich in den Tag?
Ich gehe jeden Morgen erstmal mit unserem Hund Alfons spazieren. Ich liebe es in der Natur zu sein. Das ist für mich die beste Zeit des Tages. Hier kann ich meine Gedanken sammeln und darüber nachdenken, was am Tag alles ansteht.

2. Isst oder kochst Du lieber?
Beides! (lacht)

3. Die große Literatur oder ein gutes Sachbuch?
Auch beides. Ich mag Sachbücher über die Natur oder andere Länder und Kulturen. Aber ich liebe auch die große Literatur.

4. Fahrrad oder Auto?
Fahrrad, jetzt zusätzlich auch ein E-Bike. Aber Auto fahren muss ich auch, sonst komme ich von Blossenau aus nicht weit. (lacht)

5. Sportlerin oder Couchpotato?
Sportlerin!

6. Strand oder Berge?
Berge.

Kommen wir zur Privatperson Eva Münsinger. Du bist keine gebürtige Donau-Rieserin.

7. Wo bist Du geboren und aufgewachsen?
Geboren bin ich in Regensburg. Mein Vater war Arzt und wir sind mehrmals umgezogen. Erst nach Homburg und dann nach Neuburg. In Neuburg habe ich den größten Teil meiner Kindheit und Jugend verbracht.

8. Welchen Ausbildungsweg hast Du nach der Schule eingeschlagen?
Ich habe Sport und Germanistik für das Lehramt Gymnasium studiert. Nach dem Studium wurden damals keine Lehrer gesucht. Deshalb habe ich mich, weil ich schon immer gerne geschrieben habe, dazu entschieden ein Volontariat beim Donaukurier in Ingolstadt zu machen. Nach meinem Volontariat wurden dann gerade Radio Inn und Radio ND 1 aufgebaut. Also bin ich dann zum Radio. Danach habe ich in die Sportredaktion des BR gewechselt. Dort war ich bis 1991.

9. Du hast dich also nicht bewusst gegen ein Leben als Lehrerin entschieden?
Nein. Ich wäre gern Lehrerin gewesen. Das war schon mein Traumberuf. Ich habe am Anfang auch überlegt, ob ich es wie einige meiner Kommiliton*innen machen soll und Schwangerschaftsvertretungen übernehme. Ich habe mich dann aber dagegen entschieden.

10. Wie hat es Dich nach Blossenau verschlagen und wie lange ist das her?
Ich habe geheiratet (lacht). Ich bin seit 1990 in Blossenau. Mein Mann und ich waren schon in der Schule zusammen in einem Jahrgang. Aber erst beim 10-jährigen Klassentreffen haben wir uns dann richtig kennengelernt.

11. Was an Blossenau, Deine Familie ausgenommen, schätzt Du am meisten?
Die Natur! Wir haben hier eine traumhafte Natur.

12. Was bedeutet Heimat für Dich?
Der Ort wo die Menschen sind, die ich mag. Meine Familie und Freunde, das ist Heimat.

13. Hast Du im Landkreis einen
Lieblingsort?

Nach Blossenau ist das Nördlingen. Ich mag das Flair dort, die Geschäfte und die Altstadt.

14. Hast Du ein Lebensmotto?
Wenn du was nicht ändern kannst, dann mach das Beste daraus! Ich bin ein positiver Mensch und bin auch immer optimistisch.

15. Was machst Du, wenn Du einen Tag richtig faul sein darfst?
Dann suche ich mir einen schönen Platz in der Natur und lese ein gutes Buch. Dafür würde ich dann aber einen Roman bevorzugen.

16. Vervollständige bitte folgenden Satz: Typisch für mich ist, …
... dass ich immer in Bewegung bin. Ich kann nicht ruhig sitzen. Typisch für mich ist aber auch, dass ich immer lache und dass ich gerne Menschen um mich habe.

17. Nach deinen Tätigkeiten als Lehrerin und Journalistin bist Du nun in der Geschäftsleitung Eures Bauunternehmens tätig. Was ist dort dein Aufgabenbereich?
1992 bin ich in die Geschäftsleitung eingestiegen. Eigentlich mache ich dort alles, was so anfällt und alles, was mit Steuern zu tun hat. In unserem Betrieb habe ich dann auch noch eine kaufmännische Ausbildung gemacht, als ich mit unserem zweiten Kind schwanger war. Meine Schwiegermutter war meine Lehrherrin. Begleitend dazu war ich in der Berufsschule Donauwörth und war da die älteste Schülerin und schwanger. (lacht) Es wäre auch an der Abendschule möglich gewesen, aber das ist halt blöd, wenn du ein kleines Kind zuhause hast. Deshalb habe ich in Donauwörth in der Berufsschule angefragt. Ich dachte mir am Anfang auch, das machst du mit links, du hast ja studiert. Aber von wegen. Buchhaltung und Rechnungswesen hatte ich auf dem Gymnasium nie. Das war schon anstrengend, aber auch wichtig, weil wir ein Familienbetrieb sind und da jeder mitarbeitet.

Neben Deiner Familie und Deinem Beruf leitest Du außerdem das B+ Zentrum Blossenau...

18. Wie hat sich B+ entwickelt und was machst Du dort?
Wir haben die Sporthalle gebaut, die 2001 eingeweiht wurde. Bis dahin gab es die Sparte Fußball und eine Frauengymnastik-Gruppe. Die Frauen haben die Männer motiviert, wenn das alte Vereinsheim abgerissen wird, dass man eine Halle baut, weil wir zur Gymnastik immer in die alte Schule nach Tagmersheim mussten. Dann hat das ganze Dorf in 32 000 ehrenamtlichen Arbeitsstunden diese Halle gebaut. Als die Halle dann fertig war dachten wir uns, jetzt haben wir eine Halle und haben nur eine Fußballgruppe und eine Gymnastikgruppe. Aber für Abteilungen ist das Dorf zu klein. Meine Idee war dann, dass wir das wie eine Vhs aufziehen. Dass man einfach sagen kann, man belegt Kurse ohne Mitglied zu sein. Am Anfang war das ein gefaltetes DinA4-Blatt mit Kursen und dann ist es immer mehr geworden. Dadurch, dass ich auch beim BLSV als Referentin tätig war, kenne ich sehr viele Referent*innen und habe die hierher geholt. Wir haben dann Wochenendkurse, zum Beispiel Yoga, angeboten. Und dann ist immer mehr entstanden und ich habe die Koordination der Kurse übernommen. Dann habe ich für unser Kräuterhäusl-Projekt den Arbeitskreis Natur erleben gegründet. Mittlerweile haben wir im Sport 20 Übungsleiter*innen, im Natur-erleben-Team sind es 30 Referent*innen aus der ganzen Region, die geht bis Harburg. Und im Kulturbereich sind wir zu zehnt, dann haben wir noch ein Küchenteam. Insgesamt sind wir über 100 Ehrenamtliche. Und ich koordiniere das Ganze. Neben Beruf und Familie. Mein Mann sagt auch immer, dass es die Frage ist, was davon mein Hauptberuf ist. (lacht) Ohne die Unterstützung meines Mannes würde es auch nicht gehen.

19. Die Sporthalle zu errichten, war damals ein Kraftakt, der nur durch viele Freiwillige geleistet werden konnte. Wenn Du daran zurückdenkst, was geht Dir durch den Kopf?
Es war eine tolle Zeit, weil das Dorf so zusammengefunden hat. Es waren wirklich alle Altersgruppen da. Wenn die Männer gefliest haben, haben die Frauen verfugt. Wir haben alle unseren Urlaub und die Wochenenden geopfert, aber wir haben es uns auch gutgehen lassen. Es hat immer Kaffee und Kuchen gegeben, oder der Metzger hat mal einen Braten gesponsert. Wir haben auch zusammen gegrillt. Deshalb ist das Ganze auch in so gutem Zustand, weil es jeder ein Stück weit als sein eigenes ansieht. Der Kraftakt hat sich auf jeden Fall gelohnt. Ich glaube da gibt es keinen im Ort, der da etwas anderes sagen würde. Wir haben ja auch keine Wirtschaft mehr im Ort. Deshalb werden dort auch zum Beispiel Kommunionen gefeiert, mein Sohn hat dort auch geheiratet. Es wird sehr genutzt.

20. B+ bringt Veranstaltungen unterschiedlichster Art nach Blossenau. Wie wichtig ist es, dass die Kultur auch zu den Menschen kommt und die Menschen nicht immer zu Kulturveranstaltungen in die Stadt fahren müssen?                                        Das halte ich für sehr wichtig. Wir haben hier fast ein Vhs-Angebot. Du kannst Kochkurse machen und musst nicht so weit fahren. Auch eine Art Kulturbus, der zu den Menschen kommt, wäre eine tolle Idee. Ich glaube auch, dass Kultur mehr Menschen erreicht, wenn sie zu ihnen kommt.

Lass uns über die Politikerin Eva Münsinger sprechen.

Eva Münsinger bei der Nominierungsversammlung der Grünen im Dezember 2019. Bild: privat

21. Wie kamst Du zur Politik?
Ich war von 2012 bis 2016 zweite Bürgermeisterin in Tagmersheim. In Blossenau ist es so, dass jeder der es sich zutraut auch mal in den Gemeinderat muss, weil wir dort sonst nicht vertreten sind. Vor den Wahlen gibt es immer eine Bürgerver-sammlung. Das ist immer sehr mühsam und meistens braucht es auch zwei Versammlungen, bis die Liste voll ist. Da mein Mann vorher im Gemeinderat war, wollte ich mit gutem Beispiel vorangehen und habe mich auf die Liste setzen lassen. Ich war da schon so naiv, dass ich dachte, ich komm da sowieso nicht rein (lacht). Zack war ich drin. Ich glaube ich hatte nach dem Bürgermeister die zweitmeisten Stimmen. Erst war ich etwas geschockt und dann habe ich mir gedacht, dass es vielleicht eine tolle Idee ist und ich etwas bewegen kann. Wo man dann aber auch schnell ernüchtert wird. Aber es war wirklich eine gute Zeit.

22. Seit dem 1. Mai 2020 sitzt Du im Kreistag. Warum hast Du Dich zur Wahl gestellt?
Ich habe mich vor einigen Jahren schon mal für die Freien Wähler auf die Liste setzen lassen. Diesmal kam Eva Lettenbauer, mit deren Mama ich schon in der Schwangerschaftsgymnastik war und die als Kind bei uns schon Bauchtanz gemacht hat, auf mich zu, und hat mich gefragt, ob ich Mitglied bei den Grünen werden möchte. Weil ich schon immer Grün gewählt habe, habe ich das dann gemacht. Dann hat sie mich auch gefragt, ob ich mich auf die Liste setzen lasse. Auch da habe ich zugestimmt, weil ich dachte, ich komm ja ganz unten auf die Liste, war dann aber auf Platz 9. Und dann war ich drin. Da war ich erstaunt, wie viele Stimmen ich bekommen habe. Das hat mich sehr überrascht. Das habe ich dann schon als Auftrag und Verantwortung gesehen. Meine Themen sind der ÖPNV, Soziales und Kultur.

23. Nach über einem Jahr im Kreistag: Hast Du Dir die Arbeit in diesem Gremium so vorgestellt?
Das habe ich mir schon so vorgestellt. Es ist auch echt konstruktives Arbeiten. Ich dachte eigentlich, dass im Kreistag mehr Parteirichtlinien gelten und dass jeder versucht seine Partei in den Mittelpunkt zu stellen. Aber man hat schon das Gefühl, dass alle versuchen etwas zu bewegen.

24. Wie zeitintensiv ist es, sich als Kreisrätin zu engagieren?
Auf jeden Fall zeitintensiver als ich gedacht hätte (lacht). Du denkst du hast da jetzt ein paar Ausschusssitzungen und Kreistagssitzungen. Aber das ist natürlich nicht so. Zudem bin ich auch noch Fraktionsvize. Bei den Grünen ist es so, dass Posten immer abwechselnd mit Männern und Frauen besetzt werden. (Anm. d. Redaktion: Fraktionsvorsitzender der Grünen im Kreistag ist Dominik Ach) Meine Parteikolleginnen wollten nicht. Eva Lettenbauer ist ja bereits in der Landespolitik und Ursula Kneißl-Eder ist dritte Landrätin. Dann habe ich gesagt, dann mach ich das halt auch noch. (lacht) Und wenn man die Arbeit im Kreistag ernst nimmt – und das tue ich auch – dann ist es auch zeitintensiv.

25. Warum ist Bündnis90/Die Grünen genau die richtige Partei für Dich?
Die sind frauenfreundlich. In welcher Partei gibt es das, dass wirklich immer jede zweite Stelle mit einer Frau besetzt wird? Ich finde das müsste schon längst überall so sein. Und natürlich wegen der Umwelt. Mir ist die Umwelt schon ein großes Anliegen, deswegen wähle ich Grün seit ich 18 bin.

Kommen wir zum Self-Rating Test. Schätze Deine Fähigkeiten von null Punkten – völlig unbegabt – bis zu zehn Punkten – maximale Begabung –
ein:

26. Organisationstalent?
9 Punkte.

27. Küchenchefin?
7 Punkte.

28. Unternehmerin?
8 Punkte.

29. Familienmensch?
10 Punkte.

30. Kreativität?
8 Punkte.

Vielen Dank, Eva, für das interessante Gespräch!