PANGEA-Astronautentraining im Aufschluss Gundelsheim mit Prof. Dr. Harald Hiesinger. Bild: ESA/ V.Crobu
In mittlerweile guter Tradition fand auch 2023 wieder das alljährliche, geologische Astronautentraining von ESA und NASA im UNESCO Global Geopark Ries statt.

Während ihres geologischen Trainings im Meteoritenkrater Ries studierten die Astronauten neben der Kratermorphologie sehr intensiv die wichtigen Einschlagsgesteine Suevit (Schwabenstein) und Bunte Trümmermassen sowie Strahlenkegel – als einzige mit bloßem Auge erkennbare Spuren eines Einschlags – die besonders schön im benachbarten Steinheimer Becken vorkommen.

Die erworbenen geologischen Kenntnisse sollen es den Astronauten bei ihren späteren Raummissionen ermöglichen, vorliegende Gesteinsformationen auf Mond und Mars richtig zu bestimmen und zu beproben.

Hochkarätige wissenschaftliche Betreuung

Die wissenschaftliche Betreuung erfolgte durch Geowissenschaftler der Uni Padua, des Observatoriums Padua sowie des EAC (Europäisches Astronautenzentrum in Köln) und der ESA. Weitere Wissenschaftler aus verschiedenen Fachbereichen unterstützten die Ausbildung der Astronauten: Für die Mondgeologie zeichnete Prof. Dr. Harald Hiesinger vom Institut für Planetologie der Universität Münster verantwortlich. Er gilt als einer der weltbesten Kenner der Mondgeologie und ist mit der Riesgeologie bestens vertraut.

„Das Nördlinger Ries ist weltweit einer der am besten erhaltenen Impaktkrater, der uns vielfältige und fundamental wichtige Einblicke in die Bildung von Kratern und die Verteilung des Auswurfmaterials erlaubt. Ein Verständnis, das vor allem für die korrekte Interpretation der Mondgeologie von großer Bedeutung ist“, so Prof. Dr. Hiesinger. Astrobiologische Themen wurden den Astronauten von Prof. Charles Cockell von der Universität in Edinburgh nähergebracht. Er ist einer der bekanntesten Astrobiologen und publizierte bereits über die Ablagerungen des Ries-Sees.

Internationales Astronautenteam

Dieses Jahr trainierten der französische ESA-Astronaut Thomas Pesquet, Jessica Wittner (NASA) sowie Takuya Onishi von der JAXA (japanische Weltraumbehörde) im UNESCO Global Geopark Ries. Der erfahrene ESA-Astronaut Thomas Pesquet hat bereits zwei ISS-Einsätze durchgeführt. Er ist Rekordhalter mit dem bislang längsten Aufenthalt eines ESA-Astronauten im All (396 Tage und 11 Stunden). Zudem hat er den längsten Außeneinsatz außerhalb der ISS von 39 Stunden und 54 Minuten durchgeführt. Thomas Pesquet wurde auch als erste ESA-Astronaut mit dem Raumschiff "Dragon" (SpaceX) zur Internationalen Raumfahrtstation geflogen.

Die amerikanische Weltraumbehörde NASA wurde durch die Kampf- und Testpilotin Jessica Wittner vertreten. Sie begann ihre Astronautenausbildung im letzten Jahr und wurde aus über 12.000 Bewerberinnen und Bewerbern ausgewählt. Der Astronaut Takuya Onishi verbrachte insgesamt 115 Tage auf der ISS. Er erinnert sich noch an seine Kollegen der JAXA, die in den 90er Jahren ebenfalls im Rieskrater, damals mit der jetzigen Geopark-Geologin Gisela Pösges, geologisch trainierten.

Einmalige Ries-Geologie

Im UNESCO Global Geopark Ries wurden die Astronauten von lokalen Kennern des Rieskraters unterstützt. Die geologische Exkursion wurde von Gisela Pösges sowie dem Leiter des RiesKraterMuseums Nördlingen, Prof. Dr. Stefan Hölzl, begleitet. Die Astronauten, wie auch die begleitenden Wissenschaftler und die gesamte Logistik-Crew, zeigten sich begeistert über die einmalige Geologie des Rieskraters wie auch über die thematische Aufbereitung der Geotope seitens des UNESCO Global Geoparks Ries.

Der Vorsitzende des Geopark Ries e. V., Landrat Stefan Rößle, sowie sein Stellvertreter, Oberbürgermeister David Wittner, beide Raumfahrt-Fans, sind dankbar, dass die Einrichtungen des Geoparks Ries sowie der Stadt Nördlingen immer wieder dazu beitragen können, die Astronautentrainings in der Region zu ermöglichen.

Von der romantischen, mittelalterlichen Stadt Nördlingen mit ihren vielen Gebäuden aus Suevit zeigten sich die Astronauten ebenfalls sehr beeindruckt. In schöner Tradition der Apollo-Astronauten (geologisches Training im Rieskrater im August 1970), bestiegen sie den ebenfalls aus Suevit gebauten Turm Daniel der St.-Georgs-Kirche, um dort einen wunderbaren Ausblick über den Rieskrater und die Stadt Nördlingen zu genießen. Dort trugen sie sich – wie einst die Apollo- Astronauten – ins Gästebuch der Stadt ein. (pm)