Sechs Schülerinnen und Schüler der vierten Klasse des letzten Schuljahres der Grundschule Nördlingen-Mitte wurden im Maximilianeum in München als Landessieger Bayerns im 29. Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten ausgezeichnet. Ihr Beitrag mit dem Titel „Hexenverfolgung in Nördlingen“ überzeugte die Jury durch historische Genauigkeit, Kreativität und beeindruckendes Engagement.
Unter der Leitung ihres Tutors Dieter Scholz begaben sich die jungen Historiker Yuna Baier, Jule Gramm, Apollonia De Fazio, Pia Haußer, Lauris Metzger und Jakob Wedel auf eine Spurensuche in die eigene Stadtgeschichte. Zwischen 1589 und 1598 wurden in Nördlingen 34 Frauen und ein Mann der Hexerei beschuldigt, gefoltert und hingerichtet – nur eine Frau, Maria Holl, überlebte. Sie blieb trotz grausamer Folter standhaft und wurde später zum Symbol für Mut und Zivilcourage.
Historische Recherche als Filmvorbereitung
Die Moviebande erforschte die Ereignisse dieser Zeit anhand historischer Quellen, führte ein Interview mit dem Stadtarchivar Dr. Johannes Moosdiele-Hitzler und besuchte originale Schauplätze der Hexenverfolgung im Rahmen einer organisierten „Hexentour“. Ihre Ergebnisse präsentierten die Viertklässler in einem anschaulichen Projektheft und zwei selbst produzierten Filmen „Die Hexenverfolgungen in Nördlingen“ und „Rebekka Lemp – Opfer der Hexenverfolgungen“, die die Geschichte der Opfer lebendig werden lässt.
Der diesjährige Wettbewerb stand unter dem Thema „Bis hierhin und nicht weiter!? Grenzen in der Geschichte“. Bundesweit beteiligten sich über 6.700 Kinder und Jugendliche mit mehr als 2.300 Beiträgen – so viele wie seit 30 Jahren nicht mehr.
Beeindruckende Leistung im Grundschulalter
Für die Jury zeigte das Nördlinger Projekt auf eindrucksvolle Weise, wie schon Kinder im Grundschulalter historische Verantwortung übernehmen und komplexe Themen wie Ausgrenzung, Angst und Mut nachvollziehbar darstellen können. Bei der feierlichen Preisverleihung im Bayerischen Landtag überreichten Laura Wesseler (Körber-Stiftung) sowie Tobias Reiß (1. Vizepräsident des Bayerischen Landtags) die Urkunden und gratulierten den Preisträgern.
Das Projekt „Hexenverfolgung in Nördlingen“ erinnert nicht nur an ein dunkles Kapitel der Stadtgeschichte, sondern zeigt, wie wichtig es ist, Grenzen von Angst, Vorurteilen und Machtmissbrauch zu erkennen und zu überwinden – damals wie heute. (dra)