Zum Entspannen zieht es Johann Natzer häufig zum Wandern in die Berge. Bild: privat
Johann Natzer ist in der Nähe von Neuburg geboren, aufgewachsen und hat dort auch seine Lehre zum Bankkaufmann absolviert. Mittlerweile ist er seit 2005 Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Donauwörth. Im Interview mit Thomas Oesterer gibt er Einblicke in seinen Arbeitsalltag und spricht darüber, wie stark sich die Krisen der vergangenen Jahren auf den Finanzmarkt ausgewirkt haben.

Guten Morgen Herr Natzer, vielen Dank, dass Sie sich für unser Gespräch Zeit genommen haben. Beginnen wir unser Interview doch mit ein paar kurzen Fragen zum Einstieg.

Wie sah Ihr bisheriger Tag aus, was hat sie in den vergangenen Tagen besonders beschäftigt und wie gestaltet sich Ihr Arbeitstag nach unserem Interview?

Johann Natzer: Nach einem Frühstück inklusive Lesen der Tageszeitung bin ich seit circa 8:00 Uhr hier in der Sparkasse. Der heutige Tag steht für die Vielfalt unseres „Sparkassenlebens“ mit Besprechungen, Kundenanliegen, Mitarbeitergesprächen und vielen Texten, die es zu lesen, kommentieren und zu entscheiden gilt. Heute Nachmittag werde ich noch zwei größere interne Termine haben – so zumindest der Plan. Ich hoffe, dass es sich am Ende auch so ausgeht.

Um sie besser kennenzulernen zunächst einige entweder-oder-Fragen:

Anzug und Krawatte oder Jogginganzug?

JN: Tagsüber Anzug und Krawatte und in der Freizeit gerne Jeans.    

Optimist oder Pessimist?

JN: Ganz klarer Optimist.

Nach der Arbeit ab auf die Couch oder lieber eine aktive Abendgestaltung?

JN: Eher selten auf der Couch, meist ein „aktiver Abendnutzer“. Dann versuche ich gerne auch mal ein gutes Buch zu lesen oder mit meiner Frau spazieren zu gehen.

Kaffee oder Tee?

JN: Kaffee.

Kommen wir zu ihrer Person

Vervollständigen Sie bitte folgenden Satz. Typisch für mich ist ...

JN: ... fast immer gute Laune zu haben.

Was würde Ihre Familie sagen, wenn man ihnen die gleiche Frage stellt?

JN: Meine Frau würde wohl sagen, dass ich immer später als versprochen zum Mittagessen heimkomme und meine Kinder, dass ich Antworten gebe, nach denen sie überhaupt noch gar nicht gefragt haben.   

Haben Sie ein Lebensmotto? Wenn ja, möchten Sie dieses kurz erläutern?

JN: Darüber habe ich länger nachdenken müssen. Aber am ehesten kann ich mich mit dem Lebensmotto „Es gibt kein Problem, das man nicht lösen kann“ identifizieren. Was ich damit meine: Nicht alle Probleme können immer sofort gelöst werden und am besten noch in der Erwartung des Betroffenen. Meine Berufs- und Lebenserfahrung hat aber gezeigt, dass sich fast immer Lösungen finden. Oft andere, auf anderen Wegen oder zu einer anderen Zeit, aber dennoch Lösungen.

Der Bürokaufmann Johann Natzer. Bild: Gregor Wiebe

Wo sind Sie geboren, aufgewachsen und zur Schule gegangen?

JN: Geboren bin ich am 25. November 1964 in Reichertshofen/Ilm bei Ingolstadt und bin dann in Karlshuld im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen aufgewachsen und dort auch zunächst zur Grundschule gegangen. Meine Realschulzeit habe ich im Anschluss in Neuburg a.d. Donau verbracht.

Welchen Weg haben Sie nach der Schule eingeschlagen und wie sind Sie auf den Beruf des Bankkaufmanns aufmerksam geworden?

JN: Ich komme ursprünglich aus einer Nebenerwerbslandwirtschaft. Ich hatte schon immer Spaß am Lesen, Rechnen und mit Zahlen umgehen – also mehr Freude an den kaufmännischen Themen. Also habe ich mich während der Schulzeit klassisch beim Arbeitsamt über Berufe aus diesem Themengebiet informiert. Mir schien der Beruf des Bankkaufmanns als sehr passend. Deshalb habe mich ohne große strategische Überlegungen beworben, wurde bei der Sparkasse Neuburg genommen und habe meine Ausbildung dann 1980 begonnen und auch erfolgreich abgeschlossen. Nach Stationen in unterschiedlichen fachlichen Aufgaben bei den Sparkassen Fürstenfeldbruck und zwölf Jahren bei der Sparkasse Ingolstadt bin ich seit 2003 Vorstand der Sparkasse Donauwörth. Nach meiner Ausbildung habe ich innerhalb der Sparkassenfinanzgruppe diverse Fortbildungen absolviert und u.a. 1993 den Dipl. Sparkassenbetriebswirt abgeschlossen.

Seit wie vielen Jahren sind Sie mittlerweile bei der Sparkasse tätig?

JN: Im Grunde genommen bin ich seit meiner Ausbildung durchgängig bei Sparkassen tätig und habe meine Arbeit nur für 15 Monate Grundwehrdienst unterbrochen. Insgesamt sind das jetzt 41 Jahre Sparkassenzeit und davon fast die Hälfte hier bei der Sparkasse Donauwörth.

War für Sie immer klar, dass Sie dem Bankwesen treu bleiben wollen bzw. werden?

JN: Ehrlich gesagt gab es nie die Überlegung in eine komplett fachfremde Branche zu wechseln. Dafür hat mich das Bankwesen seit der ersten Minute zu sehr fasziniert. Hinzu kommt, dass ich bereits in jungen Jahren das Glück hatte innerhalb der Sparkassengruppe Verantwotung übernehmen zu dürfen und mitgestalten konnte.

Vorurteile des Berufes

Vielleicht gibt es an dieser Stelle auch kurz die Möglichkeit mit einigen Vorurteilen gegenüber der Bankenausbildung aufzuräumen.

Muss man für den Beruf des Bankkaufmanns/der Bankkauffrau wirklich gut in Mathe sein und sich bereits am Anfang der neunten Klasse für die Ausbildung bewerben?

JN: Das Gerücht möchte ich auf alle Fälle entkräften. Natürlich ist es durchaus von Vorteil, wenn man die Grundrechenarten beherrscht. Ein Beispiel: Wenn man drei Prozent von 20 000 im Kopf rechnen kann, hilft uns das in der täglichen Arbeit schon weiter. Bewerber*innen brauchen aber sicher keinen Mathe-Leistungs-kurs und müssen auch keine Ableitungen kennen. Mathematik schadet nicht, aber noch wichtiger ist, dass man gern mit Menschen zu tun hat. Bezüglich des Themas Bewerbung. Hier hat sich in den ver-gangenen Jahren vieles verändert. Wir würden uns zwar freuen, wenn wir viele Bewerbungen zum Ende der neunten Klasse bekommen würden. Die Realität sieht aber so aus, dass junge Menschen heutzutage mehr ausprobieren und sich nicht so früh auf eine Ausbildung festlegen möchten. Darauf haben auch wir als Arbeitgeber reagiert und setzen eine frühzeitige Bewerbung nicht mehr voraus – ganz im Gegenteil. Erst in diesem Jahr haben wir eine Auszubildende noch nach dem offiziellen Ausbildungsstart eingestellt, weil noch Kapazitäten frei waren.

 Sie sind mittlerweile seit 2005 Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Donauwörth.  Wie können sich unsere Leser*innen Ihren typischen Arbeitsalltag vorstellen?

JN: Üblicherweise gehe ich morgens zuallererst die E-Mails durch, die am Vortrag übriggeblieben sind oder die ich über die Abendstunden erhalten habe. Danach habe ich regelmäßig Termine mit Mitarbeiter*innen, Kund*innen oder Besprechungen. Dazwischen immer wieder Entscheidungen, die ich als Leiter eines Unternehmens treffen muss. Dazu gehören Personalentscheidungen genauso wie zum Beispiel Entscheidungen über die Zukunft unserer Sparkassengebäude. Natürlich ist das meiste von unseren Mitarbeitern vorbereitet aber am Ende kommt es auf die Unterschrift von Herrn Scholz (Anm. d. Redaktion: Michael Scholz ist Vorstandsmitglied der Sparkasse Donauwörth) und mir an. Deshalb müssen wir uns intensiv mit den entsprechenden Themen beschäftigen. Zusammengefasst – sehr viel reden und sehr viel mit Menschen zusammenarbeiten und noch häufiger Lösungen suchen und Lösungen finden.

Bleibt da noch Zeit für die „klassische Arbeit“ als Bankkaufmann?

JN: Das ist das Schöne an der Arbeit bei der Sparkasse Donauwörth. Ich würde behaupten, dass immer noch rund 60 Prozent meiner Arbeit mit Kunden in Verbindung stehen. Ich bin eben nicht nur mit Entscheidungen rund um die Sparkasse betraut, sondern habe auch die Möglichkeit Firmen aus der Region zu besuchen, über Investitionen zu sprechen. Diese Nähe zu den Kunden konnte ich mir zum Glück erhalten und genieße ich auch. Ohne diese Nähe zu Kunden und zu Menschen, wäre die Aufgabe schon sehr abstrakt und wäre nicht mehr das, weshalb ich ursprünglich einmal bei der Bank angefangen haben zu arbeiten.

Die Sparkasse im Wandel der Zeit

Natzer präsentiert die Sparkasse auch nach außen. Bild: Sparkasse Donauwörth

Die Sparkasse Donauwörth kann mittlerweile auf eine lange Historie zurückblicken und feiert 2023 ihr 200-jähriges Jubiläum. Wie interpretieren Sie aus heutiger Sicht die Gründungsidee der Sparkasse?

JN: Ja es stimmt, wir werden 2023 200 Jahre alt – ein durchaus beachtliches Jubiläum. Entsprechend werden wir das Jubiläum in einem Rahmen feiern, der zu uns passt. Wir wurden in einer Zeit gegründet, in der es keine Banken gab, die sich um den Großteil der Gesellschaft, also um die Bewohner und Handwerker in Gemeinden und Städten gekümmert haben. Damals wurde die Idee geboren, kommunale Sparkassen zu gründen. Bis heute ist aus dieser Zeit der Grundsatz im Bayerischen Sparkassengesetz verankert, dass die Sparkassen für die Finanzierung des Mittelstands, für die Anlage von Geldern und für den Zahlungsverkehr in ihren jeweiligen Regionen verantwortlich sind. An diesem Grundauftrag hat sich bis heute nichts geändert. Der Auftrag ist aus meiner Sicht vielleicht sogar aktueller denn je. Ich möchte zu jemanden gehen, dem ich vertraue, dem ich mein Geld geben kann und der es mir im bestenFall mit Zinsen zurückgibt. Wenn ich mir etwas kaufen oder ein Haus bauen möchte, dann leiht mir eine Bank das Geld. Eine Sparkasse steht für Regionalität und Nähe in einer immer globaleren Welt. Unser Stichwort ist mittlerweile Regionalität. Das gilt für eine Kommune, aber auch beim Einkaufen im Supermarkt, und im Bankwesen. Die Sparkasse kann hier einen wichtigen Beitrag leisten, dass Projekte vor Ort umgesetzt werden kann.

Wie hat sich das Bankwesen seit der Gründung verändert?

JN: Die Vorstellung davon, was mit Geld alles möglich ist, hat sich in den letzten 200 Jahren natürlich drastisch verändert hat. Während es früher ausgereicht hat ein Sparbuch zu besitzen, gibt es jetzt unterschiedlichste Konto- und Anlageformen. Natürlich ist unsere Arbeit auch viel digitaler geworden und dabei geht es mir nicht nur um das Thema Online-Banking. Viele junge Menschen kennen heute kein Leben ohne Bankautomat mehr. Ich habe 1984 noch miterlebt, wie wir den ersten Geldautomaten der Sparkasse Neuburg aufgestellt haben. Eine Welt, in der wir Bankgeschäfte nicht mehr digital abwickeln, ist aus heutiger Sicht nicht mehr vorstellbar. Was aber immer der Kern unserer Arbeit bleiben wird, ist das Angebot zur persönlichen Beratung.

Krieg und Inflation als Gefahr für die Sparkasse

Die Gemengelage aus dem Krieg in der Ukraine, die rasant gestiegenen Energiepreise, die schnell steigenden Zinsen und die hohe Inflation bieten jede Menge Gefahren für Banken – so zumindest die weitläufige Meinung.

Wie bewerten Sie die aktuelle Situation auf dem Finanzmarkt und welche Auswirkungen haben diese Gefahren konkret auf die Sparkasse Donauwörth bzw. den Landkreis?

JN: Am Jahresanfang hat uns Corona noch viel mehr beschäftigt. Das zeigt, in welch schnelllebiger Welt wir aktuell leben. In der Tat ist nicht nur die deutsche, sondern auch die europäische Gesellschaft vor Fragen gestellt worden, die in dieser Konzentration und dieser Geschwindigkeit nicht zu erwarten waren. Persönlich bin ich sehr froh, dass es endlich wieder Gespräche über Zinsen gibt, besonders auch deshalb, weil wir in der Vergangenheit auch schon Gespräche mit Kunden darüber führen mussten, wieviel Geld sie uns zahlen, damit sie ihr Geld auf den Konten bei uns lassen können. Schön langsam kehren wir wieder ineine Welt zurück, in der es für Geldanleger Zinsen gibt, und in der Menschen, die sich Geld leihen, wie bisher auch Zinsen zahlen müssen. Der schnelle Anstieg dieser Zinsen verbundenmit einer Inflation wie sie es in 70 Jahre nicht gab, verbunden mit einer Sorge, ob wir im Winter genug heizen können, ob uns der Strom reicht, führt dazu, dass Menschen verunsichert sind.

Die angesprochene „Finanzkrise“ betrifft nicht nur den Banken- sondern auch den Privatsektor – insbesondere im Bereich der Baufinanzierung im ländlichen Raum.

Spüren Sie hier bereits ein fallendes Interesse und weniger Anfragen?

JN: Menschen überlegen natürlich, welche Bank- oder Geldentscheidungen sie in diesen Zeiten treffen. Im Immobiliensektor – sei es Kauf oder Verkauf – stellen wir in den vergangenen sechs Monaten schon fest, dass die Nachfrage abnimmt. Einer der Gründe ist, dass es für das Baugewerbe aktuell nicht einfach ist, einem Bauinteressenten final zu sagen, was ein Haus am Ende kosten wird und in welcher Zeit das Haus fertiggestellt werden kann. Das ist keine gute Grundlage, um eine solche Entscheidung zu treffen.

Können Sie eine Prognose für das Jahr 2023 wagen?

JN: Ich persönlich denke, dass sich die Situation im kommenden Frühjahr ein wenig beruhigen wird. Der langfristige Zinssatz steigt bereits jetzt nicht mehr weiter an. Wir stellen auch fest, dass es unverändert Menschen gibt, die sich nach Finanzierungen im Immobilienbereich erkundigen. Zusammengefasst erleben wir auf keinen Fall, dass es – überspitzt formuliert – zu einer Lähmungserscheinung seitens der Bevölkerung kommt, sondern vielmehr zu einem Abwiegen und Aufschieben. Auch die ungebrochene Nachfrage nach Bausparverträgen stimmt mich zuversichtlich. Kunden, die heute einen Bausparvertrag abschließen, haben zumindest im Sinn, in den nächsten Jahren bauen zu wollen.

Wie verändert sich nach so langer Tätigkeit bei der Bank der Bezug zum Geld?

JN: Man muss schon aufpassen, dass 100 Euro immer noch 100 Euro sind. Allerdings gehen alle Menschen, die in einer Bank arbeiten tagtäglich mit Geldbeträgen um, die oft weit weg von dem sind, was man persönlich je geglaubt hätte, besitzen zu können. Gerade am Anfang ist es deshalb schon ungewohnt, man lernt aber sehr schnell damit umzugehen.

Ehrenamtliches Engagement beim Roten Kreuz

In seiner Freizeit geht Johann Natzer gerne wandern. Bild: privat

Kommen wir zu einem weiteren interessanten Themenfeld, das in ihrer Vita oft untergeht. Sie sind nicht nur Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Donauwörth, sondern seit 2021 auch Vorsitzender des Rot-Kreuz-Kreisverbands Nord-Schwaben.

Woher rührt Ihr Engagement in diesem Bereich und was sind ihre Aufgabenfelder?

JN: Ehrlich gesagt, war das Engagement beim Roten Kreuz zunächst eher ein Zufall. Mein Vorgänger als Vorstandsvorsitzender der Sparkasse, Klaus Langer, war viele Jahre als Schatzmeister des Kreisverbands tätig und hat mich mit seinem Ruhestand gefragt, ob ich sein Amt übernehmen würde. Dabei habe ich schnell festgestellt, dass das Rote Kreuz eine Institution ist, die viel Gutes leistet bzw. Gutes für die Menschen in der Region tut – nicht nur im Haupt- sondern auch im Ehrenamt. Deshalb wollte ich auch meinen persönlichen Beitrag dazu leisten, mit meinen Talenten die zahlreichen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in ihrem Alltag zu unterstützen und mitzuhelfen, dass die Dinge sich positiv weiterentwickeln. Bereits als Schatzmeister war ich hier in viele entscheidende Prozesse wie z.B. bei der Einstellung von Führungskräften oder zur Sanierung des Pflegeheims in Donauwörth, eingebunden. Rein formal haben sich meine Aufgabenfelder zwar mittlerweile erweitert. In der Praxis ist es aber so, dass die Entscheidungen im Alltag hauptsächlich von dem hauptamtlichen Geschäftsführer getroffen werden. Ich stehe dabei gern beratend und als Gesprächspartner zur Seite, leite die Vorstandssitzungen und re-präsentiere das Rote Kreuz nach außen.

Sie haben das Amt inmitten der Corona-Pandemie übernommen. Können Sie nach über einem Jahr ein erstes Resümee ziehen?

JN: Die richtige Entscheidung als Vorsitzender zu kandidieren war es, trotz der angespannten Situation aufgrund der Pandemie, absolut. Corona hat beim Roten Kreuz als Betreiber der Impfzentren zu einer Herausforderung geführt, mit der niemand gerechnet hätte. Daraus ergab sich ein immenser zeitlicher und inhaltlicher Druck und wir mussten Leute finden, die das Ganze aufbauen und koordinieren. Hier war das Ehrenamt erneut ein wichtiger Bestandteil. Das Schöne ist zu erleben, wie sich Menschen in ihrer Freizeit für Ideen und Institutionen einsetzen. Das treibt mich auch weiterhin an und motiviert mich.

Sie sind durch Ihre Position als Vorstandsvorsitzender der Sparkasse und des Rot-Kreuz-Kreis-Verbands im Banken- und Gesundheitswesen tätig – zwei aktuell sehr krisenbehaftete Zweige.

Wie entspannt die Privatperson Johann Natzer bei so viel Trubel am liebsten?

JN: In der „Nicht-Winter-Zeit“ versuche ich ganz bewusst auch mal am Wochenende in die Berge zu fahren, um zu wandern. Außerdem radle ich sehr gerne oder gehe abends in Ruhe spazieren. Im Urlaub gehört dazu auch bewusst mal nicht die Tageszeitung zu lesen oder die E-Mails zu checken, sondern räumlichen und auch gedanklichen Abstand zu gewinnen. Soweit möglich, versuche ich auch immer, mir Zeit für meine Familie freizuhalten.

Zum Ende unseres Interviews würde ich gerne noch ein ernstes Thema anschneiden. Sie haben vor rund 13 Jahren Ihren Sohn bei einem tödlichen Verkehrsunfall verloren und daraufhin die Sebastian-Johannes-Natzer-Stiftung gegründet.

Wie kam es zur Gründung Ihrer Stiftung und was sind die Ziele?

JN: Der Unfall war bestimmt einer der einschneidendsten Erlebnisse in meinem Leben. Das ist eine Situation, die kennen wir alle aus den Nachrichten und dann ist man leider selbst plötzlich davon betroffen. Meine Frau und ich haben uns damals dazu entschieden, dass von unserem Sohn mehr bleiben soll als nur die Erinnerung. Deshalb haben wir damals sehr zeitnah die Stiftung gegründet. Das Ziel soll sein, dass wir vor allem die Erstversorgung von Unfallopfern fördern wollen. Die Spenden der letzten Jahre verwendet die Stiftung u.a., um Geräte für die Wasserwacht oder die Feuerwehr anzuschaffen.

Der Selfrating-Test

Schätzen sie bitte ihre Fähigkeiten von Null Punkten - völlig unbegabt - bis zu zehn Punkten - maximale Begabung - ein.

Zuhörer? JN: 6 Punkte.

Sparfuchs? JN: 7 Punkte.

Chef? JN: 8 Punkte.

Musikalisches Talent? JN: 2 Punkte.

Welche persönliche Eigenschaft würden sie beim Selfrating-Test mit 10 Punkten bewerten? JN: Ich glaube, dass ich ein Talent dafür habe, gut mit Menschen auszukommen. Also ja, ich denke hier würde ich mir mindestens neun, wenn nicht sogar zehn Punkte geben.

Vielen Dank Herr Natzer, dass Sie sich Zeit für das Interview genommen haben.