26. Dezember 2018, 09:43
Landwirtschaft

Der Johannes-Hof setzt auf Biolandwirtschaft

Die Kühe der Stiftung Sankt Johannes leben in einem offenen Tretmist-Stall und haben dreimal so viel Platz wie ihre konventionell gehaltenen Artgenossen. Bild: Stiftung Sankt Johannes
Seit kurzem sind die Preise für Produkte in der Stiftung Sankt Johannes gestiegen. Der Anstieg liegt bei rund 10 bis 15 Prozent. Der Grund dafür ist jedoch viel mehr wert. Ab sofort darf der Johannes-Hof sich einen vollwertigen Naturland-Hof nennen.

„Die ganze Umstellung von konventioneller Landwirtschaft auf biologische Landwirtschaft hat über zwei Jahre gedauert,“ erzählt die neue stellvertretende Geschäftsführerin der Stiftung Doreen Paus. „Erst nach dieser Zeit, sind keinerlei Spritzmittel und künstliche Dünger mehr im Boden nachweisbar und unsere Produkte entsprechen den anspruchsvollen Kriterien von Naturland,“ erklärt sie weiter. In diesem Zuge hat auch der Name und das gesamte Layout einen Relaunch erlebt. Die Produkte werden nun unter dem Namen "Manufaktur" in der hauseigenen Schlossmetzgerei verkauft. „Ergebnis dieser umweltschonenden Wirtschaftsweise sind hochwertige Lebensmittel zum gesunden genießen. Dazu achten wir auf einen möglichst geschlossenen natürlichen Betriebskreislauf, bei dem Landwirtschaft und Tierhaltung miteinander kombiniert sind", so Paus. 

Und genau so läuft es nun bei der Stiftung. Auf den 52 Hektar Ackerfläche und 25 Hektar Grünland wird das angebaut, was die Tiere brauchen um gefüttert zu werden. So kann die Landwirtschaft den gesamten Bedarf an Futter decken. „Und genauso wichtig ist es, genügend Tiere und damit Gülle zu haben, um die Flächen zu düngen,“ erklärt Doreen Paus weiter. „Eine ökologische Landwirtschaft funktioniert nur, wenn Tierhaltung und Ackerbau in Kombination gesehen werden,“ erklärt sie.

Ökologisch Tierhaltung

Die Umstellung von konventioneller Tierhaltung auf Ökologische, lässt sich ganz gut am Beispiel der Schweinemast beschreiben. „Die Ferkel werden hier in einem Bauernhof in Schweinspoint geboren. Zuerst war unser Produzent nicht begeistert. Am Ende konnten wir ihn aber überzeugen, sich ebenfalls auf Naturland zertifizieren zu lassen,“ erzählt Paus. Die Ferkel bleiben 40 Tage bei der Mutter, ehe sie für weitere 40 Tage in die Ferkelzucht kommen. Schließlich geht es zur Stiftung auf den Bauernhof. Hier leben die Schweine noch weitere rund 100 Tage und bekommen eine Mischung aus Gerste, Weizen und Soja. Sie leben in einem Bio-Kistenstall mit Schlammbereich, Strohbereich und einem überdachten Raum. Haben die Schweine bei konventioneller Landwirtschaft einen Platz von 0,75 Quadratmeter, verdoppelt die Stiftung im Rahmen der Umstellung den Platz auf fast 1,5 Quadratmeter Platz. Außerdem wird die Mast schonender geführt, die Tiere nehmen langsamer zu und leben länger.

„Wir bestellen kastrierte Ferkel und setzen dort auch hohe Maßstäbe. Die Ferkel werden noch beim Erzeuger in Vollnarkose kastriert. Das hat einen Mehrpreis, welchen wir aber gerne in Kauf nehmen", erklärt Paus. 

Tierwohl wird groß geschrieben

Nicht nur die Schweine haben Vorteile, auch die Hühner und Rinder. So dürfen laut Naturland-Richtlinien nur sechs anstelle von neun Hühnern auf dem Quadratmeter gehalten werden. Dazu kommen pro Huhn weitere 4 Quadratmeter Auslauf. Die Hühner leben rund 14 Monate bei der Stiftung. Dann gehen sie entweder in die Schlachtung oder werden weiterverkauft. „Auch hier setzen wir auf Tierwohl. Die männlichen Geschwister der Hühner werden nicht geschreddert, sondern aufgezogen.“

Bei den Rindern haben die Mastrinder ein Platzangebot von knapp neun Quadratmetern im Bio-Tretmiststall mit Stroheinstreu. Beim konventionellen Vollspaltenboden sind es gerade einmal drei Quadratmeter. Die Jungrinder kommen aus Feldheim und haben so eine kurze Anreise. Nach rund 14 Monaten in der Stiftung gehen die Tiere dann die rund 500 Meter zur Metzgerei.

Insgesamt leben auf dem Hof 200 Mastschweine, 40 Rinder und 600 Legehennen. Von den erzeugten Produkten werden über 90% selbst verwendet und vermarktet. Nicht nur in der hauseigenen Metzgerei, sondern auch in der Küche für die Bewohner. „So haben unsere Klienten eine noch besser Qualität auf dem Teller,“ erklärt Paus.

Warum noch Landwirtschaft?

Aber warum geht die Stiftung den teuren Weg einer Biologischen Landwirtschaft? „Wir sind uns einfach sicher, dass es der richtige Weg ist. Unsere Bewohner bauen eine intensive Beziehung zu den Tieren auf. Sie sind nicht nur Nutztiere, sondern auch Weggefährten. Darum sollen sie ein schönes Leben haben. Außerdem benötigen wir durch die biologische Landwirtschaft mehr Personal und können so auch mehr Menschen eine Anstellung geben. Das zieht sich weiter durch die Metzgerei, die Küche und schließlich den Verkauf. Auch wenn es höhere Preise zur Folge hat. Wir tun unserem Planeten damit etwas Gutes,“ so Paus abschließend. „In Zukunft wird es immer mehr Menschen geben, die Betreuung oder Unterstützung in verschiedenen Formen benötigen. Dafür wollen wir uns aufstellen.“